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Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Titel: Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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ihren Klassenkameradinnen dort gewesen und Tomas und Blackie natürlich auch.
    »Trotzdem«, insistierte sie. »Es ist ja nicht das erste Mal, dass so etwas passiert ist.«
    Ihre Mutter war früher mal eine gut aussehende Frau gewesen, dachte Kir. Nicht bildschön im klassischen Sinne, aber von einer üppigen Schönheit. Ihre Wangen waren voll und rot wie Äpfel, ihr Gesicht beinahe faltenfrei, die Augen so dunkelblau wie ihre. Ihre Haare trug sie in einem praktischen Kurzhaarschnitt, der sich im Laufe der Jahre von gesprenkelt Schwarzweiß in ein leuchtendes Weiß gewandelt hatte und ihr wie ein Soldatenhelm auf dem Kopf saß.
    »Aber du bist doch nicht wegen des Katers gekommen, oder?«
    Kir schenkte ihnen Tee ein und fragte sich, was sie eigentlich vorhatte. Wollte sie Mark bei den Ermittlungen helfen und herausbekommen, inwiefern ihre eigene Familie darin verstrickt war? Oder war das ihre letzte Hoffnung, die Familie wieder zusammenzuführen, indem sie alle Missverständnisse und Missetaten aus dem Weg räumte, damit sie alle gemeinsam von vorne beginnen konnten?
    »Ich wusste nicht, dass du in die Immobilienbranche gewechselt hast.«
    Ihre Mutter sah sie erstaunt an.
    »Wie meinst du das?«
    »Das Haus in der Fredensgade 27 ist auf deinen Namen eingetragen.«
    »Hast du mit der Polizei gesprochen?«
    Kir ignorierte den drohenden Unterton, der sie Zeit ihres Lebens begleitet hatte.
    »Natürlich habe ich mit der Polizei gesprochen. Ich arbeite in diesem Fall für die Polizei. Und da taucht ganz plötzlich der Name meiner Mutter als Eigentümerin des Hauses auf, in dem eines der Opfer gewohnt hat.«
    Ihre Mutter schüttelte den Kopf. »Das hat nichts zu bedeuten.«
    »In einem Mordfall hat alles eine Bedeutung. Was weißt du darüber? Mir ist schon klar, dass Papa deinen Namen einfach eingesetzt hat, aber wofür benötigt er das Haus?«
    Ihre Mutter wischte Krümel vom Tisch.
    »Du weißt doch, dass wir ab und zu Saisonarbeiter beschäftigen.«
    »Die Polen?«
    Ihr Augenzucken verstärkte sich, der Blick aus den dunkelblauen Augen war wie Ohrfeigen. Es war ein einziger Albtraum.Vor dieser Situation hatte ihr immer gegraut: dass sie sich entscheiden musste zwischen dem moralisch Richtigen und der Loyalität gegenüber ihrer Familie. Sie hatte immer gewusst, dass es eines Tages so weit kommen würde.
    »Mama, das hier ist ein Mordfall und ich habe damit zu tun. Haben die Jungs sich mit den Nutten amüsieren dürfen, oder was hat Papa da mit denen ausgemacht?«
    Ihre Mutter senkte den Kopf und blickte auf ihre Hände, die im Schoß lagen. Der Ehering schnitt sich tief ins Fleisch des linken Ringfingers. Ihre Eltern hatten sich nicht aus Liebe geheiratet, da war sie sich sicher. Aber dieser Ring bedeutete dennoch mehr als jede Rechtsprechung und das lag nicht nur an dem Terrorregime ihres Vaters. Da spielte so viel mehr noch eine Rolle: die Traditionen, die Stammesidentität. Ein Bauerngeschlecht, mit allem, was dazu gehörte, in guten wie in schlechten Zeiten. Man hielt zusammen gegen den Rest der Gesellschaft.
    Schweigend saßen sie nebeneinander. Ihre Mutter hatte ihre Lippen fest aufeinandergepresst und Kir wusste, dass sie kein Wort mehr zu dieser Angelegenheit aus ihr herausbekommen würde. Eine bleierne Müdigkeit befiel sie, wie immer nach solchen Konfrontationen. Und direkt im Anschluss meldete sich eine fast schmerzhafte Sehnsucht nach den guten Momenten und Erinnerungen, auch wenn es davon so wenig gab. Diese Sehnsucht, die sie fast zu zerreißen drohte.
    »Erinnerst du dich noch an unsere Strandausflüge im Sommer, Mama? Wir alle fünf zusammen?«
    Die hatten so selten stattgefunden, vielleicht einmal im Jahr. Darum erinnerte sie sich auch so gut daran und bewahrte die Erinnerung an jene Tage wie wertvolle, wunderschöne Steine, die sie im Sand gefunden hatte.
    Ihre Mutter nickte.
    »Wir hatten auch den Hund immer mit dabei. Und Kühlbox mit Essen für eine ganze Woche.«
    »Aber wir mussten immer am Abend wieder zurück sein, weil die Schweine gefüttert werden mussten.«
    »Und ihr habt den ganzen Tag Sandwürmer gefangen und geangelt. Vater und ihr. Und seid auf den Luftmatratzen gepaddelt.«
    Kir spürte ein herrliches Kribbeln im Bauch und ließ sich von den Erinnerungen davontragen und der ungewohnten Wärme in der Stimme ihrer Mutter.
    »Am Anfang haben wir uns immer gestritten, Blackie wollte immer alles bestimmen und Tomas war immer erkältet. Papa hat uns aber machen lassen, was wir wollten. Ich

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