Eisige Umarmung (German Edition)
kein wichtiger Teil des Gehirns betroffen ist, können die meisten Fehler wieder rückgängig gemacht werden.“
„Aber es zeugt von großem Vertrauen, sich neben jemandem zu verwandeln.“
Lara lächelte. „Marlee muss ihren Onkel Judd sehr mögen.“
„Nur ihren Papa hat sie lieber“, flüsterte Ben laut wie ein Schauspieler.
„Nun ja“, Lara zwinkerte, „Zweitbester ist auch nicht schlecht. Tschau, Judd.“
Judd erwischte sich dabei, wie er die Hand hob und Ben zum Abschied winkte. Er stand immer noch an derselben Stelle und versuchte, sich einen Reim auf diese außerordentliche Begegnung zu machen, als D’Arn vorüberging.
Der Soldat blieb stehen und kam noch einmal zurück. „Lassen Sie mich raten – muss ein Junges oder eine Frau gewesen sein.“
„Woher wissen Sie das?“
„Es gibt nicht viel anderes, das einen Mann so gucken lässt.“ D’Arn grinste. „Ein paar von uns wollen ein bisschen trainieren. Möchten Sie mitmachen? Spannungsabbau, Sie wissen schon – Tim geht uns einfach nicht aus dem Kopf. War kein toller Typ, aber niemand verdient einen solchen Tod. Und jetzt auch noch die Hyänen.“
„Gibt es irgendwelche Fortschritte?“ Wenn er auch nur einen Augenblick angenommen hätte, die Hyänen hätten Brenna absichtlich angegriffen, wäre er selbst hinter ihnen hergewesen. Doch sein Instinkt sagte ihm, dass die wirkliche Bedrohung Timothys Mörder war – obwohl er keine logische Erklärung für diesen Verdacht hatte. Nach dem Training mit Sienna war er an diesem Morgen noch einmal am Tatort gewesen, ohne Erfolg. Er hatte das unbehagliche Gefühl, etwas übersehen zu haben.
„Wir sind schon weiter, haben die verfluchten Aasfresser bereits aufs Korn genommen, aber dabei werden nicht alle gebraucht.“ D’Arn schüttelte den Kopf wie ein nasser Hund. „Na, egal. Sind Sie dabei?“
Judd nickte. Brenna war in der Höhle sicher aufgehoben, und er hatte keine Aufträge. Vielleicht war körperliche Anstrengung genau das, was er brauchte, um den Kopf klar zu kriegen und alle Anhaltspunkte richtig zu verknüpfen. „Wie lauten die Regeln?“
D’Arn setzte sich in Bewegung. „Menschliche Gestalt. Drew wird Laserabzeichen austeilen. Ein Körpertreffer mit dem Laser wird registriert und als leicht, schwächend, blind machend und so weiter eingestuft – Sie werden schon sehen.“ Er öffnete eine Tür.
„Wie viele Mannschaften?“ Judd hatte diese Art von Übungskämpfen sowohl auf körperlicher als auch auf geistiger Ebene mitgemacht. Wer als Pfeilgardist nicht zum Schatten werden konnte, überlebte nicht lange.
„Zwei.“ D’Arn trat ins Freie. „Mediale und ein Team aus Menschen und Gestaltwandlern.“
„Mediale?“, fragte Judd, während sie durch die weiße Zone gingen.
„Nicht-Mediale müssen die Zielperson im Rücken treffen.“ D’Arn verzog das Gesicht. „Ist gegen die normalen Regeln, aber man ist bei diesem Spiel sofort tot, wenn der Mediale einen sieht. Keine zweite Chance.“
Judd sah das auch so – Mediale konnte zwar die Gehirne von Gestaltwandlern nur unter Einsatz äußerster Kräfte manipulieren, aber ein einziger zielgerichteter Blick brachte den Tod. „Bei den Wolfssoldaten gibt es auch Menschen?“ Er selbst konnte mit seinen medialen Fähigkeiten die Vorteile kompensieren, die Gestaltwandler mit ihrer Schnelligkeit, ihren scharfen Sinnen und ihrer Körperkraft hatten. Zumindest in dieser Hinsicht hatten Menschen nichts zu bieten. „Sind es Partner von Wölfen?“
D’Arn schüttelte den Kopf. „Nicht alle. Saul ja, er war früher bei der Navy. Aber Kieran wurde als Kind adoptiert. Und Sing-Liu kennen Sie ja schon.“
Die kleine Frau mit den ausdruckslosen Augen einer Auftragskillerin war also ein Mensch, darauf wäre Judd nie gekommen. Sie bewegte sich eher wie ein Leopard. „Kampfkunst?“
„Nee. Unser kleines Porzellanpüppchen mag Messer.“ D’Arn hatte den Satz kaum ausgesprochen, als ein Messer unglaublich dicht an seinem Ohr vorbeiflog und in einen Baumstamm fuhr. Doch D’Arn nahm keine Abwehrhaltung ein, sondern lachte und hob die Hände. „War doch nur Spaß, Süße.“
Sing-Liu tauchte zu ihrer Rechten aus dem Wald auf. „Irgendwann einmal“, sagte sie drohend und kam näher, „wirst du es zu weit treiben. Und dann werde ich dich zwingen, alles zurückzunehmen.“
Der Wolf zog das Messer, dem er ausgewichen war, aus dem Baum und senkte den Arm. „Versprochen? Machst du dann auch diese verrückten Dinge mit Fesseln und
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