Eiskalt [EROTIK] (German Edition)
hatte gewartet, bis ich achtzehn war und zum College ging. Mir zuliebe habe sie gewartet, sagte sie. Aber trotzdem brach sie meinem Vater das Herz, als sie verkündete, dass sie nicht mehr mit ihm verheiratet sein wollte. Knapp ein Jahr später starb mein Vater bei einem Frontalzusammenstoß mit einem Sattelzug. Zeugen berichteten, es habe keinen Grund gegeben, weshalb sein Wagen plötzlich auf die Fahrspur des Trucks geriet.
Ein Unfall? Oder Selbstmord?
Im Herzen glaubte ich, dass mein Vater Selbstmord beging, weil er es nicht ertrug, allein zu sein. Dass er keinen Grund mehr darin gesehen hatte, weiterzuleben, nachdem meine Mutter ihn verlassen hatte.
Meine Mutter glaubte, es war ein Unfall.
“Ich denke, ich komme gleich zur Sache”, sagte meine Mutter und riss mich aus meinen Gedanken, die auf Erinnerungspfaden wandelten.
“Oh?” Was bedeutete das?
“Andrew hat mich heute früh angerufen, Sophie. Er hat mir erzählt, dass ihr zwei Probleme habt.”
Ich sagte nichts. Ich konnte einfach nicht glauben, dass Andrew meine Mutter angerufen hatte, um mit ihr über unsere Ehe zu diskutieren.
Meine Mutter seufzte. “Ich wollte dir nur sagen, dass du nicht denselben Fehler machen sollst wie ich, Liebes. Wirf nicht … wirf deine Ehe nicht weg.”
“Wovon redest du?”
“Die Affäre”, erwiderte meine Mutter. “Andrew hat mir alles darüber erzählt.”
“Wirklich?”, fragte ich sarkastisch.
“Er hat Angst, dass er dich verliert, Sophie. Andrew ist ein guter Mann. Ich weiß, es gibt immer mal Probleme, aber ihr müsst versuchen, miteinander zu reden. Geht zu einem Paartherapeuten, das machen heutzutage doch so viele Leute. Aber wirf nicht das weg, was du mit ihm teilst.”
Ich ließ meine Mutter weiter ihre Standpauke halten. Mir dämmerte, dass sie tatsächlich über meine Affäre sprach. Als sie fertig war, konnte ich nicht anders: Ich fragte: “Hat er dir auch erzählt, dass er eine andere gebumst hat?”
Stille.
“Natürlich nicht. Es ist nicht so einfach, mich zu beschuldigen, wenn er dir seine Sünden gesteht.”
Es dauerte ein paar Minuten, um meine Mutter in Andrews Affäre, den drohenden Prozess und die Tatsache, dass mein Ehemann mich ermuntert hatte, mit einem anderen Mann Sex zu haben, einzuweihen.
“Er ist also nicht so unschuldig, wie er gerne behauptet”, betonte ich. “Er ist weit davon entfernt.”
“Davon wusste ich nichts”, erwiderte meine Mutter.
“Natürlich wusstest du es nicht.”
“Aber”, fuhr sie fort, “es ändert nichts an dem, was ich gesagt habe. Andrew hatte seinen Spaß, du hattest deinen Spaß. Dennoch denke ich, du hast einen guten Mann. Ich fände es schrecklich, wenn ich mitansehen müsste, wie ihr auseinandergeht.”
“Was ist, wenn ich dir sage, dass es in meiner Affäre nicht bloß um Spaß geht? Was ist, wenn ich dir erzähle, dass ich jemanden kennengelernt habe, den ich wirklich mag?” Ich wusste nicht, warum ich das sagte, außer dass ich auf Andrew wütend war, weil er intimste Dinge über mich ausplauderte. “Jemand, der möglicherweise besser für mich ist als Andrew?”
“Das meinst du nicht ernst”, antwortete meine Mutter ungläubig.
“Und wenn es so ist?” War es vielleicht ein Zeichen, dass Andrew und ich nicht mehr zusammenpassten, wenn er ohne mein Wissen meine Mutter anrief? Ich hatte Peter als anständigen Kerl kennengelernt. Er war jemand, der mich auf vielfältige Art begeisterte. Er liebte mich und er glaubte an meine Träume. Ein Leben mit ihm wäre nicht so schlecht.
Meine Mutter seufzte. “Dann würde ich dir sagen, dass ich einst auch so gedacht habe. Vielleicht hatte ich unrecht. Vielleicht hat das, was ich getan habe … zu vielen Menschen wehgetan.”
Ihre Antwort machte mich sprachlos. Noch nie hatte sie so deutlich die Verantwortung dafür übernommen, wie sehr sie meinen Vater oder mich verletzt hatte. Meine Mutter hatte meinen Vater in eine tiefe Depression getrieben, und ich war seitdem immer wütend auf sie gewesen.
Erst in den letzten Jahren begann ich mich wieder für sie zu erwärmen, da mir bewusst wurde, dass es mein Vater gewesen war, der sich selbst unwiderruflich das Leben genommen hatte. Es gab keinen Grund, meiner Mutter deshalb auf ewig böse zu sein.
“Es tut mir leid, dass ich dir wehgetan habe”, fuhr meine Mutter fort. “Es tut mir leid, was ich deinem Vater angetan habe.
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