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Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Titel: Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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ihnen.
    Caroline verstand sich auf Anhieb mit seinen Schwestern, als würden sie sich schon jahrelang kennen. Cathy und die anderen Frauen schleppten sie mit, noch bevor sie sich allen hatte vorstellen können. »Jetzt bist du wohl Nebensache«, hatte Ma mit einem leisen Lachen bemerkt, denn Cathy und Liz hatten ihm kaum einen Begrüßungskuss gegeben, aber das war schon in Ordnung. Für das Auffrischen ihrer geschwisterlichen Beziehungen blieb noch genug Zeit.
    Jetzt war er zu Hause.
    Er blieb im Erdgeschoss, als die anderen die Treppe zum Partyraum im Keller hinuntergingen, denn er brauchte eine Weile, um das freudige Willkommen zu verarbeiten und die Flut von Emotionen zu bewältigen, die ihn aus der Fassung zu bringen drohte. Er stand im Wohnzimmer und schwelgte in dem Gefühl, bei seiner Familie zu sein, das ihn wie eine wärmende Decke einhüllte. Von unten, wo sich alle vor einem prasselnden Feuer versammelt hatten, wehten Gesprächsfetzen zu ihm herauf. Seine Brüder hatten das Radio laut aufgedreht, trotzdem konnte er hören, wie Cathy versuchte, Mitspieler für eine Runde Pictionary zu finden. Er grinste, als David lautstark Caroline als seine Partnerin proklamierte, und beschloss, dass es an der Zeit war, nach unten zu gehen. David sollte sich selbst einen Spielpartner besorgen.
Caroline gehört mir
, dachte er.
    Verblüfft über diesen Gedanken, hielt er mitten im Schritt inne.
Sie gehört mir.
Das war archaisch, altmodisch. Und spontan. Er wollte, dass sie ihm gehörte. Wünschte es sich verzweifelt. Er war es so leid, allein zu sein.
    Er hatte gerade die erste Treppenstufe betreten, als das Geräusch von splitterndem Glas, gefolgt von einem gedämpften Flüstern, an sein Ohr drang. Mit einem leisen Fluch wandte Max sich um und ging zur Küche, um nachzusehen.
    »Beeil dich!«
    Eine kindliche Stimme flüsterte zurück: »Ich versuch’s ja, Justin, ich versuch’s.«
    »Mach schon, Petey. Mach schnell, bevor Onkel Max uns erwischt.«
    Max trat in die Küche und stieß auf zwei von Peters Söhnen, die unbeholfen versuchten, die Scherben einer Vase auf eine Kehrschaufel zu fegen. Sie hockten mitten in einer Wasserlache und waren von Blumen umgeben. Der ältere Junge blickte aus seiner gebückten Haltung auf, und sein Gesichtchen zeigte Bestürzung und, wie Max leicht verärgert bemerkte, ein bisschen Angst.
    »Petey wollte die Vase nicht kaputtmachen, Onkel Max, wirklich nicht«, sagte Justin, immer noch erfolglos bemüht, den Boden zu säubern. Er war acht Jahre alt, und seine hausfraulichen Fähigkeiten ließen noch eine Menge zu wünschen übrig.
    Es war tatsächlich Angst. Der vierjährige Petey drückte sich an den Schrank, die Augen groß und schreckerfüllt, eine welkende Blume in seinem Patschehändchen. Max stützte sich auf seinen Stock, während er sich auf die Knie niederließ und dabei genauso bestürzt dreinblickte wie seine Neffen. »Ist schon in Ordnung, Jungs. Wirklich.« Er griff nach der Kehrschaufel. »Ich halte die Schaufel, und du, Justin, du fegst. Ist schon gut, Petey«, wiederholte er ruhig, und die Anspannung des Jungen lockerte sich ein wenig.
    »D-d-du bist n-n-nicht sauer?«, flüsterte Petey.
    »Nein, Petey, natürlich nicht. Es war doch nur altes Glas. Komm her.« Der kleine Junge rückte zaghaft näher, seine schmalen Schultern versteiften sich erneut, bis Max ihn in seine Arme zog. »Das ist doch nicht weiter schlimm. Pass nur auf, dass du nicht ohne Schuhe hier herumläufst, bevor dein Bruder und ich den Boden aufgefegt haben.« Max behielt den kleinen Petey an seiner Seite und wartete, bis sämtliche Scherben aufgefegt waren, dann schob er den kleinen Jungen vor sich, sodass sie einander Auge in Auge anblickten. Selbst kniend war Max noch größer als das Kind.
    »Petey«, begann er und bemühte sich um einen sanften Tonfall. »Warum hattest du Angst?«
    »Er hatte Angst, dass du sauer sein könntest, Onkel Max.« Justin scharrte mit der Schuhspitze auf dem Boden und hielt den Blick gesenkt.
    »Warum glaubt er das?«, fragte Max schärfer als beabsichtigt, und Petey wich einen Schritt zurück. »Entschuldige, Petey. Warum hast du gedacht, ich könnte sauer sein?«
    Petey starrte zu Boden, und Justin legte ihm beschützend den Arm um die Schultern. »Weil du oft sauer bist, Onkel Max«, sagte Petey mit piepsiger Stimme und schmiegte sich eng an seinen Bruder. »Wenn ich keinen Mittagsschlaf mache und so.«
    Er war im Begriff, alles abzustreiten, doch er unterließ es, als

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