Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit
Finger über die Knöchel seiner geballten Faust. Sie hatte keine Angst mehr vor dieser Faust. Oh nein. Nicht, seit sie wusste, weshalb er sie zusammenballte. »Erzählst du mir, wie es letztlich für England ausgegangen ist?«
Max suchte verlegen nach einer bequemeren Sitzhaltung auf seinem Stuhl. »Hm, John unterzeichnet die Magna Carta, und England bringt die Beatles, die Rolling Stones und Sting hervor.«
Caroline lachte. »Das reicht mir. Ich werde mich gleich am Montagmorgen aus dem Seminar abmelden.«
Max entspannte sich sichtlich, und Caroline stellte gerührt fest, dass ihm ihre Antwort wirklich wichtig gewesen war. »Gut.« Er schob seinen Becher bis zur Mitte des Tisches. »Wo steckt eigentlich dein Leibwächter?«
Caroline war ungehalten über seine Wortwahl. »Tom? Er ist in seinem Zimmer und erledigt seine Matheaufgaben. Er braucht eine Zwei im Zeugnis, weil er sonst am nächsten Wochenende nicht mit seinen Freunden zelten darf. Warum nennst du ihn so?«
»Wegen seines Gesichtsausdrucks, als er nach dem Fußballspiel mit meinen Neffen zurück ins Haus kam. Ich schätze, er mag mich nicht.«
Caroline biss sich auf die Unterlippe. »Ach, das glaube ich nicht.« Aber es stimmte. Auch sie hatte Toms Gesichtsausdruck bemerkt, und der Gedanke daran hatte sie schon den ganzen Abend über gequält. »Er traut dir nur noch nicht so recht. Wir beide waren lange Zeit völlig auf uns gestellt, und er … er glaubt, mich beschützen zu müssen.«
Das schien Max nicht ganz zu überzeugen, doch er drang nicht weiter in sie. »Wie lange wart ihr beide ganz auf euch gestellt?«
Caroline wandte den Blick ab, nicht fähig, Max in die Augen zu sehen. Sie hatte gewusst, dass er diese Frage stellen würde. Allerdings hatte sie auch gehofft, dass es nicht so bald schon geschehen würde. »Gefühlsmäßig, solange Tom lebt.«
»Und sonst?«
Caroline schob ihren Stuhl vom Tisch zurück und stand auf. »Sieben Jahre. Möchtest du noch Kuchen?«
Max erhob sich langsam und folgte ihr in die Küche. »Nein, aber wir können gern das Thema wechseln. Tut mir Leid, wenn ich zu persönlich geworden bin.«
»Nein«, sagte sie leise und wischte nicht vorhandene Krümel von der absolut sauberen Arbeitsplatte. »Du hast ein Recht, Fragen zu stellen.« Ihr Rücken straffte sich ein wenig. »Und irgendwann hast du ein Recht auf Antworten.«
»Aber nicht heute.«
Sie drehte sich um und begegnete seinem besorgten Blick. »Nicht heute. Bitte.«
Er hob ihr Kinn an und gab ihr einen zarten Kuss auf den Mund. »Nicht heute.« Er neigte sich herab und liebkoste ihren Hals durch den Rollkragen ihres Pullovers. Ein Schaudern lief ihr über den Rücken. »Bist du jetzt bereit, das Thema zu wechseln?«
»Mhm.« Sie warf das Geschirrtuch ins Spülbecken und legte die Arme um seinen Nacken. »Ich bin bereit, seit du heute Abend frisch rasiert die Treppe hinuntergekommen bist, um mich nach Hause zu bringen.«
Er lachte leise und kehlig und legte die Hände leicht auf ihren Rücken. »Es ist dir also aufgefallen.«
Sie nahm eine Hand von seinem Nacken und legte sie an seine glatte Wange. »Mhm. Ich bin fest überzeugt, dass deine Mutter mein Herzklopfen gehört hat.«
Seine Augen wurden dunkel, und er sog scharf den Atem ein, was ihr ein Prickeln der Vorfreude auf der Haut bescherte. Den ganzen Tag lang hatte sie darauf gewartet, dass er sie küsste, hatte auf die Empfindungen gewartet, die nur dieser Mann in ihr wecken konnte. Im nächsten Augenblick küsste er sie mit der Macht eines berstenden Staudamms. So gierig, als könnte er nie genug bekommen. Sie schmiegte sich enger an ihn, hoffte, dass er genauso erregt war wie sie, sehnte sich danach, den Beweis seiner Erregung dort zu spüren, wo es immer pochte, wenn er ihr nahe war. Seine Hände glitten an ihrem Rücken hinab, umfassten ihre Pobacken und hoben sie auf, um sie auf die Füße zu stellen. Nicht annähernd hoch genug. Der Gedanke durchdrang den Nebel in ihrem Gehirn, als sie ihn an ihrem Bauch pulsieren fühlte. Sie drängte sich an ihn, flüsterte seinen Namen an seinen Lippen, die nicht aufhörten, sie zu küssen. Sie war bereit, um mehr zu betteln, um alles, was er ihr geben konnte – als er sie abrupt losließ und einen Schritt zurücktrat.
Caroline schwankte ein wenig, presste eine zitternde Hand auf ihr Herz und hoffte, die schwache Geste würde verhindern, dass es ihr aus der Brust sprang. Dies war in ihrer sehr begrenzten Erfahrung ein Höhepunkt gewesen. Ihr
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