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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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Boden. Als er um die Ecke bog, sah er die Spitzen von zwei Gummistiefeln mit geöffneten Verschlüssen hervorlugen.
    Das Essgeräusch wurde zu einem Reißen, als würde Fleisch vom Knochen gerissen. Als er um den Labortisch herum war, fiel sein Blick zunächst auf das breite Flanellhemd, das über der Schulter eines großen Mannes spannte. Der Hüne beugte sich über einen Körper am Boden und war ganz vertieft in seine Tätigkeit. Wenn er es nicht besser wüsste, hätte Michael im ersten Moment geglaubt, es sei Danzig.
    Doch der war tot.
    Er hob einen der Skistöcke mit der scharfen Spitze und rief, da ihm nichts Besseres einfiel: »He, Sie da! Hören Sie auf … «
    Doch weiter kam er nicht. Überrascht schoss der am Boden kauernde Mann herum. Sein Bart war so blutverschmiert, dass er aussah wie ein in rote Farbe getauchter Pinsel. Die Augen waren blutunterlaufen und funkelten wütend. Michael war so verblüfft, dass er zurückwich. Knurrend stürzte sich der Mann auf ihn. Einer der Skistöcke wurde Michael aus der Hand gerissen und flog krachend gegen eine Vitrine. Lawson brüllte: »Was ist da los?«, ehe er klappernd durch das Labyrinth rannte.
    Der Mann hatte Michael am Kragen gepackt, fast, als würde er etwas suchen, oder ihn gar um Hilfe anflehen. Sein Atem stank nach Blut und Verwesung, doch das Schlimmste war, dass es tatsächlich Danzig war. Der tote und gefrorene Danzig, dessen Kehle von einem Hund zerfetzt worden war, zerrte jetzt an Michaels Jacke. Michael taumelte zurück und stieß dabei gegen ein Regal, das ins Schwanken geriet und ihn und Danzig in einem Hagel aus Dreck und Pflanzensamen unter sich begrub. Michael schlug ihm mit dem Handgriff des Skistocks ins Gesicht und wünschte, er könnte das spitze Ende zum Einsatz bringen. Danzigs Gesicht schwebte über seinem, die Zähne blutverschmiert. Seine Augen waren schwarz vor Wut und, das wurde Michael erst später klar, einer grenzenlosen Gier.
    Plötzlich flog ein anderer Skistock an Michaels Kopf vorbei und bohrte sich in Danzigs Schulter. Der Mann ließ von Michael ab und stürzte sich auf Lawson. Doch seine Stiefel rutschten auf den verstreuten Samenhülsen aus, und er musste sich erst mühsam wieder aufrappeln. Michael rollte rasch zur Seite und kam auf die Füße. Danzig hatte Lawson, der ohnehin nicht so sicher auf den Beinen war, aus dem Weg gestoßen. Jetzt lag dieser ausgestreckt auf dem Boden und wedelte wild mit den Skistöcken herum.
    Doch statt seinen Angriff fortzusetzen, wich Danzig stolpernd zurück und stürzte durch die schmalen Gänge davon, wobei er die Arme wie ein Affe schwenkte und ein Regal nach dem anderen umriss. Grassoden, Samen und Kies flogen überall durcheinander, und als Michael endlich über das Geröll geklettert war und den Plastikvorhang erreicht hatte, konnte er nur noch das Blut auf der Rampe erkennen. Eine dunkle Gestalt taumelte wie blind am Geländer entlang und verschwand im Sturm.
    15 . Dezember,
22 : 30 Uhr
    »Was zum Teufel redet ihr da?«, sagte Murphy, nachdem Michael und Lawson ihn in die Küche bugsiert hatten. Onkel Barney war außer Hörweite und briet eine letzte Pfanne Maisgrieß. »Danzig ist tot, um Himmels willen!«
    »Ist er nicht«, wiederholte Michael und hielt Kopf und Stimme gesenkt. »Das ist es ja, was wir dir die ganze Zeit zu sagen versuchen.«
    »Hast du ihn auch gesehen?«, wollte Murphy von Lawson wissen, auf der Suche nach einer Bestätigung für das Unmögliche.
    »Ja.« Lawson sah Michael an, wie um ihn zu drängen, fortzufahren.
    »Und er hat Ackerley umgebracht«, sagte Michael.
    Murphy sah aus, als würde er gleich seine eigene Zunge verschlucken. Das Blut wich aus seinem Gesicht.
    »Wir haben Ackerley in seinem Labor gefunden«, sagte Michael. »Da war er bereits tot, und Danzig hat den Leichnam zerfleischt. Jetzt ist er irgendwo da draußen.«
    Murphy lehnte sich gegen den Kühlschrank, vollkommen unfähig, dem zu folgen, was er gerade hörte. Michael konnte es ihm
nicht übel nehmen. Wenn er es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte und selbst angegriffen worden wäre, hätte er es vermutlich auch nicht geglaubt.
    »Er ist also nicht mehr im Leichensack«, sagte Murphy und sprach seinen Gedanken laut aus, »und er ist auch nicht mehr im Eiskeller, wo wir ihn hingebracht haben.«
    »Nein«, bestätigte Lawson, »da ist er nicht mehr.«
    »Und Ackerley ist ebenfalls tot«, wiederholte Murphy, als müsste er die schreckliche Information erst einmal richtig verdauen.
    »Das

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