Eiskalt Entflammt
Schrei unterdrücken. Er bewegte sich, als würden elektrische Impulse durch seine Nerven geschickt, ansonsten gab es keine weiteren Lebenszeichen. Und er wurde nicht beatmet, er musste tot sein.
Schnell folgte sie Jules, doch das Surren der Pumpen blieb präsent.
Emmet blieb vor einer Tür stehen und versuchte , den Code zu knacken. Er hatte die Abdeckung gelöst und die Kontaktkabel an seinen eigenen kleinen Rechner angeschlossen.
Einen Moment später ertönte ein kurzes Signal , und die Schiebetür öffnete sich automatisch. Das war der gefährlichste Moment, sie konnten nicht wissen ob, und wenn ja, wie viele Personen sich im Labor hinter der Tür befinden würden. An die Wand gepresst harrte sie mit gezogener Waffe aus. Doch nichts tat sich, kein verdächtiges Geräusch war zu hören. Glück gehabt.
Sie sah um die Ecke und bedeutete Emmet und Jules, dass der Raum sauber war. Leise schlichen sie nacheinander in das Labor und schlossen die Tür hinter sich.
Das war eindeutig der Raum, den Lou in Zoes Gedanken gesehen hatte. Hundertprozent. An einem großen Tisch fehlte ein Stuhl.
Das musste sein Platz sein, Lester Greys Arbeitsplatz. Als sie damals bei ihm gelebt hatte, war ihr der Rollstuhl nie weiter aufgefallen. Menschen anhand ihrer Handicaps einzuschätzen , war nicht ihre Art, schließlich hatte sie selbst genügend Probleme. Sein Intellekt und seine Kampferfahrung hatten sie vielmehr beeindruckt. Jetzt wurde ihr bei der Vorstellung, wie er in seinem Rollstuhl vor seinem Schreibtisch saß, fürchterlich übel.
Sie verdrängte den Gedanken und konzentrierte sich darauf , mit Jules den Raum abzusuchen. Emmet startete Greys Rechner und versuchte , das Passwort zu knacken. Gleich darauf klickte er sich durch das fremde Netzwerk. So schnell, dass sie unmöglich verfolgen konnte, was er da genau tat. Jules stieß einen kleinen Pfiff aus und deutete auf einen Safe. Das war es, die Unterlagen mussten dort sein.
Auf einmal hörten sie Schritte im Flur. Blitzschnell schaltete Emmet den Monitor des Computers aus und kauerte sich hinter den Schreibtisch. Jules und Lou verharrten hinter einem Regal.
Verfluchter Mist. Wer zur Hölle kam so spät in der Nacht hierher?
Einen Moment später ertönte das Signal des Transponders und die Tür öffnete sich. Sie hielt den Atem an. Jemand machte sich an einer Schublade zu schaffen und erzeugte dabei gewöhnlichen Lärm.
Geräusche waren gut, solange jede Bewegung einen normalen Ablauf verhieß, blieben sie unentdeckt. Das Signal ertönte ein zweites Mal. Scheiße. Wie viele waren denn noch hier?
„Miss Parett, S ie sollten nicht so spät Feierabend machen. Ich treffe S ie immer regelmäßiger bei meiner Runde.“
Ein Wachmann und Zoe.
„Ich habe nur noch etwas vergessen, Paul. Ich bin gleich weg.“ Zoe klang müde , und doch hatte sich etwas in ihrem Bewegungsablauf verändert, Lou konnte es genau hören. Das Tempo der Schritte passte nicht. Zoe verharrte einen Moment.
Scheiße. Lou sah Jules in die Augen, sie hatte es ebenso wahrgenommen und zog langsam eine Waffe aus ihrem Gürtel. Die Anspannung stieg, die Stille schien kein Ende zu nehmen. Zoe musste wissen, dass jemand ins Labor eingedrungen war.
„Wie geht es I hrer Frau, Paul?“
Okay, sie ging weiter, aber auch ihre Stimmlage war anders.
„Gut, danke. Sie beschwert sich über meine langen Arbeitszeiten.“ Die Stimme des Wachmannes verriet keine Alarmbereitschaft, Zoe hatte ihm kein verdecktes Zeichen gegeben.
„Warten S ie , Paul, ich komme mit I hnen raus. Ich habe , was ich gesucht habe. Einen Moment noch.“ Ein kurzes Schlüsselklappern war zu hören, danach nur noch das schnelle Klackern ihrer Absätze.
„Das wird auch Zeit, Miss Parett.“
Die Tür öffnete sich , und die Schritte der beiden verhallten in der Ferne. Lou atmete auf und entspannte sich ein wenig, wahrscheinlich hatte sie sich geirrt. Sie lugte ins Labor und traute ihren Augen kaum.
Emmet stand vor dem Safe und packte die Akten in seinen Rucksack. Danach riss er seinen Laptop vom Tisch. Er hatte es verdammt eilig.
Schnell flüchteten sie auf demselben Weg, den sie gekommen waren.
Elias zog sie wieder in den Schacht hinauf und sie krochen durch die Rohre zurück zum Einstiegsschacht.
Als sie draußen ankamen, ließ sie die kalte Nachtluft in ihre Lungen strömen. Gott sei Dank waren sie wieder draußen, das war ein schrecklicher Ort , an dem ein Mann Gott spielte.
Emmet hatte nahe einer kleinen Stadt namens Norwich
Weitere Kostenlose Bücher