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Eiskalt Entflammt

Eiskalt Entflammt

Titel: Eiskalt Entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gibbs
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wiederzu geben. Sie verkniff sich ein Lächeln, aber sie wollte verdammt sein, wenn sie den Kerl nicht mochte.
     
    *
     
    Scar saß am Bug des Motorbootes. Er lauschte dem Wasser und starrte in die dunkle Nacht.
    „Was ist los mit dir?“ Emmet tauchte aus der Kabine auf und setzte sich neben ihn. „Willst du drüber reden?“
    Emmet war der Einzige, der ihn so etwas fragen konnte. E r war einer der wenigen Menschen, die Scar schätzte und denen er hundertprozentig vertraute. Wenn man mit jemandem reden konnte, war es Emmet. Trotzdem tat er sich schwer das Gedankenchaos, das in ihm tobte, zu sortieren .
    „Vorhin im Rebellencamp, als ich unserer Neuen den Arsch gerettet habe, ist was passiert.“ Es war lächerlich, wie sollte man so was beschreiben? Verdammt, er wusste ja nicht einmal mehr, was Gefühle überhaupt waren.
    „Was ist passiert?“ Emmet stutzte.
    Es kam nicht oft vor, dass er seinen alten Freund verwirren konnte. Vielleicht musste er die Sache anders angehen. „Was hat sie drauf? Eventuell hat es etwas damit zu tun.“ Scar erinnerte sich an das Gefühl, als er Lou mit seinem Körper abgeschirmt hatte und ihr Handschuh hochgerutscht war, sodass er an ihrem Handgelenk den Puls fühlen konnte. Er war ziemlich sicher, dass er Wärme gespürt hatte, und obwohl die Berührung kurz und kaum merklich war, hatte er ihre weiche Haut unter seinen Fingerkuppen gefühlt . Die Eindrücke hallten immer noch in jeder Zelle nach. So etwas hatte er in dieser Form noch nie erlebt, das musste süchtig machen.
    Emmet rieb sich den Nacken. „Wenn sie Menschen und Gegenstände berührt, kann sie sehen, was mit ihnen vorher geschehen ist. Ich denke, deshalb ist sie auch so gut im Umgang mit Sprengstoff. Wahrscheinlich weiß sie, sobald sie eine Bombe anfasst, wie sie zusammengesetzt wurde. In ihrer Akte steht, dass ihr diese Gabe oft Probleme gemacht hat. Gefühle und Gedanken scheinen geballt auf sie einzustürmen, sodass es sie mental wie auch körperlich überfordert. Deshalb war sie bislang eine Einzelgängerin. Dazu hat sie ein Problem mit Autoritäten, sie hat sich in ihrem Job nicht viele Freunde gemacht. Fand ich sehr sympathisch. Aber warum fragst du, was ist passiert? Spuck schon aus.“
    Emmet war sichtlich beunruhigt. Auch wenn Scar keine Gefühle empfand, so konnte er sie doch in anderen Menschen lesen und deuten. Akribisch hatte er versucht , jede Gesichtsregung oder jedes Körpersignal seiner Teamkol legen abzuspeichern, um zu funktionieren und zu reagieren, ohne jemanden zu verletzen. Besonders Lukas war dabei eine große Hilfe gewesen, der Gestaltwandler hatte ihm viele emotionale Facetten gezeigt und erklärt. Seit er bei der SGU war , verstand er das Konzept von Freundschaft, Loyalität und Treue. Wenn irgendetwas ein Problem für Scar wäre, würde Emmet bedingungslos zu ihm halten und dafür sorgen, dass Lou verschwinden würde, das war klar.
    Verflucht, er wollte ihr keine Probleme machen. Aber die ganze Sache war so verdammt verwirrend. Er kam sich sehr merkwürdig vor, er saß hier auf einem Boot im Amazonas und versuchte , seinem Kumpel zu erklären, wie es in ihm aussah. Sein ganzes Leben hatte sich in zehn Sekunden auf den Kopf gestellt , und sein Körper gierte jetzt schon nach mehr, während sein Kopf ihm sagte, dass er langsam durchdrehte. Er bereute, dass er das Thema angesprochen hatte, jetzt kam er aus der Nummer nicht mehr raus. „Unsere Hände haben sich kurz berührt, und einen Moment lang dachte ich, ich k ö nnte Wärme spüren.“
    Emmet erstarrte. „Ich bin der Erste, der es dir wünschen würde, aber bist du dir da ganz sicher? Du weißt, dass das nicht möglich ist.“
    Emmet hatte recht. Viele ärztliche Tests hatten gezeigt, dass er nie wieder imstande sein würde, etwas zu fühlen. Die Nervenstränge waren tot, seine Sensorik unwiderruflich verloren. Man hatte ihn operiert, ihm einen Haufen Spritzen und Medikamente gegeben, nichts hatte die Situation verändert, die Ärzte sprachen von einer limbischen Dysfunktion. Kein MRT konnte die Ursachen für dieses Phänomen liefern, sein zentrales Nervensystem war gestört. Rein physiologisch arbeitete sein Körper, das war wie ein lebenserhaltender Trieb, wie bei einem Tier. Atmen, Essen, Schlafen, sein Organismus funktionierte. Er lebte damit, man konnte es nicht ändern. Viele Dinge waren unvermeidbar, man musste sie akzeptieren, genauso wie jeder Mensch hinnehmen musste, dass er früher oder später st arb . Einfache Fakten,

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