Eiskalt Entflammt
dunklen Augen weckten für den Bruchteil einer Sekunde eine Sehnsucht, die er nicht benennen konnte. Die kleine beiläufige Berührung, ihr Pulsschlag, hatte ihn beinahe dazu bewogen , weiter den Arm entlang zu streichen, um zu erfahren, wie sie sich dort anfühlte. Da war Leben , verflucht noch mal. In seinem Schädel brummte es. Diese Gefühle waren neu, verwirrend , und wenn er ehrlich war, machten sie ihn fertig. Hoffnung war ein Wort, das er ganz hinten in seiner kalten Seele versteckt hatte. Für ihn bestand der Großteil des Lebens aus unkalkulierbaren Katastrophen, gemischt mit der Kaltblütigkeit der Menschen. Er hatte Dinge erlebt, die sich in seine Seele gebrannt hatten. Dinge, die ihr erschreckendes Antlitz auf seiner Haut hinterlassen hatten. Das war real.
Er schlug gegen die Motorhaube. Wenn er einen Funken Hoffnung zuließ und es sich als Fehler herausstellte, wäre das sein Untergang. Er würde den letzten Teil Menschlichkeit verlieren.
Er hob eine weitere Kiste auf die Ladefläche. Die einzige Hoffnung, die er hatte , war, dass er nicht mit Lou in einem Team landen würde. Verdammt, und falls doch, würde er einfach nicht mit ihr reden. Er hatte gerade eine komplette Rebellenhochburg auseinandergenommen, was war dagegen schon eine einzelne Frau?
*
Lou konzentrierte sich darauf, an jeder Kiste vorsichtig den Zünder zu entfernen. Die einzelnen Komponenten zu trennen, war hilfreich.
Dennoch war es ihrer Ansicht nach klüger, den kompletten Zünd mech anismus zu entfernen, dann konnte niemand etwas mit dem Sprengstoff anfangen. Sie wollte nicht aufs Schiff, sie hasste Schiffe.
Schon bei der Besprechung mit Lexington hatte sie insgeheim gehofft, nicht auf das verfluchte Boot zu müssen. Man konnte fast alles von ihr verlangen, wie sie gerade bewiesen hatte, sie aus der Asservatenkammer holen und aus einem Flugzeug in den Dschungel schubsen, aber der Gedanke, auf dem Wasser gefangen zu sein, war zu beängstigend.
Außerdem wollte sie auf keinen Fall in Elias ’ Team. Seine kalten Augen und dieser eigenartige Zwischenfall während der Schießerei weckten Gefühle in ihr, über die sie nicht nachdenken wollte. Und das machte die Aussicht , mit ihm auf einer kleinen Nussschale über den Fluss zu fahren , alles andere als angenehm.
Nach dem Packen teilte Emmet die Teams ein.
„Lukas fährt mit Lou. Jules, Scar und ich nehmen das Boot.“
O gut. Muskeln, die sie gar nicht als verkrampft wahrgenommen hatte, entspannten sich schlagartig.
„Du und ich ganz allein in einem Transporter, da wird uns sicherlich was Schönes einfallen, um uns die Zeit zu vertreiben.“ Lukas grinste sie breit an.
„Träum weiter.“ Lukas hatte so eine entwaffnende Art, dass sie beinahe gelächelt hätte. Was war nur mit ihr los?
Lukas lachte auf , und Emmet und Jules grinsten. Elias hingegen stapfte mit der letzten Kiste an ihnen vorbei Richtung Anlegestelle , als hätte er nichts mitbekommen. Sie folgte ihm, denn immerhin hatte er ihr eine Schusswunde erspart , und das wollte sie nicht einfach unter den Tisch fallen lassen.
„Elias, ich …“
Abrupt blieb er stehen und sagte, ohne sich umzudrehen: „Nenn mich nicht so. Lass mich am besten in Ruhe. Wir können uns unterhalten, wenn nicht ich dir den Arsch rette, sondern du mir. Aber glaub mir, so schnell wird das nicht passieren.“
Oh. Das war deutlich.
Damit war das Gespräch beendet . E r ging einfach weiter und ließ sie stehen.
„Na gut, dann eben nicht“, murmelte sie. „Ich werde dir nie wieder den Anlass geben , mir zu helfen.“ Team hin oder her, der Kerl konnte ihr gestohlen bleiben. Warum zur Hölle versuchte sie überhaupt freundlich zu sein? Damit sie sich eine Packung abholte? Das war demütigend und verletzend. Sobald sie wieder zu H ause waren, würde sie sich aus dem Staub machen. Das war es nicht wert. Nicht umsonst hatte sie ihr Leben lang versucht , sich von Menschen fernzuhalten. Das war verflucht frustrierend. Sie schwang sich auf den Beifahrersitz und starrte vor sich hin.
Lukas setzte sich fröhlich grinsend neben sie und nickte den anderen kurz zu. Woher er immer seine gute Laune nahm, wollte sie wirklich mal wissen.
„Bis morgen, passt auf, dass euch der Kahn nicht unterm Arsch explo diert.“
Jules hatte ebenfalls ein Lächeln für ihn und sprang aufs Boot. „Solange du nicht am Steuer stehst , wird das sicher nicht passieren. Lou, pass auf, er fährt wie ein Wahnsinniger.“
Touché. Einzig Jules ’ entwaffnender
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