Eiskalt Entflammt
konnte sie heute verzichten.
„Es ist Lexington!“ Emmet lief zu dem Stuhl und überprüfte sofort die Lebenszeichen des alten Mannes. „Er ist tot! Scar, check alle Räume.“ Als Lou sah, dass Elias sich sofort auf den Weg durch das Gebäude machte, trat sie langsam näher an die Leiche heran.
Jemand hatte sich viel Zeit mit dem alten Herrn gelassen. Die Leiche war auf dem Stuhl zusammengesackt, die Hände hinter der Lehne zusammen gebunden. Man hatte ihn gefoltert. Die Schusswunde in seiner Stirn war ein Gnadenschuss gewesen. Emmet stand neben ihr und suchte nach Hinweisen.
„O Mann, die Sache stinkt zum Himmel. Wir müssen hier schnellst möglichst raus. Ich muss die Festplatten löschen, Gott sei Dank waren sie kodiert.“ Abrupt wandte er sich ab und lief in die Kommandozentrale. Sie blieb allein bei Lexingtons Leichnam zurück.
Das war kein einfacher Mord, das war eine brutale Demonstration. Jemand wollte Lexingtons Leiche präsentieren. Wollte, dass sie ihn so zugerichtet finden würden. Und das Schlimmste war, dass dieser jemand wusste, wer sie waren und von wo aus sie agierten. Wer hatte das getan? Auf Lexingtons Hals zeichneten sich große Blutergüsse ab.
Elektroschocker. Sie wusste, was sie zu tun hatte. Langsam ließ sie ihre Hände auf die Arme des leblosen Körpers sinken und ergab sich den Eindrücken der Vergangenheit. Die Wucht des Geschehenen packte sie sofort an jeder Faser ihres Körpers.
Mehrere Männer schleiften Lexington in die Halle, er war mit Schlägen gefoltert worden, Blut floss ihm aus Mund und Nase, aber er bettelte nicht um sein Leben, es erschien ihm aussichtslos. Sie spürte, dass er wusste, mit wem er es zu tun hatte. Man band ihn auf dem Stuhl fest, er stöhnte leicht und sagte: „Auch wenn S ie mich töten, sie werden dahinter kommen.“ Lou nahm den metallischen Geschmack von Blut wahr. Lexington hatte alle Mühe , weiterzusprechen: „Kennen S ie die Parabel vom Hasen und Igel? Der Igel sagt am Schluss ‚ ich bin schon da ’ ! Erledigen S ie es schnell, ich will nicht länger warten.“
Kleine Schweißperlen krochen ihre Wirbelsäule h in unter und durchtränkten ihr Shirt mit klammer Feuchtigkeit. Ihr Atem ging stoßweise, doch sie blieb dran. Die massive Gewalt war so heftig, dass sie Probleme hatte , die Eindrücke zu drosseln. Lexington hatte große Schmerzen, sein Tod stand kurz bevor.
„Geben S ie uns den Code des Koffers!“ In der Stimme schwang en Hass und Missachtung, leider konnte sie den Mann nur verschwommen erkennen, der brutale Gefühlsstrom war einfach zu überwältigend . Lexington flüsterte die Ziffern: „55121012“.
„Das sind acht Zahlen, alter Mann. An I hrem Koffer sehe ich nur vier Stellen, S ie scheinen schnell sterben zu wollen. Den Koffer bekommen wir auch so auf, S ie werden langsam lästig.“ Er positionierte sich direkt vor Lexington und drückte die Waffe an seine Stirn. Lou erstarrte. O Gott.
Lexington sah sie an. Nicht die Mündung der Waffe, sondern genau in ihre Augen. Verdammt. Hatte er sie aus diesem Grund geholt? Weil er mit seinem Mörder gerechnet hatte? Damit sie seinen Tod sah? Da stimmte etwas nicht, irgendwie fühlte sich alles falsch an.
Was zur Hölle ging hier vor? Raus, sie musste weg. Es gab jetzt keine Zeit , noch länger über seinen Gesichtsausdruck nachzudenken. Aber sie errichtete die inneren Barrieren zu spät. Ein Schuss hallte in ihren Ohren und sie wurde in einen tiefen, dunklen Sog gezogen.
Alles war s chwarz . Kein Laut war zu hören, kein Schmerz zu spüren, doch dann kam die Erinnerung an die Bilder. Lexington. Zu Tode gefoltert. Ein eisiger Schauder durchlief sie. Langsam kam sie zu sich und spürte, dass sie gehalten wurde. Starke Arme verscheuchten das unkontrollierbare Zittern und die Kälte in ihrem Inneren. Sie beschloss, dass sie nicht die Kraft hatte , sich gegen diese tröstende Berührung zu wehren, die Empfindungen waren noch zu stark , und ihr Körper strafte sie mit Schmerzen. Es konnte passieren, dass sie sich in der Vergangenheit verlor, je stärker die Erinnerung des Betroffenen war . J e besser sie diese Person kannte, desto gefährlicher war es für sie , die Leiche oder einen Gegenstand aus dem Besitz der getöteten Person zu berühren. Mord oder Todeserfahrungen waren die s chlimmsten Erinnerungen . Als würde man auf einer Droge hängen bleiben und nicht mehr davon loskommen. Oder selbst im Koma liegen. H ätte sie nicht jemand in den Arm genommen und den Sog der
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