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Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Titel: Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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ihr gehört hat, warum hat er das in der Werkstatt in Sevier County nicht einfach gesagt?«
    »Vielleicht war es ihm nicht recht, dass sie sie hatte«, schlussfolgerte Ross.
    »In diese Richtung gehen auch meine Überlegungen. Sehen Sie, wir wissen, dass er sie misshandelt hat. Sagen Sie jetzt nicht, er wäre deswegen nicht angeklagt worden, Toni«, fauchte Steven, als sie gerade zu sprechen ansetzen wollte. »Sie haben sich alle erdenkliche Mühe gegeben, fair zu sein, aber die Beweise liegen auf der Hand. Diese Frau ist von irgendwem misshandelt worden. Wiederholt und äußerst brutal. Sie hat seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr mit ihm zusammengelebt, bis sie mit dreiundzwanzig Jahren verschwand. Einige der Verletzungen auf diesen Fotos sind frisch. Wer außer Winters kam denn an sie heran, um ihr den Rücken zerfleischen zu können? Dieses Märchen von der neunschwänzigen Katze? Ich bitte Sie, Toni.«
    Ross seufzte. »Gut, dann hat Winters eben seine Ehefrau misshandelt.« Sie hob einen Finger. »So lautet die Anklage. Er hat ein Recht auf einen fairen Prozess.«
    Steven sprang auf und trat nach seinem Stuhl. »Er hat ein Recht auf …« Er unterbrach sich mitten im Satz. Zügelte seine Wut. »Entschuldigen Sie. Gewöhnlich bin ich nicht so respektlos.«
    Ross lächelte so verhalten, dass Steven es kaum wahrnahm. »Sie tun Ihre Arbeit mit Überzeugung und Leidenschaft, Steven. Das weiß ich zu respektieren.« Ihr Lächeln trübte sich. »Mein erster Mord war Folge eines außer Kontrolle geratenen Ehekrachs. Das werde ich nie vergessen, solange ich lebe. Die Leiche der Frau, grün und blau geschlagen, die Kinder weinend in einer Ecke zusammengedrängt. Ich will denjenigen, der Mary Grace Winters geschlagen hat, genauso dringend bestraft sehen wie Sie. Also setzen Sie sich wieder, und berichten Sie mir, wie Sie Gerechtigkeit für diese Frau und ihr Kind erwirken wollen.«
    Steven holte tief Luft und setzte sich rittlings auf den Stuhl, wie vorher schon, wohl wissend, dass die Barriere der Förmlichkeit zwischen ihm und Ross jetzt eingerissen war. »Hätte Winters seiner Frau ein Heiligenbild geschenkt, Toni?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Er hasst alle Katholiken.« Sie verzog höhnisch den Mund. »Und alle Schwarzen und Juden und Homosexuellen. Ich bezweifle ernsthaft, dass die Skulptur einer katholischen Heiligen ein Geschenk von Rob an seine Frau gewesen sein könnte.«
    »Woher hatte sie sie dann? Winters behauptet, sie wäre launisch, depressiv und temperamentvoll, aber da wir annehmen, dass er sie misshandelt hat, folgt daraus, dass er sie von allen Menschen isoliert gehalten hat. Sie hatte keine Freundinnen. Ihre Eltern waren tot. Keine Geschwister. Die einzige Gelegenheit, privat mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, hatte sie …«
    »Im Krankenhaus«, vervollständigte Ross seinen Satz. »Im Krankenhaus hatte sie eine Freundin gefunden.«
    Steven nickte. »So weit bin ich auch gekommen.«
    Ross beugte sich in ihrem Sessel vor, stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch und legte das Kinn auf die Faust. »Wir müssen in Erfahrung bringen, wer sich vor neun Jahren mit Mary Grace Winters angefreundet hat.«
    »Ich bin schon dabei.« An ihrer Bürotür blieb Steven stehen. »Sie haben doch meine Handynummer?«
    »Irgendwo unter einem dieser Stapel.« Ross machte eine vage Handbewegung. »Geben Sie sie mir lieber noch einmal.«
    Er nannte ihr die Nummer und sah, wie sie sie sich in der Handfläche notierte. Was für ein Unterschied zu seinem in der Analphase stecken gebliebenen Chef. »Rufen Sie mich an, wenn Winters auftaucht.«
    »Mach ich.«

Hickory, North Carolina
    Montag, 12. März, 19:00 Uhr
    »Entschuldigen Sie, Madam.«
    Eine Krankenschwester in einem mit Teddybären bedruckten Kittel hob den Blick. Sie hat freundliche Augen, dachte Steven. Aber müde. Sie hat wahrscheinlich einen harten Tag auf ihrer Station hinter sich. Auf ihrem Namensschildchen stand C.  BURNS .
    »Ja? Kann ich Ihnen helfen?«
    »Das hoffe ich, Madam.« Steven zeigte ihr seine Dienstmarke. »Ich bin Special Agent Steven Thatcher, vom State Bureau of Investigation. Ich führe Ermittlungen durch und hoffe, dass Sie mir helfen können.« Das hoffte er wirklich. Von den sechs Schwestern, die vor neun Jahren auf der Orthopädischen gearbeitet hatten, war eine tot, und zwei weitere konnten sich an nichts erinnern, was ihm geholfen hätte. Zwei waren mit ihren Kindern, die Frühjahrsferien hatten, in Urlaub gefahren.

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