Eiskalt Entflammt
ihren Ohren widerhallen. Elias lief vor ihr, er und Emmet bildeten die Vorhut. Lukas lief hinter ihr und Jules konnte man nur ausmachen, wenn man auf die kleinen Bewegungen der Büsche und Blätter achtete, denn eigentlich war es windstill.
Das Gebiet war nur durch einen hohen Zaun geschützt. Was bedeutete, dass die unterirdischen Kanäle auf jeden Fall über Sicherheitstechnik verfügen würden. Wahrscheinlich Bewegungsmelder und Kameras.
Der große, eiserne Schacht war leicht zu entdecken. Unter Säure gab das Schloss schnell nach, sodass sie nacheinander in den Schacht steigen konnten. Die Einheit verständigte sich nur mit den nötigsten Handzeichen, das Wichtigste war, leise voranzukommen und die Bewegungsmelder so früh wie möglich zu erkennen.
Sie kroch als zweite in der Reihe durch den ersten Schacht und zählte die Schweißnähte des Stahls unter ihren Händen. Alle Verbindungen waren in ungefähr anderthalb Metern Abstand verschweißt worden, um den Rohren die beste Stabilität zu geben. Eigentlich hätten sie längst auf Bewegungs melder stoßen müssen. Ihr wurde mulmig zumute und ihre Intuition schlug Alarm. Doch sie kroch weiter und zählte die Abstände.
Stopp, da stimmte was nicht.
Abrupt hielt sie inne und schlug Emmet auf den Hintern, um ihn aufzuhalten. Nur ein paar Zentimeter vor ihm war die Regelmäßigkeit der Schweißverbindungen unterbrochen, die beiden unregelmäßig angebrachten Schrauben mussten Laser sein, die ein unsichtbares Strahlennetz bildeten. Kein moderner Melder, aber doch effektiv.
Emmet verstand, zückte ein Spray und sprühte es in Richtung der beiden Knöpfe. Die Partikel machten ein Infrarotnetz sichtbar. Mit kleinen Spiegeln lenkte Emmet die Strahlen vorsichtig um, damit sie vorbeikriechen konnten.
Da Emmet die Labore in der zweiten unterirdischen Ebene vermutete, seilten sie sich vorsichtig in einen zweiten Schacht ab. Jeder Handgriff saß, sie bildeten eine per fekte Einheit.
Sie schlichen weiter durch die schmalen Rohre, immer öfter kamen sie an vergitterten Luftschächten vorbei, durch die man helle Flure erkennen konnte. Bislang war kein Mensch zu sehen.
Wie sollte sie den einen Flur finden, wenn hier doch alles gleich aussah?
Emmet war eine Anomalie in den Strahlungswerten des Gebiets aufgefallen, an einem Ort war die Energiedichte besonders hoch. Der beste Platz , um menschengroße Behältnisse mit Flüssigkeit und Sauerstoff zu versorgen.
Als sie an den Koordinaten der vermeintlichen Stelle ankamen, gab Emmet ein Handzeichen und deutete auf den nächsten Schacht. Er drehte die Schrauben aus der Fassung und hob den Deckel leise zu ihnen hoch. Daraufhin ließ er eine Minikamera in den Schacht hinunter, so konnten sie sich einen Überblick verschaffen. Er klappte einen Bildschirm, nicht größer als ein Brillenglas, über sein rechtes Auge und checkte darüber das Kamera bild.
Sie waren an der richtigen Stelle angekommen, dort befanden sich die Glasbehälter. Er erklärte per Handzeichen, in welchem Winkel und Rhythmus die Überwachungskameras den Flur abschwenkten , und zeigte dann den perfekten Moment zum Abstieg an. Elias verkeilte sich mit seinen Beinen so im Rohr, dass er Jules problemlos mit einem dünnen Drahtseil an einer Halterung hinunterlassen konnte. Danach kam Lou , und als L etzter folgte Emmet. Elias und Lukas blieben im Schacht , um ihnen einen schnellen Rückzug zu ermöglichen. Es wäre ihr lieber gewesen, wenn Elias in ihrer Nähe geblieben wäre, aber sie war ebenso Profi wie er und musste da durch. Doch es schien ihm genauso zu gehen, denn als er sie abseilte , bedachte er sie mit einem strengen Blick. Irgendwie süß, als würde das helfen.
Emmet behielt recht . Zu dritt schlichen sie durch den langen, kargen Flur mit Neonbeleuchtung. Die Behälter brummten und gaben dem ganzen Raum ein gespenstisches Flair. Jules lief vor und genoss den Vorteil ihrer übernatürlich schnellen Reflexe , um den Raum zu sichern, danach koordi nierte sie Emmet und Lou wie Tänzer an den Behältern vorbei, immer im toten Winkel der Kameras.
Als Lou im Schatten eines Glasbehälters stand, fiel ihr Blick auf einen leblosen Körper, der in einer dunkelblauen Flüssigkeit schwebte. Der Mann war nackt, der Kopf kahl geschoren und sein Körper war über und über mit Kathetern bedeckt.
O Gott. Als sei sie in einem verdammten Gruselkabinett gelandet.
Plötzlich zuckten seine Glieder unkontrolliert, sie erschrak sich beinahe zu Tode und konnte nur knapp einen
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