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Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Titel: Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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weg von Grenå. Sie hätte ihre Heimatstadt schon vor langer Zeit verlassen sollen, aber plötzlich war es so ungleich schwerer. Sie hatte ihrer Familie den Rücken gekehrt und trotzdem hielt sie etwas anderes zurück. Vielleicht sollte sie gerade deshalb zusagen. Vielleicht gab es einfach nichts mehr, was sie hier hielt.
    Sie hörte den Wagen in der Einfahrt und erkannte an dem Geräusch, wer es war. Sekunden später stand Blackie auf der Türschwelle.
    »Pack dein Zeug. Du musst raus und tauchen.«
    Sie erwiderte nichts. Sie starrte ihn nur wortlos an. Er war ganz in Schwarz gekleidet und machte seinem Spitznamen alle Ehre: schwarzer Kampfanzug, schwarze Lederjacke und Stiefel. Er sah aus wie ein Söldner in einer geheimen Mission. Und dem entsprach auch sein Gesichtsausdruck: als würde er dem Tod ins Gesicht starren. Sein rotes Muttermal leuchtete förmlich.
    »Willst du mich verarschen?« Aber sie wusste, dass es nicht so war. Er meinte genau, was er gesagt hatte. Und sie war die kleine Schwester und hatte zu gehorchen.
    »Und bitte, wo soll ich tauchen?«
    Sie widmete sich wieder ihrem Schrubber, kniete sich hin und bearbeitete einen besonders hartnäckigen Fleck unter dem Tisch, während ihre Gedanken fieberhaft arbeiteten. Was war da los? Was hatte sie übersehen?
    »Pass auf, wo du hintrittst!«, sagte sie, aber ihre Stimme gehorchte ihr nicht. Er war zwar ihr Bruder, aber er war nicht vorbeigekommen, um mit ihr Small Talk zu führen. Er war wie eine Mine, die jederzeit hochgehen konnte. Aber nicht ein akustischer oder magnetischer Reiz oder eine falsche Bewegung würden die Detonation auslösen, sondern ein falsches Wort oder eine falsche Tat von ihr.
    »Sieh dich doch nur an«, höhnte er. »Auf allen vieren. Da gehörst du hin.«
    Seine Stimme war so voller Hass und Verbitterung, das erschreckte sie zutiefst.
    Sie stand auf. Ihr wurde langsam der Ernst der Lage bewusst. Sie war eine Soldatin. Und doch schien sie ihre Urteilskraft zu verlassen angesichts ihres übermächtigen Bruders. Sie wies sich zurecht, sie musste sich zusammenreißen. Das hier war eindeutig eine Krisensituation und sie war ausgebildet und in der Lage, solche Situationen zu meistern.
    »Okay«, sagte sie, »was willst du von mir?«
    »Das, was ich gesagt habe.«
    Seine Hand fuhr in die Jackentasche. Wäre er ein Fremder gewesen, hätte sie diese Geste nicht so schockiert, als Blackie eine Pistole zog und sie auf sie richtete.
    »Ich wusste nicht, dass du eine Waffe besitzt.«
    »Du weißt so einiges nicht. Los, hol dein Zeug. Wir müssen los.«
    Sie verließ sich auf ihre Erfahrung und ihr Training. Nur Geduld, beruhigte sie sich. Tu, was er sagt. Warte auf den richtigen Zeitpunkt.
    Versuch, Zeit zu schinden, wenn du kannst.
    Sie zog sich die Gummihandschuhe aus, ohne den Blick von ihm zu wenden. Zum ersten Mal sah sie sich selbst mit den Augen ihres Bruders: Sie hatte ihn überholt. Die kleine Schwester hatte sich als die Stärkere und wesentlich Lebenstüchtigere erwiesen als der Erstgeborene, der von Geburt an jede nur erdenkliche Unterstützung und unendliches Vertrauen in sein Können erfahren hatte. Ihre Wahl, Minentaucherin und Soldatin zu werden, war eine einzige Provokation. Sie stellte eine ernst zu nehmende Bedrohung dar.
    »Ich muss wissen, wie tief ich gehen muss, damit ich das Richtige einpacke.«
    Sie rollte den einen Handschuh zusammen und steckte ihn sich in die Hosentasche. Den anderen legte sie auf die Kante des Eimers.
    »Zehn bis fünfzehn Meter. Jetzt komm schon. Pack ein!«
    Sie sah aus dem Fenster. Es schneite noch, aber nicht mehr ganz so stark. Dafür hatte es angefangen zu stürmen.
    »Wie weit raus fahren wir?«
    »Du stellst zu viele Fragen. Beeil dich lieber.«
    Sonst was, Blackie?, dachte sie, aber sie war klug genug, nichts zu sagen.
    »Ich muss in die Garage. Da habe ich meine Ausrüstung.«
    »Du ziehst den Anzug gleich hier an«, befahl er. »Wir haben keine Zeit.«
    Er folgte ihr. Das Haus lag abseits, sie wohnte am Ende einer Straße, ihre Nachbarn waren zu weit entfernt und würden nichts Auffälliges bemerken können. Sie zog die Kiste mit ihrer privaten Ausrüstung aus dem Regal, nicht die teure Version der Minentaucher, die sich im Flottenstützpunkt in Kongsøre befand und nur bei besonderen Einsätzen verwendet wurde. Sie nahm sich viel Zeit, um den Druck ihrer Sauerstoffflasche zu überprüfen, der bei 280 Bar lag. Sie war ein totaler Ausrüstungsnerd, denn normale Sporttaucher benutzten

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