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Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Titel: Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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»Er war blond, wie sie. Hatte die gleichen blauen Augen. Und er war … auffällig still.«
    »War sie verheiratet?«
    »Hm, ja. Ja, sie war verheiratet. Ihr Mann hat sie jeden Tag besucht. Hat ihr Blumen und Leckereien mitgebracht. Er war … Polizist. Groß, kräf … tig.« Sie wurde kreideweiß.
    »Schwester Burns?« Steven streckte die Hand aus und strich über ihre Wange. Sie war eiskalt.
    »Oh Gott.« Sie schloss die Augen. »Er war’s, nicht wahr? Ihr Mann. Der Mann, der letzte Woche hier war.«
    »Und wenn er es war?«
    »Oh Gott«, flüsterte sie. »Er hat die arme Frau geschlagen. Nancy Desmond war überzeugt davon.«
    »Schwester Burns, Sie müssen sich jetzt gut konzentrieren.« Steven ergriff ihre Hände, war kaum fähig, das Zittern seiner eigenen Hände zu unterdrücken. »Erinnern Sie sich, ob Mary Grace so eine Art Skulptur besaß, als sie hier im Krankenhaus war?«
    Burns nickte mit kleinen, ruckartigen Bewegungen. »Eine … eine Skulptur einer Heiligen. Ich weiß nicht mehr, von welcher. Nichts Teures, aber Mary Grace hatte sie während ihres gesamten Aufenthalts im Krankenhaus an ihrem Bett stehen. Ich weiß noch, dass ich das komisch fand, denn in ihrer Krankenakte war sie als Baptistin aufgeführt, nicht als Katholikin. Deshalb habe ich sie nach dem Grund gefragt. Sie sagte, es wäre das erste Mal gewesen, dass jemand ihr etwas geschenkt hatte. Sie sagte das mit ganz piepsiger Stimme. Sie hörte sich an wie ein kleines Mädchen, nicht wie eine Zwanzigjährige.«
    »Sie machen das großartig«, sagte Steven ermunternd, während er innerlich jubelte. »Nur noch eine Frage. Wer hat Mary Grace die Skulptur geschenkt?«
    Burns öffnete die Augen, die Steven vor zehn Minuten, als er sie kennen lernte, einfach freundlich gefunden hatte. Jetzt las er das blanke Entsetzen in ihnen. »Susan«, flüsterte sie. »Susan Crenshaw.«
    Steven nahm ihre Hände und führte sie hinter ihrem Empfangstisch hervor zu einem Stuhl. »Setzen Sie sich. Ich hole Ihnen ein Glas Wasser.« Er ging zum Wasserspender und stellte fest, dass Schwester Burns, als er zu ihr zurückkam, noch in der gleichen Haltung saß wie vorher. Er hockte sich vor sie hin und drückte ihr den Pappbecher in die Hand. »Trinken Sie. Schwester Burns, darf ich Ihr Telefon benutzen?«
    Sie nickte abrupt. »Ja, natürlich. Es ist …« Sie sprach nicht weiter.
    »Schon in Ordnung, Madam. Ich werde wohl eines finden.«
    Steven erhob sich und sah sich nach einem Arzt um. Er spähte in irgendein Zimmer und sah eine junge Ärztin, die eine Krankenkarte studierte. »Frau Doktor?«
    Sie drehte sich um. »Ja? Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich glaube, eine Ihrer Schwestern benötigt Hilfe.« Die Ärztin schob die Krankenkarte rasch in den Schlitz zurück, folgte Steven und hörte ihm aufmerksam zu. Als sie zu Schwester Burns kamen, hatte die Ärztin die Angelegenheit bereits fest im Griff.
    Eine Stunde später suchte Steven noch einmal die Ärztin auf. »Wie geht es Schwester Burns?«
    »Das wird schon wieder. Sie stand unter Schock.«
    Er warf einen Blick auf das Namensschildchen der Frau. »Dr. Simpson. Ich überlasse es Ihnen, wie Sie Schwester Burns über die Sachlage informieren wollen.«
    Dr. Simpson kniff die Augen zusammen. »Wie bitte?«
    Steven blinzelte. Es war ein sehr langer Tag für ihn gewesen. Er holte tief Luft und stieß sie mit einem bitteren Seufzer wieder aus. »Diese Frau, die sie gekannt hat. Susan Crenshaw.« Simpson nickte. »Miss Crenshaw ist ertrunken in einem Fluss aufgefunden worden, am Stadtrand von Greenville. Ihr Genick war gebrochen. Ich muss Schwester Burns Polizeischutz anbieten, falls sie diesen wünscht.«
    Dr. Simpson nickte. »Ich habe ihren Mann angerufen. Er müsste innerhalb der nächsten halben Stunde hier eintreffen. Sie sollten besser warten, bis er hier ist, und dann mit beiden reden.«

Chicago
    Dienstag, 13. März, 23:00 Uhr
    So dichten Verkehr hatte Winters noch nie erlebt. Dass Menschen freiwillig in einer so grauen, schmutzigen Stadt lebten, war ihm ein Rätsel. Endlich fand er einen freien Parkplatz am Straßenrand und manövrierte seinen Mietwagen in die Parkbucht.
    Er war angekommen. Und irgendwo hier in dieser schmutzigen Stadt war auch sein Sohn.
    Pech, dass anonyme Frauenhäuser nicht im Telefonbuch standen. Er musste kreativ werden, um Hanover House zu finden. Das war der einzige Grund dafür, dass er hier an dieser Ecke hockte, die der Besitzer seines schmierigen Motels ihm empfohlen

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