Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit
sie nur an, schüttelte den Kopf und sagte nichts zu ihrer Verteidigung.
Max erhob sich, und Evie richtete ihren wütenden Blick auf ihn. »Sie. Sie haben sich für mich interessiert. Sie haben mich angesehen, als ob Sie mich wollten!«
»Nein, Evie.«
»Reden Sie keinen Unsinn. Es ist doch wahr.« Evie wirbelte zu Caroline herum und schlug ihr so heftig ins Gesicht, dass Caroline taumelte und zu Boden stürzte.
Mit zwei Schritten war Max bei Caroline, das Gesicht schmerzverzerrt. Er ließ sich auf ein Knie nieder und zog Caroline vom Boden hoch. Er blickte auf und sah, wie Evie Caroline voller Entsetzen anstarrte, die Hand immer noch erhoben, als wäre sie in dieser Haltung versteinert.
»Das reicht jetzt wirklich, Evie«, sagte Max ruhig. »Am Montag zitiere ich Sie zum Dekan. Auf diesem Campus ist Gewalt verboten, in jeder Form. Es gibt nichts, was Gewaltanwendung rechtfertigt.« Sie ließ langsam die Hand sinken und verließ ohne ein weiteres Wort das Büro.
Max hob Carolines Kinn an. Es wunderte ihn nicht, in ihren Augen ungeweinte Tränen schimmern zu sehen. »Es tut mir Leid«, flüsterte er.
»Du hast doch nichts getan.«
»Es tut mir Leid, dass sie
dir
wehgetan hat. Wohin mag sie jetzt gehen?«
Caroline hob den Blick. Tränen liefen über ihre Wangen. »Ich weiß es nicht. Sie kann nirgends hin, außer in Danas Wohnung. Danas Wohnung ist das einzige Zuhause, das sie je hatte.«
»Möchtest du ihr nachgehen?«, fragte er und wischte mit den Daumen die Nässe aus ihrem Gesicht. Evies Hand hatte einen roten Abdruck auf Carolines Wange hinterlassen. Er konnte nur mühsam den Ärger unterdrücken, der bei diesem Anblick in ihm hochkochte. Evie bedeutete Caroline sehr viel, deshalb versuchte er, um Carolines willen die Reaktion des Mädchen zu verstehen, aber er würde nicht zulassen, dass sie Caroline oder irgendjemand anderen von der Belegschaft schlug und ohne eine Bestrafung davonkam.
»Nein, sie wird jetzt nicht mit mir reden wollen. Sie wird wohl zu Dana gehen. Ich muss Dana anrufen und sie vorwarnen.«
»Tu das. Gleich. Aber zuerst …« Er umfing sie und zog sie in seine Arme. Sie kam bereitwillig zu ihm, wie er erleichtert feststellte. Er hatte gefürchtet, sie könnte sich nach Evies wütenden Bezichtigungen schuldig fühlen. Er hielt sie fest und streichelte sanft über ihren Rücken, bis sie einen zitternden Seufzer ausstieß.
»Ich muss jetzt los.« Sie hob das Gesicht und legte im selben Atemzug die Arme um Max’ Nacken. Dann zog sie seinen Kopf zu sich heran und berührte seinen Mund mit ihren Lippen. Es war der erste Kuss, den sie selbst initiierte. Dessen war er sich mehr als deutlich bewusst, vielleicht im Gegensatz zu Caroline. »Was hast du heute Abend vor?«
Er strich mit den Lippen über ihren Mund und genoss das Gefühl. Es war perfekt. »Ich habe gehofft, dass du mit mir essen gehst. Wir könnten gleich nach meinem letzten Seminar aufbrechen.«
Sie schüttelte den Kopf, ohne den Kontakt zu unterbrechen. »Tut mir Leid, ich muss nach Hause und nachsehen, ob Tom alles für seinen Campingausflug vorbereitet hat. Komm zu mir, dann mache ich uns was zu essen«, flüsterte sie an seinen Lippen.
»Komm lieber zu mir. Meine Küche ist größer.«
Mein Bett ist größer
, dachte er, obwohl ihm klar war, dass Intimität an diesem Abend ausgeschlossen war. Nicht, solange ihr Leibwächter da war. Tom vertraute ihm immer noch nicht, aber er würde es schon noch lernen.
Tom wird es lernen müssen,
dachte Max. Sonst würden sich die nächsten fünfzig Jahre ihres Lebens unerträglich gestalten, denn Max war fest entschlossen, die Mutter des Jungen zu heiraten, koste es, was es wolle.
»Gut. Gegen acht Uhr bin ich bei dir.«
Er küsste ihren Mundwinkel. »Ich komme gegen halb sieben zu dir und hole dich ab.«
Sie rückte ein wenig von ihm ab und lächelte unsicher. »Gut. Bring großen Appetit mit.«
»Mach ich.« Er wartete, bis sich die Vorzimmertür draußen geschlossen hatte. »Mach ich.«
Asheville
Freitag, 16. März, 14:30 Uhr
Steven klemmte sich den Telefonhörer zwischen Kinn und Schulter und tippte die letzte Zeile seiner täglichen Mail an Lennie Farrell, während er seinem jüngsten Sohn zuhörte, der ihm eine Gruselgeschichte erster Güte erzählte. Er schickte die E-Mail ab und lehnte sich in seiner kleinen Sauna auf dem Klappstuhl zurück, um die Geschichte genüsslich auszukosten.
»Und was passierte dann?«, fragte Steven. Die Jungen fehlen mir, dachte er und war
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