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Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Titel: Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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dämpfte ihren Aufprall. Der tönerne Heilige lag unversehrt auf dem Boden und blickte ehrfürchtig zu ihm auf, die Hände zu einem frommen Gebet gefaltet. Verdammt noch mal. Das Ding ging nicht kaputt. Winters hob die Keramik mit einer Hand auf und schlug sie gegen die Kante des Nachttisches. Mary Graces neues Idol zersprang und lag dann in Scherben auf dem Boden.
    Prima, dachte er wild. Sollte sie sich fragen und ängstigen, auf welche Weise das Ding zerbrechen konnte.
    Sollte sie Angst haben. Sollte sie furchtbare Angst haben.
    Er ließ ihre Schlafzimmertür weit offen stehen und ging den schmalen Flur entlang zur Wohnungstür. Mittlerweile war es ihm gleichgültig, ob sie Verdacht schöpfte oder nicht. Seine Hand lag bereits auf dem Türgriff, als jemand auf der anderen Seite der Tür zaghaft klopfte.
    »Caroline?«, rief eine Stimme. Eine Mädchenstimme. »Caroline, ich muss mit dir reden.«
    Winters fluchte innerlich. Besuch. Dieses Mädchen, der Krüppel und der Alte – in Mary Graces Wohnung ging es zu wie auf einem Hauptbahnhof.
    »Caroline, bitte mach auf.« Die Stimme des Mädchens klang flehentlich. »Ich möchte mich entschuldigen.« Sie wartete, klopfte dann erneut. »Ich bleibe hier, bis du aufmachst. Ich habe Bubba bei mir. Er hat Hunger, Caro.«
    Winters verdrehte die Augen. Na, großartig. Ein neugieriger alter Mann auf der Treppe und ein weinerliches Mädchen draußen auf dem Flur. Er spähte durch den Spion. Noch besser. Ein weinerliches dünnes Mädchen mit einer hässlichen orangefarbenen Katze auf dem Arm. Er hasste Katzen. Aber er konnte auch nicht die ganze Nacht in der Wohnung bleiben. Irgendwann würde Mary Grace mit dem Typen nach Hause kommen, und dann wollte Winters nicht mehr in der Wohnung sein. Und der alte Mann sollte auch nicht wissen, dass er viel zu lange in der Wohnung war, und womöglich Verdacht schöpfen. Das Letzte, was Winters brauchte, war ein Zusammentreffen mit der Polizei von Chicago.
    Scheiß drauf. Er riss die Tür auf und empfand ein perverses Vergnügen, als er sah, wie das Mädchen bei seinem Anblick aufkreischte. Die große, orangefarbene Katze sprang von ihrem Arm und huschte zwischen Winters’ Beinen hindurch in die Wohnung, wo sie hinter dem Sofa verschwand.
    »Sie ist im Moment nicht zu Hause.«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf, und ihre Augen waren größer als die eines vom Scheinwerferlicht geblendeten Rehs. Ihre schmale Hand hatte sie auf ihr Herz gepresst. »W-wer sind Sie?«
    Winters setzte sein charmantestes Lächeln auf. Sie sah im Grunde gar nicht schlecht aus. Hoch gewachsen und gertenschlank. Wie ein Fohlen. »Ich arbeite für die Grundstücksgesellschaft. Ein Mieter hat wegen eines undichten Wasserhahns angerufen, und ich habe ihn repariert.«
    Sie stieß einen erleichterten Seufzer aus. »Ach so. Sie haben mir einen Schrecken eingejagt.« Das Mädchen spähte in die Wohnung. »Und sie ist wirklich nicht zu Hause?«
    »Es sei denn, sie hat sich unterm Waschbecken versteckt.« Winters lächelte. »Warum wollen Sie sie sprechen?« Als Freundin von Mary Grace verfügte sie bestimmt über nützliche Informationen für ihn. Zum Beispiel, wo zum Teufel er seinen Sohn finden würde.
    Das Mädchen seufzte schwer. »Schon gut. Meine Probleme interessieren Sie bestimmt nicht.«
    Winters lehnte sich gegen den Türpfosten. »Sie würden staunen, was mich so alles interessiert«, sagte er, immer noch mit seinem freundlichsten, hilfsbereitesten Lächeln. »Sie sehen aus, als hätten Sie einen schweren Tag hinter sich. Darf ich Sie zu einer Tasse Kaffee einladen?«
    Das Mädchen blickte um sich, biss sich auf die Unterlippe, schien zu überlegen und nickte schließlich. »Das ist wohl das netteste Angebot, das ich heute bekommen habe. Ich bin Evie Wilson.« Sie streckte ihm ihre Hand entgegen.
    Winters schüttelte sie. »Mike Flanders. Nett, Sie kennen zu lernen, Evie.«

Chicago
    Freitag, 16. März, 20:30 Uhr
    D u hast mir noch gar nicht erzählt, warum du dich für das Jurastudium entschieden hast.«
    Erschrocken hob Caroline den Blick von ihrem Teller. Max’ Frage kam aus heiterem Himmel, nachdem ihre Unterhaltung für eine Weile verstummt war und er sie angestarrt hatte, als wollte er bis auf den Grund ihrer Seele schauen. Oder sie zum Nachtisch verschlingen. Sie war nicht sicher, welche Vorstellung sie stärker beunruhigte. Sorgfältig tupfte sie sich mit der Serviette die Lippen ab und zuckte mit den Schultern. »Du wirst mich für hoffnungslos naiv

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