Eisige Umarmung (German Edition)
…“
Nikita verschränkte die Arme auf dem Rücken. „Dann wäre das ganze Projekt gefährdet. Ich nehme an, du versuchst bereits, die Namen der zehn Versuchspersonen herauszufinden?“
Kaleb nickte. „Es bringt nichts, gegen Ming vorzugehen, bevor wir nicht mehr in der Hand haben. Es ist zu riskant, ihn zum Feind zu haben. Unsere Interessen wären massiv gefährdet, sobald die Scotts die Mehrheit der Ratsstimmen hinter sich hätten.“
„So ist es.“
„Es gibt allerdings noch eine andere Möglichkeit“, sagte Kaleb. „Die Scotts könnten sich ohne Mings Wissen in sein Projekt eingemischt haben – sie haben ja bereits einmal ohne jede Unterstützung agiert.“
„Dann würde Ming nicht mehr ihr Verbündeter sein oder ihnen zumindest seine Unterstützung entziehen.“ Nikita schien einen Entschluss gefasst zu haben. „Wir werden die nächsten Schritte planen, sobald uns mehr Informationen zur Verfügung stehen. Oder hast du einen triftigen Grund, sofort zu handeln?“
„Es besteht kein Grund zur Eile.“
„Da draußen laufen eine Menge Gestaltwandler herum.“ Nikita deutete auf den Platz. „Wie ist das Verhältnis der verschiedenen Völker zueinander in deiner Stadt?“
Moskau war nicht einfach eine Stadt, aber er ließ es durchgehen. „Stabil. Das hiesige Wolfsrudel kämpft gerade mit einem gut situierten Bärenclan um die Vorherrschaft. Deshalb interessieren sie sich nicht für Medialenangelegenheiten. Die Menschen stellen sowieso keine Bedrohung dar.“
„Das tun sie nie.“ Nikita tat die Menschen mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. „Vor Saschas Ausstieg aus dem Medialnet haben wir herausgefunden, dass die Rudel der Gestaltwandler nicht so isoliert voneinander leben, wie bisher angenommen – ich versuche gerade herauszufinden, wie weit die Zusammenarbeit geht. Hast du irgendwelche Hinweise, dass die Wölfe hier Kontakt zu den SnowDancer-Wölfen haben?“
Kaleb schüttelte den Kopf. „Das BlackEdge-Rudel hat keinerlei Kontakte außerhalb dieser Region. Sie denken nicht so weit, sind zu verstrickt in ihre lokalen Kämpfe.“
„Hoffen wir, dass es so bleibt.“ Nikita ging zur Tür.
Kaleb eilte ihr nach. „Du willst schon gehen?“
„In ein paar Stunden habe ich eine Besprechung in San Francisco.“
„Der Jet wird dich rechtzeitig hinbringen.“ Er war nur eines seiner Flugzeuge, entworfen und gebaut in einem Unternehmen, dessen Haupteigner er war. „Ich halte dich auf dem Laufenden. Sicherlich hast du genügend damit zu tun, die Pläne bezüglich der DarkRiver-Leoparden und SnowDancer-Wölfe in die Tat umzusetzen.“ Eine bewusste Anspielung auf ihre dominierende Rolle.
Nikita hatte vorhin deutlich gemacht, dass sie das Vorgehen des Rates nicht guthieß. Trotzdem war sie mit der Durchführung beauftragt worden, denn wie Shoshanna völlig richtig bemerkt hatte, musste sie den Schlamassel vor ihrer Haustür selbst beseitigen. Vor allem, da ihre Tochter ein Teil des Problems war.
Nikita lächelte ihn kalt an. Das hieß natürlich gar nichts. „Wenn die erste Phase des Plans wie erwartet funktioniert, werden wir bald ein paar Todesfälle in den Reihen der Gestaltwandler haben.“
15
Am Morgen nach Judds Traum ging Brenna hinaus in den Wald. Der Schnee lag schwer auf den Ästen, und die Luft war kalt und klar. Sie hatte viel Zeit zum Nachdenken gehabt, denn Judd war bereits seit Stunden unterwegs, um die Lage an der Grenze zu überprüfen.
Sie wollen nicht begreifen, was ich Ihnen sagen will.
Judd glaubte, sie hätte ein rosarotes Bild vom ihm, doch da irrte er sich. Sie wusste, was er getan hatte, hatte seine dunklen Seiten gesehen. Aber sie hatte auch schon in das Antlitz des Bösen geschaut, hatte den Abschaum in ihrem Geist gespürt. Deshalb wusste sie ganz genau, dass Judd nicht dazugehörte.
Sein Bekenntnis hatte sie nicht überrascht. Sie hatte ihn von Anfang an nicht für einen Engel gehalten. Dennoch hatte er sie angezogen, ihr wildes Herz hatte eine Kraft in ihm gespürt, die ihre eigene ergänzen und nähren würde. Sie hatte nie Angst davor gehabt, dass –
Links von ihr bewegte sich etwas.
Sie erstarrte, hob witternd den Kopf und merkte, wie sich ihre Augen plötzlich weiteten. Instinktiv wollte sie Judd rufen, aber sie wusste nicht, wo er war. Sie konnte sich auch nicht in die Hütte zurückziehen – ihr Weg hatte sie zu weit fortgeführt – und die Waffen dort drinnen nutzten ihr hier nichts. Sie konnte sich nicht einmal verteidigen, indem sie die
Weitere Kostenlose Bücher