Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)
es dann?«
Allan Vraa seufzte.
»Das weiß nur der liebe Gott. Aber das Handy gehörte ihr, also müssen wir noch mal runter und weitersuchen. Es sieht ganz danach aus, als würden wir dort unten noch eine zweite Leiche finden.«
K APITEL 32
›Polizei‹
Das Schild sah aus wie an allen Polizeiwachen im ganzen Land. Diese Station lag allerdings besonders idyllisch, mitten im Grünen, das im Moment aber aus gegebenem Anlass weiß von Schnee war. Rechts und links türmten sich hoheSchneehaufen auf. Peter musste sich überwinden, die Tür aufzustoßen, und er hatte zu seinem großen Missfallen weiche Knie und Schweiß auf der Stirn.
Da alle Parkplätze belegt gewesen waren, hatte er in einiger Entfernung parken müssen. Auf dem Weg zur Wache lief er an den Wagen der Ermittler aus Århus vorbei, die er wiedererkannte. Wahrscheinlich hatten sie ihre Zelte hier aufgeschlagen, alles schien sich hier zu konzentrieren. Es fehlte noch, dass seine Mutter aus Århus kam, um für ihre Zeitung eine Reportage über den Fall zu schreiben.
Peter musste unwillkürlich lächeln bei dem Gedanken, als er sich beim Pförtner anmeldete und nach Mark Bille Hansen fragte. Seine Mutter hätte nur zu gerne ihre Nase in die Mordfälle gesteckt, aber glücklicherweise war sie auf einer Fortbildung in Kopenhagen. Das hatte seine Halbschwester Rose ihm erzählt. Wenn sie nicht wäre und ihr Austausch über Facebook, dann würde er über das Wirken und Werken ihrer gemeinsamen Mutter nichts wissen. Vielleicht würden sie eines Tages wieder miteinander ins Gespräch kommen können, aber dieser Tag lag in ferner Zukunft.
»Haben Sie einen Termin?«
»Nein. Aber er kennt mich. Sagen Sie ihm bitte, dass ich was für ihn habe.«
Er hob eine Plastiktüte hoch und schwang sie hin und her.
Wenige Minuten später führte ihn ein Beamter zu Mark Billes Büro, der vorsichtig an die Tür klopfte.
»Was gibt’s?«
Die Stimme aus dem Büro klang alles andere als freundlich. Der Uniformierte öffnete die Tür und schob seinen Kopf durch den Spalt.
»Peter Boutrup ist hier, um mit dir zu sprechen.«
»Meinetwegen«, das klang allerdings auch nicht besonders begeistert.
Das Büro war aufgeräumt und spartanisch eingerichtet. Vielleicht war unpersönlich der passendere Ausdruck, dachte Peter und überlegte, wie er das Gespräch am besten beginnen sollte. Formell oder informell? Er bewegte sich hier auf fremdem Terrain, das bereitete ihm Unbehagen. Es war ihm leichter gefallen, als der Polizist ihn zu Hause aufgesucht hatte.
»Guten Tag.«
Mark Bille murmelte eine unverständliche Antwort. Er war ganz offensichtlich kein Morgenmensch, außerdem sah er auch ziemlich derangiert aus. Sein Haar war zerzaust, der Dreitagebart stach aus dem winterblassen Gesicht hervor. Er trug ein hellblaues Hemd, wirkte aber, als wäre er am liebsten in T-Shirt gekommen. Vor ihm auf dem Tisch standen eine Thermoskanne und ein Becher.
»Diese Mädels haben manchmal echt scharfe Krallen, was?«, sagte er und wusste sofort, dass er besser den Mund gehalten hätte.
Mark Bille starrte ihn an.
»Mädels?«
»Ich meinte gestern Abend. Unten am Hafen. Die können einem ganz schön die Hosen ausziehen!«
»Das war Arbeit!«
Das klang nach Verteidigung und außerdem kam die Antwort auch wie aus der Pistole geschossen. Das wussten beide. Mark Bille sah auf die Unterlagen, die vor ihm auf dem Tisch ausgebreitet waren.
»Sind Sie deswegen gekommen?«
Peter legte die Tüte mit dem Handy auf den Papierhaufen.
»Wir dachten, das könnte Sie eventuell interessieren. Wir fanden, Sie sollten das haben und nicht die aus Århus.«
»›Wir‹?«
»Felix Gomez und ich.«
Plötzlich tauchte so etwas wie Interesse in Billes Gesicht auf.
»Wem gehört es?«
»Felix hat es unten am Strand gefunden, ein Stück entfernt von dem Ort, wo Ramses lag.«
»Der gesamte Strandabschnitt ist von den Technikern durchkämmt worden. Wann hat sie es gefunden? Warum ist sie nicht selbst gekommen?«
Peter zuckte mit den Schultern.
»Vielleicht hatte der Schnee es verdeckt. Sie hatte es bei einem Spaziergang gefunden.«
Mark Bille sah sehr skeptisch aus.
»Ich dachte, Sie kennen sich gar nicht.«
»Nun ja, man lernt sich kennen, wenn man gemeinsam eine Leiche findet.«
»Ich habe mich ein bisschen schlau gemacht und umgehört. Sie sind ja ein Mann mit einer interessanten Geschichte.«
Natürlich hatte er seine Hausaufgaben gemacht und ihn überprüft.
»Was habe ich da alles gefunden.
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