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Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Titel: Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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konzentrierte sich wieder auf sein unmittelbares Vorhaben. Crenshaws weißer Taurus bog in die Straße zum Haus ihrer Schwiegermutter ein, wo sie ihr Baby abholte. Ihr Mann arbeitete nachts, und seine Mutter versorgte das Kind, wenn Susan Spätschicht hatte. Er folgte ihr in ein altes Wohngebiet. Bei Großmutters Nachbarn stand ein altes Sofa auf der Veranda, und im Vorgarten war ein Auto aufgebockt. Großmutters Haus dagegen war sehr gepflegt, mit einem hübschen, kleinen Vorgarten. Winters hatte durchaus einen Blick für hübsche Gärten. Wenn er es sich recht überlegte, war Gartenarbeit eines der Dinge, die Mary Grace gut gemacht hatte. Bis zu ihrem Unfall. Danach hatte sie gar nichts mehr gekonnt. War in jeder Hinsicht zur Versagerin geworden.
    Der weiße Taurus bog in Großmutters Zufahrt ein, und Winters parkte ein paar Häuser entfernt. Rotkäppchen Crenshaw war völlig ahnungslos, im Gegensatz zu der umsichtigen Schwester Burns. Rotkäppchen sollte sich mal ein wenig über Selbstverteidigung informieren, besonders darüber, wie man auf seine Umgebung achtete. Er folgte ihr nun schon seit zwei Tagen, und sie hatte ihn nicht bemerkt. Rotkäppchen verschwand im Haus und tauchte ein paar Minuten später mit ihrem Sohn und der Wickeltasche wieder auf. Sie schnallte ihn in seinen Babysitz und gab ihm ein paar Küsschen auf die Wangen. Dann setzte sich der weiße Taurus wieder in Bewegung.
    Es wurde Zeit. Crenshaw fuhr völlig arglos in Richtung Tar River. Der Frühling war unglaublich regnerisch gewesen, und der Tar war im Begriff, über die Ufer zu steigen. Winters wusste von seinen Ausflügen der letzten Tage, dass der Fluss hier eine starke Strömung aufwies.
    Es wurde Zeit. Winters griff nach dem Blaulicht, kurbelte das Fenster hinunter und befestigte es auf dem Dach seines Zivilwagens. Ließ die Sirene ein paar Sekunden lang gellen. Crenshaw blickte in den Rückspiegel und erkannte, dass er ihr ein Zeichen gab, und dass sich hier keine Haltemöglichkeit bot. Sie musste die Brücke überqueren. Perfekt.
    Der weiße Taurus hielt am Straßenrand. Susan Crenshaw war nun mal eine gehorsame Mitbürgerin. Handelte sich kaum jemals einen Strafzettel ein. Aber mit ihrem Baby hatte sie es schwer, wie eine Nachbarin ihm leise gesteckt hatte, als er am Dienstag – sie und der Göttergatte waren bei der Arbeit gewesen – vor ihrem Haus herumgeschnüffelt hatte. Postnatale Depressionen. Aber sie war wirklich eine gute Mutter, hatte die Nachbarin betont.
    Er hielt hinter ihrem Wagen an und schaltete das Blaulicht ab. Schob es unter den Sitz und stieg aus dem Wagen, seine Perücke samt Zubehör sicher im Kofferraum verstaut. Heute trug er keine Verkleidung. Er wollte, dass sie ihn erkannte. Dass sie sich erinnerte, wozu er fähig war. Sie sollte sich vor ihm fürchten, wie sie sich noch nie im Leben vor etwas gefürchtet hatte.
    Er trat an ihren Wagen und sah, wie sie das Fenster hinunterkurbelte. Sah, wie sie ihn im Seitenspiegel beobachtete. Die Stelle war denkbar gut geeignet zum Anhalten. Er hatte sie sorgfältig ausgewählt. Der Bezirk ließ die Straße verbreitern, und die Bauarbeiter hatten an dieser Seite der Brücke eine große Fläche planiert. Crenshaw hatte ihr Auto sicher abgestellt, sodass es den fließenden Verkehr nicht behinderte. Niemand, der vorüberfuhr, musste abbremsen. Nicht, dass er mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen rechnete. Sonnabendnachts war die Straße so gut wie leer.
    Als er nahe genug herangekommen war, blieb er knapp hinter der Fahrertür stehen. Sie wandte den Kopf, um ihn ansehen zu können, doch sein Gesicht blieb im Schatten. Sie würde ihn noch früh genug erkennen.
    »Stimmt etwas nicht, Officer?« Sie drehte sich um und sah ihn an. »Ich bin nicht zu schnell gefahren.«
    Nein, sie war nicht zu schnell gefahren. Dann schon eher zu langsam. Es ärgerte ihn maßlos, wenn Autofahrer zu langsam fuhren.
    Er legte prüfend eine Hand auf den Griff der Tür direkt hinter ihr. Die Seitentür war nicht verriegelt, genauso, wie er es erwartet hatte. Der Wagen war ein älteres Modell und besaß noch keine Vorrichtung, die sämtliche Türen automatisch verriegelte, sobald die Geschwindigkeit dreißig Stundenkilometer überschritt. Sie war weiß Gott nicht so vorsichtig gewesen, alle Türen zu verriegeln. Als sie schließlich wütend ausstieg, hatte er Baby Rotkäppchen schon aus dem Kindersitz genommen, hielt es im Arm und ging mit ihm auf die Brücke zu.
    »Was soll das, zum Teufel?«,

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