Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Titel: Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
Vom Netzwerk:
Stelle wählen. Und Fischer-Brian hatte das Meer gekannt wie seine Westentasche und hatte garantiert einen geeigneten Ort gefunden.
    Ramses’ Handy lag wie eine Aufforderung auf dem Tisch, als sie nach dem Spaziergang nach Hause kamen. Er hatte erwartet, dass Felix auf der Stelle ins Bett fallen würde, aber die frische Luft schien ihr neue Energie verliehen zu haben. Sie griff nach dem Handy.
    »Es ist bestimmt richtig, dass wir das hier der Polizei geben müssen. Aber es kann doch auch nichts schaden, es sich vorher noch genau anzusehen, oder?«
    Sie begann sich durch die Kontakte zu klicken.
    »Ganz offensichtlich ist da nichts zu holen. Zumindest keine Koordinaten. Sonst hätte es dort nicht einfach herumgelegen.«
    Das stimmte natürlich und vielleicht stießen sie auf ein Detail, das die Polizei übersehen hatte oder nicht zuordnen konnte.
    Er sah ihr über die Schulter. In der Kontaktliste waren nur Initialen oder Vornamen eingetragen.
    »Wollen wir uns die nicht kopieren?«, fragte sie.
    Einige der Initialen konnte er aufschlüsseln, alte Freunde, gemeinsame Bekannte aus Knastzeiten. Auch Stingers Nummer stand drin.
    »Das ist illegal, das weißt du schon, oder? Das ist Beweismaterial in einem Mordfall.«
    Sie kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Ihre Finger arbeiteten sich derweil durch die Liste.
    »Ich bin keine Verbrecherin«, sagte sie. »Ich spiele nicht mit, diese Regeln gelten nicht für mich.«
    Kopfschüttelnd kommentierte er diese Logik, aber er verstand sie trotzdem. Er kannte dieses Gefühl, vielleicht ging es ihm nach wie vor so. Sie waren beide an einem Punkt gewesen, wo nur eine hauchdünne Membran Leben und Tod voneinander trennte. Das veränderte einen Menschen.
    »Das wird vor Gericht aber kein Gewicht haben«, wandte er ein.
    »Das interessiert mich nicht die Bohne.«
    Sie griff nach dem Notizblock auf dem Couchtisch und begann sorgfältig Namen und Nummern aufzuschreiben.
    »Kannst du mir das nicht diktieren?«
    Aber Ramses hatte kein riesiges Netzwerk zu verwalten gehabt und ihnen begegneten keine Überraschungen.
    »Und wenn wir die Koordinaten dann gefunden haben, was machen wir dann damit?«, fragte sie. »Buchen wir dann einen Taucher und schicken ihn runter?«
    Er hatte tatsächlich darüber nachgedacht.
    »Das kommt darauf an, wie tief es ist. Wir könnten Kir fragen.«
    »Wer ist Kir?«
    »Das ist die Tochter von Christian Røjel, dem Schweinebauern, für den ich das Dach neu decke.«
    »Kir.«
    Sie wiederholte den Namen. »Sonderbarer Name … Warum schläfst du eigentlich immer auf dem Balkon?«, fragte sie fast im selben Atemzug.
    Die Frage überrumpelte ihn. Er versuchte sich mit seiner Liebe zur Natur rauszureden und dass er gerne unter freiem Himmel schlief, aber er sah ihr an, dass sie sich damit nicht zufriedengeben würde.
    Als er kurze Zeit später die Matratze auf den Balkon gezogen und es sich mit Kaj gemütlich gemacht hatte, überlegte er, was er ihr hätte antworten können. Dass die panische Angst vor der Kiste tief in ihm saß und er schon bei dem bloßen Gedanken daran, eingesperrt zu werden, Schweißausbrüche bekam? Dass alle Kinder, die im Heim »Titan« aufgewachsen waren, an Klaustrophobie litten und sein Zustand bei weitem nicht der dramatischste war? Dass er in den vier Jahren im Gefängnis erkannt hatte, was geschlossene Türen mit einem Menschen machen konnten, und er sich geschworen hatte, für den Rest seines Lebens im Freien zu schlafen, um Freiheit zu atmen?
    Vielleicht hätte er sie fragen sollen, ob sie ihm dort draußen Gesellschaft leistet. Sie hatte ihm von ihrer Schlaflosigkeit erzählt, dass das Bett die größte Bedrohung sei. Schlaf und Frieden, die hingen eng zusammen, wer wusste das besser als er.
    Wie stand es eigentlich mit seinem eigenen Frieden? Er hatte geglaubt, mit seiner Vergangenheit Frieden geschlossenzu haben, und sich sein Leben hier gut eingerichtet. Aber dann war Felix aufgetaucht und hatte etwas in ihm berührt. Ramses war ermordet, Stinger zusammengeschlagen worden und ein Polizist schnüffelte in seinem Leben herum. Anjas Exmann hatte ihn dazu gebracht, die Faust sprechen zu lassen. Diese Ereignisse hatten ihn dorthin zurückkatapultiert, wo er nie wieder hinwollte. Zurück. In die Vergangenheit. Dort roch es nach Gewalt, Kriminalität und es erinnerte ihn an den Klang der Gefängnistüren, wenn sich der Schlüssel im Schloss drehte.
    Und in dieses Leben wollte er nicht mehr. Er wollte nach vorne blicken und in

Weitere Kostenlose Bücher