Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit
aber er hat Fehler gemacht, und wegen solcher Fehler werden wir ihn kriegen. Roger Upton hat am Montagabend einen Flug von Knoxville nach Chicago O’Hare gebucht. Die Verkleidung als Roger ist ziemlich geschickt. Er trug einen Ziegenbart und dichte Koteletten und einen dicken Bierbauch. Eine der Schalterbeamtinnen hat sich an ihn erinnert, weil er sein Ticket direkt am Schalter gekauft hat. Sie sagte, dass die meisten Leute ihre Tickets viel früher kaufen, um Vergünstigungen zu erhalten.« Er und Lambert waren die ganze Nacht auf den Beinen gewesen und hatten Anrufe getätigt, und obwohl sie Winters’ Weg verfolgen konnten, waren sie der Verhaftung des Scheißkerls noch keinen Schritt näher gekommen. Steve richtete sich auf und kämpfte gegen die Wellen der Erschöpfung. »Die Dame am Schalter sagte, er wäre wütend geworden, als sie ihn darauf aufmerksam machte, dass sein Koffer zu schwer war, um ihn als Handgepäck mitführen zu können. Er beklagte sich, dass der Koffer Material enthielt, das unerlässlich für seine Geschäfte sei und dass er ohne diesen Koffer nicht würde arbeiten können. Daraufhin schlug sie ihm vor, einen Direktflug zu buchen, weil sein Gepäck dann nicht so oft umgeladen werden müsste, und das tat er dann auch, obwohl der Flug entschieden teurer war als der billigste, der zweimaliges Umsteigen erforderte.« Steven verzog die Lippen. »Das war ihm natürlich scheißegal. Er ließ die Kosten ja von Roger Uptons Kreditkarte abbuchen.«
Toni lachte müde. »Dreist.«
Steven nickte. »Er hat einen Flug erster Klasse gebucht.«
Toni schlürfte ihren Kaffee. »Dreist und arrogant.«
»In Chicago hat er dann einen Wagen gemietet«, setzte Lambert den Bericht fort. »Unter demselben Namen. Die Angestellte bei Avis sagte, er hätte mit ihr geflirtet. Er hat ein großes Oldsmobile gemietet, mit bester Ausstattung. Und er war leicht vergrätzt, als er erfuhr, dass sie keine Cadillacs hatten.«
»Unser Mann hat Stil«, sagte Toni leichthin und beugte sich dann vor, um den Hörer abzunehmen, als das Telefon klingelte. »Ross.« Steven sah, wie sie die Stirn furchte und die Augen schloss. »Danke … Nein, ich melde mich bei der Mutter des Jungen, wenn ich diese Angelegenheit weitergegeben habe. Der Captain muss auf die Presse vorbereitet sein, wenn das hier bekannt wird. Ja, richten Sie sich auf eine rasche Analyse ein, wenn ich die Exhumierung bewilligt bekomme.« Sie legte bedächtig den Hörer auf und fuhr sich mit dem Handrücken über das Gesicht.
Exhumierung?
, dachte Steven und blickte zu Lambert hinüber, der offenbar genauso wenig informiert war wie er. Diesen Teil des Geschehens hatte Toni für sich behalten. Vielleicht war dies der Strick, der sie in den letzten paar Tagen so heruntergezogen hatte.
»Wer war das, Toni?«, fragte Lambert ruhig.
»Das Labor. Ich hatte eine verflixt böse Vorahnung neulich Abend, als wir Winters’ Haus durchsucht haben.
Lambert erstarrte. »In welcher Hinsicht?«, fragte er, und es klang, als wollte er die Antwort lieber nicht hören.
Toni seufzte schwer. »Wegen der Stiefel, die wir auf seiner Veranda gefunden haben. Sue Ann Broughton sagte, Winters habe die Stiefel mitgebracht, als er am Montagmorgen nach Hause kam. Ich habe ihn am späten Sonntagabend noch gesprochen, nachdem ich ihn über seinen Pieper kontaktiert hatte …« Sie zuckte mit den Schultern. »Ein halbes Dutzend Mal oder so. Er sagte, er wäre mit dem Verhör eines Zeugen beschäftigt, der an einem Überfall auf den Besitzer eines Ladens drüben an der Fifth Street beteiligt war. Der Mann war von einer Bande überfallen und erstochen worden. Wir fahndeten nach Alonzo Jones, dem Bandenführer, und Winters sagte, er wüsste, wo sich Jones versteckt hielt. Am nächsten Tag wurde einer der Jungen, die zusammen mit Alonzo auf dem Video des Ladens zu sehen sind, in einer Gasse aufgefunden. Zu Tode geprügelt. Niemand hatte sich was dabei gedacht, die Bandenjungs prügeln sich nun mal. Das kommt vor.«
»Und dann haben Sie die Stiefel gesehen«, bemerkte Steven.
Toni nickte. »Ich habe sie ins Labor geschickt, und dort haben sie Haare an den Stiefeln gefunden, Haare von einem Schwarzen.« Sie ließ die Schultern sinken. »Der Junge ist gestern begraben worden.«
Lambert wurde blass. »Er hat einen Jungen zu Tode getreten, um Informationen aus ihm rauszuholen?« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, warum es immer noch etwas gibt, das mich umhaut. Aber es ist nun mal
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