Eisige Umarmung (German Edition)
allein schaffen konnte, auch wenn es das geringste ihrer Probleme war. „Dann sollte ich wohl lieber zurückfahren, hm?“ Sie konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen.
„Ach, zum Teufel – ich bin hier zum Personenschutz und könnte ihn ja auch dir anbieten.“ Sein Blick hätte auch von einem ihrer Brüder stammen können. „Wo geht’s hin?“
Sie hätte ihn umarmen mögen und strahlte ihn an. „Zu Miss Leozandra.“
Kurz vor Sonnenuntergang war Brenna wieder auf dem Rückweg, der Küchenchef bei Miss Leozandra hatte sie mit einem späten Mittagessen und einem Nachmittagsimbiss versorgt. Sie wusste nicht mehr, was sie gegessen hatte, so begeistert war sie von ihren schulterlangen Haaren. Die durch Gentechnik ermöglichte Haarverlängerung war tadellos – nicht einmal sie selbst wusste noch, wo ihre eigenen Haare aufhörten und das Kunsthaar anfing. Und sie hatte sogar wieder einen Pony.
Nicht einmal die Tatsache, dass mehrere Wachposten ihre Rückkehr bemerkten, konnte ihre gute Laune dämpfen. Riley würde bald Bescheid wissen, aber das war ihr egal. Und die Komplimente der Vorübergehenden steigerten ihr Glücksgefühl noch.
Sie wusste nicht, wer von ihnen beiden mehr überrascht war, als sie um die Ecke bog und Judd vor ihrer Tür vorfand. Sein Gesicht verriet natürlich keinerlei Regung, aber das Flackern seiner Augen sagte ihr, dass sie ihn in einem unbeobachteten Augenblick erwischt hatte. Er sie übrigens auch.
„Sie sehen gut aus.“ Ungläubig schaute sie ihn genauer an. Offensichtlich hatte er geduscht und eine neue schwarze Jeans und ein frisches T-Shirt angezogen. Aber sie konnte keine blauen Flecken entdecken.
„Warum sollte ich auch nicht?“
„Weil Sie sich mit meinem Bruder im Wald rumgetrieben haben.“ Sie schloss die Tür auf und ging hinein. Trotz all seiner Bemühungen, seine Gefühle zurückzuhalten, hatte er sie gesucht. Sie versuchte, ihre Freude darüber zu verbergen, während er die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ.
„Hmmm.“ Er trat einen Schritt auf sie zu und nahm eine Haarsträhne in die Hand. „Sehr weich.“
Sie sagte kein Wort, als er die Strähnen immer wieder durch die Finger gleiten ließ, als wolle er herausfinden, wo die Hightech-Fasern mit ihren Haaren verbunden waren … aber vielleicht gefiel es ihm auch einfach nur.
„Vollkommen.“ Er ließ die Strähnen los.
„Gefällt es Ihnen?“, fragte sie ihn wider besseres Wissen.
„Das habe ich doch schon gesagt.“
Vollkommen .
Sie hatte diese Bemerkung auf die Qualität der Extensions bezogen, aber es hatte ihr gegolten. „Oh.“ Obwohl sie sich ungewohnt schüchtern fühlte, umarmte sie ihn. Er wurde ganz steif, aber irgendwie wusste sie, dass es nicht die Reaktion auf ihre Berührung war. Sie trat einen Schritt zurück und schob sein T-Shirt hoch. „Lassen Sie mich raten: gebrochene Rippen?“
„Brenna.“ Er versuchte, das Hemd wieder herunterzuziehen, aber sie schob seine Hand weg.
„O Gott!“ Die ganze linke Seite war dunkelblau. „Warum tragen Sie keinen Verband?“
„Das brauche ich nicht.“
Sie ließ das T-Shirt wieder los. „Na schön. Bleiben Sie nur bei Ihrem Machogehabe!“ Dann fiel ihr plötzlich etwas ein. Ihr wurde eiskalt. „Judd, wie sieht Drew aus?“
„Schlimmer.“
„Ist er tot?“, wagte sie zu fragen.
„Nein.“
Die Erleichterung ließ sie ein wenig schwindlig werden. „Ich dachte, ihr Jungs spielt mit Lasern.“
„Wir haben ein paar neue Regeln eingeführt.“ Offensichtlich würde sie nicht mehr aus ihm herauskriegen.
Sie hob die Hände. „Sie sind noch am Leben. Drew ebenfalls. Das reicht mir völlig.“ Sie ging zur Küchenzeile und nahm ein paar Eisbeutel aus dem Kühlschrank. „Setzen Sie sich!“
„Ich habe doch …“
„Setzen!“
Er ließ sich auf einen Stuhl fallen und protestierte nicht, als sie die Eisbeutel in ein kleines Handtuch einwickelte und ihm an die Rippen drückte. „Männer und Testosteron. Warum muss das so sein?“, murmelte sie und stellte sich zwischen seine ausgestreckten Beine.
„Ohne würdet ihr Frauen uns sicher nicht mögen.“ Er klemmte die Eisbeutel unter seinem Arm fest. „Das ist nicht notwendig.“
Sie wollte gerade eine schnippische Antwort geben, als ihr klar wurde, dass er nur zu ihr gekommen war, weil sie diesen Wirbel machte, ganz egal, welche Ausrede er sich zurechtgelegt hatte. Die Kehle wurde ihr eng. „Tun Sie es mir zuliebe“, sagte sie und strich ihm die Haare aus der Stirn.
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