Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)
Gruppenzugehörigkeit zu tun?«
Er nickte. »Das erscheint mir am logischsten.«
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und rieb sich die Arme, als würde sie frieren.
»Glaubst du, es laufen noch andere Frauen mit diesem Brandzeichen herum?«
»Das lässt sich schwer sagen. Ihr müsst zusehen, dass ihr sie identifiziert.« Er fing an, die übliche Vorgehensweise aufzuzählen: »Welche Personen sind als vermisst gemeldet? Kann man die Zahnabdrücke verwenden? Gibt es andere besondere Merkmale? Und schickt das Brandzeichen an die Presse, vielleicht kommt da was rein.«
Sie nahm den Henkel seines Kaffeebechers und wickelte ihre Finger darum.
»Glaubst du, Boutrup weiß mehr, als er sagt?«, fragte sie.
»Möglich.«
»Glaubst du, dass er es war?«
»Auch das ist möglich. Aber nein, das glaube ich nicht.«
»Warum nicht?«
Er dachte an die Art, wie das Mädchen getötet wurde. Sie war gefesselt worden, erniedrigt und entstellt. Der Täter wollte seine Macht demonstrieren.
»Er ist nicht wütend genug. Und auch nicht dumm genug.«
»Sonst noch was?«
Etwas hatte ihn an dem Besuch von Peter Boutrup gestört, obwohl er ihm das Handy gebracht hatte. Er hatte ihn unten am Hafen mit Gry gesehen, darum fühlte er sich erbärmlich. Als hätte ihm jemand mit einem heißen Eisen ein Brandzeichen verpasst. Aber Boutrup hatte sich sogar solidarisch gezeigt. ›Die können einem ganz schön die Hosen ausziehen‹, hatte er gesagt und sich so auf seine Seite geschlagen.
»Der ist in Ordnung«, sagte er schließlich.
Sie stand auf und nickte ihm zu.
»Danke, Mark.«
»Gern geschehen.«
Das war alles. Sie drückte die Türklinke herunter und war verschwunden. Eigentlich hätte er ihr gern noch hinterhergerufen, dass sie das Handy so schnell wie möglich überprüfen sollten, ob es auch wirklich unzweifelhaft Ramses Bilal gehört hat. Danach sollten sie alle Kontakte von ihm checken und deren Kontakte am besten auch. Was hatten sie: einen freigelassenen Gewohnheitsverbrecher, der mit einem Schuss in die Brust ermordet wird. Und ein junges, gebrandmarktes und fürchterlich entstelltes Mädchen, die gefesselt auf den Meeresboden versenkt wurde. Er war zunehmend davon überzeugt, dass diese beiden Fälle miteinander zusammenhingen. Da Anna ihn aber dazu nicht befragt hatte, war ihm seine Theorie auch nicht über die Lippen gekommen. Unruhig lief er im Büro auf und ab. Grys Worte vor dem Hotel hatten ihn nachdenklich gemacht: die drei Mädchen, die plötzlich in Grenå aufgetaucht waren und von denen die eine Nina Bjerre zum Verwechseln ähnlich sah.
Er musste Gry unbedingt wiedersehen. Und dieses Mal nicht, um mit ihr zu schlafen. Nicht ausschließlich.
K APITEL 34
Stingers Zustand hatte sich nicht verändert. Weit und breit war kein Arzt zu sehen. Im Krankenhausbett lag nur dieser dünne Mann mit Armen wie Streichhölzer und mit Schläuchen, die überall in seinem Körper steckten. Er bildete einen harten Kontrast zu Elisabeths massivem Körper, der auf der Bettkante saß und das Bett zu kentern drohte. Schwer, traurig und verloren mit roten Augen und von Tränen geschwollenen Wangen. Die beiden hatten nur noch einander.
»Was geht hier vor sich, Peter? In was ist er da nur reingeraten?«
Peter schüttelte den Kopf.
»Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall ist es eine Nummer zu groß für ihn.«
Erneut hatte er Manfred anrufen und sich freinehmen müssen. Das quälte ihn, aber Manfred war ein guter Freund und hatte Verständnis für ihn. Er hatte sich einen anderen Kollegen zur Hilfe geholt, um das Dach vom Schweinestall fertig zu decken. Er solle kommen, wenn er so weit sei.
»Es scheint mir, dass du dich gerade um ganz andere Dinge kümmern musst«, hatte Manfred gesagt.
»Und Jutta?«, fragte Peter. »Wie geht es ihrer Freundin?«
Er hatte vom Krankenhaus aus angerufen. Im Hintergrund hörte er das Geräusch der Motorsäge und schloss die Augen. Er wünschte sich weit weg von dem Geruch und den Geräuschen des Krankenhauses, aber er fühlte sich verpflichtet, nach Stinger zu sehen. Nicht nur weil Stinger sein Freund war, sondern auch weil er ein Schlüssel zu den rätselhaften Ereignissen der vergangenen Tage war, die es aufzuklären galt.
Er hörte, wie Manfred die Säge ausschaltete.
»Seit sie wissen, dass die Leiche im Hafenbecken nicht ihre Nina war, sind sie wieder voller Hoffnung.« Aber Peter hörte, wie klein diese Hoffnung tatsächlich war.
»Peter«, sagte Manfred. »Pass auf dich auf.«
Tat
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