Eiskalt Entflammt
die Uhrzeit unterwegs. Nach fünfzehn Meilen kommt ihr an eine alte Tankstelle, dort wartet er auf euch.“
Elias startete schon den Motor, sie musste sich beeilen. Schnell stieg sie ein und verschränkte die Arme. Sie hatte nicht vor, irgendein Wort mit Elias zu wechseln. War ihm ihr Hintern gerade eben erst aufgefallen , oder hatte er das nur so dahin gesagt ? Welcher Körperteil gefiel ihm wohl an Rose? Nein, jetzt wurde sie ungerecht.
Er setzte den Wagen ruppig zurück und fuhr los. Seine Miene war versteinert, er starrte geradeaus. Nichts Neues. Okay, das konnte sie auch.
*
Sie war so verdammt bockig. Warum war sie überhaupt so wütend auf ihn? Die letzten Kilometer war er wie ein verfluchter Idiot gerannt, um so schnell wie möglich zum Haus zu kommen. Und sie hatte nichts Besseres zu tun, als gleich wieder abhauen zu wollen.
Dabei hatte er den Eindruck gehabt, sie wäre erleichtert gewesen , ihn wiederzusehen. Erst als Rose ihn begrüßte, hatte sich ihre Haltung versteift und ihre Miene war grimmiger geworden.
Ach du Scheiße, sie war doch nicht etwa eifersüchtig? Auf Rose?
Er kannte Emmets Schwester schon eine halbe Ewigkeit, sie war fast wie ein Teil seiner Familie. Das konnte nicht wahr sein.
Oder doch? Er blinzel te zu ihr rüber , aber sie hatte sich immer noch von ihm abgewandt. Diese Frau brachte ihn um den Verstand, schon ihre Nähe reichte aus. Wenn sie sich berührten, brauchten sie nichts zu sagen. Ihre Körper reagierten ganz von allein aufeinander. Da war eine Chemie zwischen ihnen, er hatte sich noch nie so zu jemandem hingezogen gefühlt. Er versuchte , seine Stimme versöhnlich klingen zu lassen, als er ihr die Frage stellte, die ihn beschäftigte , seit er sie vor Lexingtons Leiche gefunden hatte.
„Wie fühlt es sich an, wenn du es benutzt?“ Es hatte so ausgesehen, als sei sie in einem hypnotischen Zustand gefangen gewesen. Der Moment, in dem sie über seine Frage nachdachte , zog sich ewig.
„Es ist , wie in Trance zu sein, du bist nicht mehr bei dir.“
Okay, sie sprach mit ihm, das war ein gutes Zeichen. Man musste ihr nur Zeit lassen. Er beobachtete, wie ihre Finger über die beschlagene Autoscheibe strichen und kleine Spuren in dem feuchten Film hinterließen. „Es ist , wie hinter Glas zu stehen, du kannst alles sehen, bist nur Zuschauer. Aber wenn das Glas zerbricht, spürst du alles, als wärst du direkt dabei. Jeden Schmerz, die ganze Wut.“ Etwas in ihm wurde in Aufruhr versetzt. Nicht annähernd konnte er sich ausmalen, wie es für sie sein musste.
Wie musste es sein, all dem Bösen der menschlichen Natur seelisch gegenüberzustehen und es zu fühlen?
O doch, er wusste es. Er hatte erlebt, wozu jemand fähig sein konnte. Bevor er ihr begegnet war, verband er dieses Erlebnis mit den letzten erlebten Gefühlen. Schemenhaft konnte er sich daran erinnern, wie die Hälfte seines Körpers eisig verbrannt war. Das war der eine Teil gewesen, der andere Teil hatte noch mehr gelitten. Derjenige, der den Tod seiner Mutter betrauert hatte. Ein Schmerz, der ihm das Herz zerfetzt und aus einem kleinen Jungen einen berechnenden Killer gemacht hatte. War es so ähnlich? Fühlte es sich so für sie an?
Wenn er sein Gesicht zu ihr drehen würde, könnte sie erkennen, dass auf der anderen Seite alles vernarbt war und ihm ein Teil genommen worden war. Und doch, oder gerade deshalb, wusste er genau , wovon sie sprach. Würde sie es erkennen? Hinter seinen Narben? Dass er wusste, was sie durchmachte? Er beobachtete, wie das Mondlicht dunkle Schatten über ihr Gesicht huschen ließ, während sie weitersprach.
„Das Problem ist, dass man erkennen muss, dass es nicht real ist. Manchmal bin ich der Vergangenheit so nah, dass ich nicht mehr unter scheiden kann.“ Das schien ihr beinahe peinlich zu sein. Ihre Nähe und der Klang ihrer Stimme waren angenehm, das beruhigte ihn und ließ ihn die verschwommenen Bilder seiner Vergangenheit leichter verdrängen. Außer dem sprach sie offen über ihre Gefühle und ließ ihn teilhaben. Beinahe konnte man sich einbilden, dass sie ihm vertraute und sich in seiner Gegen wart wohlfühlte. Verdammt. Er musste einfach wissen, ob sie etwas für ihn übrig hatte.
*
Sie betrachtete seine makellose Gesichtshälfte und staunte, wie schön diese war. Er hatte einen markanten Mund und geheimnisvolle dunkle Augen. Aus heiterem Himmel riss er das Lenkrad rum und fuhr den Wagen ruppig an den Straßenrand. W as war denn jetzt los? Hatte sie
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