Eiskalt Entflammt
Seil und schlug hart gegen die Mauer des anderen Gebäudes, zog sich hoch und wartete auf Emmet. Ihr war klar, dass Elias als Letzter fliehen würde. Sie fragte sich immer wieder, warum ihre Intuition sie nicht gewarnt hatte. Normalerweise hatte sie, seit sie bei den Sprengstoffexperten gearbeitet hatte, einen siebten Sinn für Gefahren. Aber hier schienen die Gegner immer einen Schritt voraus zu sein.
Emmet kam als nächster an der Mauer an. Sie nahm nur entfernt wahr, wie sich ein schwarzer Schatten auf Elias zubewegte. Sie unterdrückte einen Schrei. Aber er hatte den Angreifer schon wahrgenommen und stellte sich dem Kampf. Seine Schläge setzten den Gegner schnell lahm, kurze Zeit später schwang er sich auf das Seil.
Ein Schuss tönte durch die Nacht , und Elias zuckte auf halber Strecke kaum merklich zusammen, eine Schulter musste getroffen sein, denn er verlor den Halt und hing nur noch mit einem Arm an der Spule.
Auf dem anderen Dach tauchten drei weitere Angreifer auf. Elias musste sich beeilen, er nahm noch einmal Schwung mit den Beinen und schaffte d as letzte St ück mit nur einem Arm. Sie halfen ihm auf das Dach, seine Schulter blutete stark. Er schien es kaum zu merken, er hatte den Halt nur durch den Aufprall der Kugel verloren.
Sie rannten die Treppen hinunter und durch den Hintereingang des Gebäudes in eine kleine Straße.
„Wir trennen uns. Scar , du weißt, wo wir uns treffen.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Ihr wurde klar, wie stark die Verbindung der beiden Männer wirklich war.
„Du gehst mit ihr, ich komme schon klar.“ Elias ’ Stimme klang neutral wie immer. Noch ehe sie etwas erwidern konnte, zog Emmet sie zur Straße und machte sich daran , ein Auto kurzzuschließen.
„Er ist verletzt, wir sollten uns nicht trennen.“
Doch Emmet ließ sich nicht ablenken, er hatte das Auto schon gestartet und gab ihr Handzeichen, das s sie ihren Hintern auf den Beifahrersitz schwingen sollte. „Meine Güte Lou, wenn jemand alleine besser klarkommt als wir alle, dann er.“
Widerwillig stieg sie ins Auto und hoffte, dass sie in Zukunft noch die Möglichkeit dazu bekommen würde, Elias darauf hinzuweisen, dass sie einen Namen hatte. Er hatte sie noch nie bei ihrem Namen genannt. Während Emmet den Wagen durch die Nacht jagte, hielt sie immer wieder Ausschau , ob sie verfolgt wurden. „Wohin fahren wir?“
Auch Emmet kontrollierte immer wieder die anderen Autos im Rück spiegel. „Es gibt einen Treffpunkt, mach dir keine Sorgen.“ Er sah sie sehr ernst und durchdringend an, als ob er abzuschätzen versuchte, wie viel er ihr erzählen k o nnte .
„Wir fahren zu meiner Schwester, sie wird sich um uns kümmern.“
Aha. Sie fuhren knapp zwei Stunden, immer wieder benutzte er Schleich wege, sie redeten kaum. Der kleine schwarze Koffer lag auf der Rückbank, wie ein stiller Zeuge, und wartete darauf, geöffnet zu werden. Doch die ganze Zeit dachte sie an Elias.
O Gott, er könnte verbluten und es nicht einmal merken.
*
Er hatte einen Streifschuss abbekommen. Okay, die Schulter sah übel aus, aber auch nicht wirklich gefährlich. Es war eher ärgerlich, dass er nicht hundertprozentig einsatzfähig war. Auf einer öffentlichen Toilette wusch er das Blut ab. Für solche Fälle hatte er immer eine kleine Flasche Sprühkleber dabei. Provisorisch klebte er die Wunde zu, seine Jacke würde ihren Zweck noch erfüllen. Er wollte so schnell wie möglich zu dem Treffpunkt. Das Verlangen danach , in Lous Nähe zu sein und sich zu vergewissern, dass sie unversehrt war, trieb ihn an.
Er hatte keine Wahl, er musste zu ihr. Öffentliche Verkehrsmittel eigneten sich immer gut , um sich schnell fortzubewegen. In der Bahn gab er sich betrunken und strahlte so viel Aggression wie möglich aus.
Kein Mensch sprach ihn an. Es würde circa drei Stunden bis zum Treffpunkt dauern, wenn er die letzte Strecke zu Fuß nahm. Der Ausdruck , den er in Lous Augen gesehen hatte, nachdem sie ihre Hellsichtigkeit eingesetzt hatte, schlich sich in seine Gedanken. Wie zur Hölle konnte sie das ertragen? Sie musste schon oft gesehen haben , wie Menschen starben. Es in ihrem Kopf miterlebt haben. Kaum zu glauben, wie sie leben konnte, ohne komplett durchzudrehen. Aber vor allem wusste er nicht, wie er es durchstehen sollte, sie noch einmal so verletzlich in seinen Armen zu halten, ohne sich dabei komplett zu vergessen.
3
Als Emmet und Lou an dem kleinen Häuschen in einem dünnbesiedelten
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