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Eisiger Schatten

Eisiger Schatten

Titel: Eisiger Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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auch an seinem Mantel“, fügte er hinzu.
    Aber er erhielt keine Antwort. Nicht einmal in Form der rätselhaften Zeichen, mit denen sich die Eismenschen offenbar untereinander verständigten.
    Daron und Sarwen nahmen allerdings einen Gedanken wahr, der überraschend klar und eindeutig war.
    „Alles … rätselhaft …“
    Thamandor bekam nichts davon mit, denn der Gedanke wurde auf magische Weise übermittelt. Daron und Sarwen blickten sich jedoch suchend nach dem Eismenschen um, von dem dieser Gedanke ausgegangen war, allerdings erfolglos.
    Die Kristallkugel veränderte sich abermals.
    Aus ihrem klaren Eis formte sich ein Körper, der ungefähr die Größe von Daron und Sarwen hatte.
    Von den anderen Eismenschen unterschied er sich dadurch, dass sein Körper die kristallene Klarheit der Eiskugel behielt. Das Eis der anderen wirkte hingegen grau und war auch nicht durchsichtig.
    Auch der Kopf Kopf dieses Wesens unterschied sich von denen der anderen Eismenschen. Zwar hatte auch er kein vollständiges Gesicht, aber immerhin war ein Mund auszumachen.
    Der öffnete sich, schloss sich dann wieder, so als würde das Wesen nach Luft schnappen oder lautlos etwas vor sich hinmurmeln.
    Dann begann er zu sprechen. „Wir haben lange gerätselt, wie man sich mit euch verständigen kann. Bis wir den Botschafter unter euch erkannten.“
    „Thamandor?“, wunderte sich Daron, und das kristallene Wesen schien seinen Gedanken zu vernehmen.
    „Bei euch gibt es diese seltsame Sitte, sich Namen zu geben“, sprach es. „So wie es überhaupt sehr wichtig für euch scheint, euch von anderen zu unterscheiden. So will ich um der Höflichkeit willen darauf eingehen und euch die Möglichkeit geben, dass ihr auch mich von den anderen meines Volkes unterscheiden könnt. Nennt mich den Kristallenen!“
    „Gut, Kristallener“, meinte Thamandor. „Wo sind unsere Gefährten Lirandil und Sandrilas? Und was hatten die Bilder zu bedeuten, die auf deiner Oberfläche zu sehen waren, als du noch eine Kugel warst?“
    Der Kristallene ging darauf nicht ein. „Wir haben lange vergeblich versucht, uns mit euch zu verständigen“, sagte er stattdessen. „Schon als euer Volk in dieses Land kam, das ihr als das Zwischenland bezeichnet. Aber erst jetzt, im Angesicht der höchsten Gefahr, ist es möglich geworden, weil der Botschafter erschien.“
    „Ich heiße Thamandor“, erklärte der Waffenmeister und stellte den Flammenspeer so auf den Boden, dass er sich mit beiden Händen auf dessen hinteres Ende stützen konnte.
    „Thamandor“, wiederholte der Kristallene. „Man könnte dich aber auch Der-ohne-Magie-ist nennen oder Der-dessen-Gedanken-stumm-und-rätselhaft-bleiben oder vielleicht auch Der-sich nur-mit-Lärm-verständigt.“
    „Nun, das alles klingt etwas seltsam in meinen Ohren, aber …“
    „Wir haben immer geglaubt, dass wir eure Magie oder eure Gedanken verstehen müssen, um uns mit euch verständigen zu können. Wir haben versucht, euch mit unseren Zeichen, die wir untereinander verwenden, darauf aufmerksam zu machen. Aber anscheinend sind unsere Magie und unsere Gedanken so verschieden, dass wir uns auf diese Weise nicht austauschen können.“ Der Kristallene wandte sich an Daron. „So konntest du offenbar auch nicht die Gedankenbilder verstehen, die unsere Gesandten dir in eurer Stadt überbrachten, Thronfolger. Dabei enthielten sie eine Botschaft eurer Gefährten.“
    „Lirandil und Sandrilas?“, fragte Daron. „Wo sind sie?“
    Doch der Kristallene gab darauf keine Antwort.
    „Eine Unterhaltung scheint unter den Eismenschen ganz anders abzulaufen, als wir es gewöhnt sind“, empfing er einen Gedanken von Sarwen. „Sie scheinen Fragen prinzipiell nicht zu beantworten.“
    „Ich überlege noch immer, wieso er ausgerechnet Thamandor als Botschafter ansieht“, gab Daron zurück.
    Der Kristallene trat auf Thamandor zu. „Du kannst dich nur mittels dessen verständigen, was ihr Worte nennt.“
    „Das stimmt“, sagte Thamandor.
    „Wir haben diese Worte bisher nicht für so wichtig gehalten und es als unmöglich angesehen, dass sich euer Volk in erster Linie damit verständigt und nicht mittels Magie und eurer eigenartigen Gedanken. Aber du benutzt ausschließlich Worte, und daran haben wir erkannt, wie wichtig diese Laute für euch sind.“
    „Darum nennst du mich den Botschafter?“, fragte Thamandor.
    „Ja, Thamandor. Denn ohne dich hätten wir das nie erkannt und weiterhin geglaubt, dass es unmöglich wäre, sich

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