Eisige Umarmung (German Edition)
Messern? Ach, bitte!“
Judd überlegte, ob D’Arn vielleicht todessüchtig war. Aber Sing-Liu lachte und küsste den Soldaten, und ihre Augen sahen plötzlich sehr verführerisch aus. Überraschung war nur ein schwacher Ausdruck für das, was Judd empfand.
„Sind ein Paar“, meinte Drew, der auch gerade aufgetaucht war. „Porzellanpüppchen ist ihr Spitzname. Es macht ihr nichts aus, wenn man sie so nennt – versuchen Sie’s nur.“
„Damit ich ein Messer in den Rücken kriege“, entgegnete Judd und verglich sein Verhalten Brenna gegenüber mit dem von D’Arn und Sing-Liu. Wenn man eins und eins zusammenzählte, war klar, dass er seiner Wölfin nicht im Geringsten geben konnte, was sie brauchte. „Ich glaube, ich verzichte lieber.“
„Es wäre einen Versuch wert.“ Drew zuckte die Achseln. „Auf zum Spiel.“ Ein grimmiges Lächeln lag auf seinen Lippen.
Judd war mehr als bereit zum Kampf, die Spannung in ihm hatte ihren Höhepunkt erreicht. „Ja los, spielen wir.“
Brenna war bereits zwanzig Minuten lang unterwegs auf der Suche nach Judd. Sascha war gerade gegangen, sie hatten lange miteinander gesprochen. Die Empathin hatte Brenna zwar keine Antworten auf ihre Fragen geben können, sie aber schließlich davon überzeugt, dass ihr Verhalten kein Anzeichen von Wahnsinn war. Brenna wollte diese Erleichterung mit Judd teilen, wollte ihm sagen, dass die Gewalt, mit der sie ihm gestern die Haut zerfetzt hatte, nur aus einem Augenblick der Verwirrung entstanden war … obwohl sie das selbst kaum glauben konnte.
In der Nähe von Hawkes Büro traf sie eine Freundin. „Lucy, hast du den großen, dunklen Schweiger gesehen?“
„Welchen?“, entgegnete die andere Wölfin. „Deiner macht Kriegsspielchen mit Andrew und ein paar anderen.“
Brenna spürte, wie alle Farbe aus ihrem Gesicht wich. „Wie bitte?“
„Mach dir keine Sorgen“, rief Lucy ihr nach, als sie davoneilte. „Er ist doch schon groß.“
Aber Drew dürstete nach Blut, besonders bei Männern, die es wagten, sich mit seiner kleinen Schwester einzulassen. Und so wie Judd ihn gestern in die Schranken gewiesen hatte … „Ruhig, ganz ruhig“, sagte sie sich. „Er ist ein Medialer. Mit sehr großen Kräften.“ Um Himmels willen. Und wenn er Drew tötete?
Sie fuhr sich nervös mit der Hand durchs Haar. Plötzlich kam ihr eine Idee. Sie konnte hier vor Sorgen verrückt werden oder … Sie drehte sich auf dem Absatz herum und lief Lucy hinterher. Ihre Freundin lächelte und öffnete den Mund, um etwas zu sagen.
In diesem Augenblick war in Hawkes Büro ein lautes Krachen zu hören. Als die beiden Frauen sich erstaunt ansahen, flog die Tür auf, und Sienna Lauren stampfte heraus. Hinter ihr flog die Tür wieder zu, als hätte ihr jemand einen Tritt gegeben. Die Siebzehnjährige sah weder Brenna noch Lucy – sie ging mit gesenktem Kopf und geballten Fäusten in die entgegengesetzte Richtung.
Lucy zog eine Augenbraue hoch. „Die verhält sich aber nicht wie eine Mediale, findest du nicht.“
„Nein.“ Brenna überlegte kurz, ob sie dem offensichtlich wütenden Mädchen hinterhergehen sollte, aber Sienna kannte sie gar nicht und hätte ihre Einmischung vielleicht nicht gerade mit Begeisterung aufgenommen.
„Ganz anders als dein Medialer. Der Mann ist reines Eis. Sexy, aber eiskalt.“
Brenna schwieg einen Augenblick. „Woher weißt du, dass wir was miteinander haben?“
Lucy lachte in ehrlicher Verwunderung. „Was ist los mit dir, Bren? Hast du den Verstand verloren? Du Dummerchen riechst doch nach ihm.“
„Oh.“ Das konnte eigentlich nicht sein, jedenfalls nicht so deutlich. Nur bei einem Liebespaar war der Duft des einen tief in dessen Partner verankert – konnte nicht mehr abgewaschen werden. Und aus Judd und ihr würde niemals ein Liebespaar werden, wenn er liquidiert wurde, weil er – Schluss damit! „Lucy, kannst du mir einen Gefallen tun? Kommst du an einen Wagen ran?“
„Sicher. Aber du doch auch.“
„Aber dann weiß Riley sofort Bescheid. Ich … ich habe so etwas wie Hausarrest.“ Sie würde die Regeln brechen, aber sie würde sich dabei nicht dumm anstellen.
„Riley tickt ja nicht richtig“, maulte Lucy. „Gestern hat er mich wegen nichts und wieder nichts angemeckert. Es wird mir ein Vergnügen sein, dich hier rauszuschmuggeln. Wo soll’s denn hingehen?“
„Zu Miss Leozandras Schönheitssalon.“ Mitten in Chinatown.
Heute würde er sich um unerledigte Geschäfte kümmern. Der
Weitere Kostenlose Bücher