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Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Titel: Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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mit Spinelli gesprochen. Er hat sich sehr beeindruckt über dein reifes Auftreten geäußert. Das möchte ich jetzt selbst sehen. Ich brauche deine Hilfe, Tom. Ich will deine Mutter lebend finden, genauso wie du. Ich möchte, dass du mit mir in euer früheres Haus kommst, uns hilfst, nach Dingen zu suchen, die uns einen Hinweis darauf geben, wohin dein Va … – wohin Winters verschwunden sein könnte.«
    Tom wurde blass, holte tief Luft und blickte zu Max auf. »Ich kann nicht dahin zurück, Max«, flüsterte er. »Das kann ich nicht.«
    Es schnürte Max das Herz ab, denn er wusste ja, was Tom und Caroline in jenem Haus durchlitten hatten. Er griff nach Toms Oberarm und drückte ihn fest. »Ich lass dich nicht allein, Tom. Das verspreche ich dir.«
    Tom senkte das Kinn auf die Brust, straffte dann jedoch Schultern und Rücken. »Gut, gehen wir.«
    Thatcher wandte sich an Lieutenant Ross. »Können Sie Jonathan entbehren? Ich weiß, Sie müssen hier bleiben, um die da draußen …« Er deutete auf das Fenster.
    Ross schaute zum Fenster und nickte. »Gehen Sie. Aber rufen Sie mich an, wenn Sie etwas finden.«

Asheville
    Montag, 19. März, 10:00 Uhr
    »Geht’s ihm einigermaßen gut?«, flüsterte David.
    Max beobachtete Tom, der wie in Trance in dem kleinen Wohnzimmer umherging, Nippes und Fotos berührte, hier eine Vase, dort einen Pokal. Woran erinnerte er sich? Welche Horrorbilder bedrängten ihn? »Nein«, antwortete Max leise. »Ganz und gar nicht.« Er sah Thatcher und Lambert an der Haustür stehen. »Ich wünschte, er müsste das nicht tun, David.«
    David zuckte voller Unbehagen mit den Schultern. »Aber deswegen ist er mitgekommen. Er will uns helfen, seine Mutter zu finden.«
    Max’ Herz klopfte ihm bis zum Hals hinauf. »
Ich
will seine Mutter finden«, flüsterte er heiser, als Tom sich in einen Sessel fallen ließ und das Foto eines kleinen Jungen umklammerte, der eine Reihe aufgefädelter Fische hochhielt. Max hob ein anderes Foto auf und sah eine ernste halbwüchsige Caroline mit einem lächelnden Kleinkind im Arm. Ihre ausdrucksvollen Augen wirkten verhuscht und ängstlich. Die Wirklichkeit traf ihn mit voller Wucht, und mit ihr eine Angst, die so gewaltig war, dass ihm die Knie weich wurden. Hier hatte sie gewohnt. Hier hatte er sie gequält. Möglicherweise quälte er sie in diesem Augenblick. Vielleicht tat er ihr das an, was er auch all diesen anderen Frauen angetan hatte.
    Vielleicht war sie tot.
    Zitternd erreichte Max mit einiger Mühe den nächsten Sessel, ließ sich hineinsinken und barg das Gesicht in den Händen. Die letzten Worte, die sie von ihm gehört hatte, waren: Geh einfach. Verzweifelt wünschte er, dass er sie zurücknehmen könnte.
    »Wir müssen sie finden, David.« Max’ Stimme brach. »Ich kann nicht …«
    »Da war diese Hütte«, sagte Tom plötzlich.
    Max hob den Kopf und sah Tom, der mit geistesabwesendem Gesichtsausdruck immer noch das Foto umklammerte. »Was hast du gesagt?«
    Tom schien sich von der Vergangenheit loszureißen. Er wandte sich mit wachem Blick Thatcher und Lambert zu. »Da war diese Hütte, oben in den Bergen. Ein paarmal hat er mich dorthin mitgenommen. Manchmal sind wir auf die Jagd gegangen.« Bei der Erinnerung an diese Ausflüge verzog er das Gesicht. »Ich habe die Jagd gehasst.« Plötzlich wurde seine Stimme ganz dünn, sie klang wie die eines kleinen Jungen. »Ich fand es scheußlich, das Reh umzubringen. Ich habe ihn angefleht, die Mutter des Kitzes nicht zu töten.« Tom schluckte. »Er hat mich ausgelacht. Hat gesagt, ich sollte mich nicht anstellen wie eine alberne Tunte.« Wieder schluckte er hörbar. »Ein bisschen Blut würde mich abhärten, hat er gemeint.« Er schwieg einen Moment, und für Max geriet eine Welt aus den Fugen, während er betete, dass Tom sich an etwas, an irgendetwas erinnerte, das sie zu Caroline führte. »Manchmal sind wir auch angeln gegangen.« Tom hob das Foto hoch, sodass alle es sehen konnten. Der kleine Robbie Winters starrte ihnen ohne ein Lächeln von dem Bild entgegen und hielt eine Schnur mit aufgefädelten Fischen weit von sich. »Das hier war an meinem fünften Geburtstag. Ich hatte nichts gefangen. Das da sind seine Fische. Er hat sie gefangen und wollte, dass ich sie halte.« Er schloss die Augen. »Er sagte, ich könnte wenigstens so tun, als wäre ich ein Mann. Manchmal, wenn er zur Hütte ging …« Er hielt inne, seine Lippen bewegten sich, doch er brachte keinen Laut hervor. Er räusperte

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