Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)
Schlüssel wühlen und er hörte an ihrer Atmung, dass sie auch den Mut erneuern musste, mit dem sie losgefahren war.
»Das ist ganz schön lange her. Es ist alles so fremd und dann auch wieder gar nicht …«
Sie gingen durchs Gartentor auf den Eingang zu. Ein Bewegungsmelder erfasste sie und beleuchtete den Weg. Felixtippte einen Code ein und sie betraten eine Eingangshalle, die Peter an den britischen Landsitz in dem Spiel Cluedo erinnerte, bei dem man erraten muss, in welchem der Räume der Mord begangen wurde: im Salon, der Bibliothek, dem Arbeitszimmer, dem Wintergarten oder einem der anderen klassischen Räume eines solchen Anwesens.
»Erik hat dieses Haus geliebt«, flüsterte Felix, während sie von Raum zu Raum gingen.
Peter war kein Experte für Einrichtungsdinge, aber es sah alles ziemlich teuer aus, fand er. Im Gefängnis hatte er in der Tischlerei gearbeitet, in der Möbel angefertigt wurden. Allerdings von einem ganz anderen Kaliber, denn diese hier repräsentierten zum Großteil die dänischen Klassiker: Børge Mogensen, Arne Jacobsen, Hans Wegener. Er kannte diese Namen natürlich, hatte alles über sie in der Gefängnisbibliothek gelesen. Fiktion oder Fachbücher, er verschlang beides. Diese Begeisterung hatte er einem Lehrer in der Schule zu verdanken: Sebastian Warming, mit schwarzem Vollbart. Er hatte Peter eines Tages Robinson Crusoe gegeben und gesagt, das Buch handle vom Überlebenswillen, auch wenn sonst alles im Leben dagegenspricht. Danach hatte er Die Schatzinsel , Oliver Twist und David Copperfield und andere Romane gelesen, in denen Jungen und Männer alle möglichen Widrigkeiten des Lebens meisterten. Auf diesem Weg waren Bücher zu einem unentbehrlichen Teil seines Lebens geworden.
Felix berührte einen Drehstuhl, er knarrte bei der Bewegung.
»Mir haben die hohen Ausgaben für so einen Lebensstil immer eher Angst gemacht und ich war besorgt, ob eines Tages das Geld versiegen könnte. Aber Erik hat sich um alle Geldangelegenheiten gekümmert.«
Sie setzte sich auf den Stuhl und drehte sich. Ihr Gesichtsausdruck hatte sich verhärtet.
»Ich war so dumm. Sieh dich doch mal um. Dieses Haus ist auch für einen Mann mit Geschäftsführerposten viel zu teuer. Wenn man nicht noch Nebeneinkünfte hat.«
»Und was sollte das sein?«
»Das frage ich mich auch die ganze Zeit.«
Sie erhob sich. »Die Polizei hat einen ganzen Haufen Unterlagen damals mitgenommen, weil sie nach der Ursache für den Absturz gesucht haben, nachdem ein technischer Defekt ausgeschlossen werden konnte. Der Hubschrauber war vollgetankt und die Sicht war gut. Komm, ich möchte dir Marias Zimmer zeigen.«
Sie gingen in den ersten Stock. Marias Zimmer lag am Ende des Flurs und war ein typisches Mädchenzimmer: Plakate mit ihm unbekannten Disneyfiguren an der Wand, Bären auf dem rosa Bettbezug und rosa Gardinen. Schweigsam stand Felix in der Mitte des Raumes. Er suchte nach den passenden Worten, aber ihm wollte nichts einfallen, also reagierte er sehr pragmatisch und leider unsensibel.
»Vielleicht sollten wir uns Eriks Büro ansehen, wenn er hier im Haus eines hatte. In diesem Zimmer werden wir nicht herausfinden, um was für Nebeneinkünfte es sich handelte.«
Verletzt sah sie ihn an, nahm einen der Teddybären vom Bett und drückte ihn an sich.
»Das war ihr Lieblingsteddy. Toben hat sie ihn genannt.« Sie hielt ihn von sich weg. »Vielleicht hätte sie ihn mit in den Sarg bekommen sollen.«
Ihre Stimme war belegt. Peter wandte den Kopf ab, betrachtete die Tapete, deren Blumenranke an der Wand bis zur Decke hochkletterte.
»Aber ich war ja nicht da, konnte nichts entscheiden, ich lag im Krankenhaus.«
Er hätte ihr gerne etwas Nettes gesagt, aber der Momentverstrich und sie schob sich an ihm vorbei in den Flur, den Teddy fest an sich gedrückt.
Im Erdgeschoss lag Eriks Büro. So wie Marias Zimmer einer Sechsjährigen entsprochen hatte, so entsprach auch Eriks Büro dem Repräsentationsraum eines Mannes in einer leitenden Position mit einem ausgeprägten Selbstbewusstsein.
Hier befand man sich im Herzstück des Cluedo-Universums, denn das Büro war eine Imitation eines Herrenzimmers mit einem massiven Schreibtisch aus Mahagoni, einem großen Bürostuhl aus schwarzem Leder, Bücherregalen bis unter die Decke und persischen Läufern. Die Wände waren ochsenblutfarben und auf dem Tisch stand eine Klassiker-Lampe mit grünem Glasschirm. Daneben lag ein Laptop.
»Vielleicht solltest du den mitnehmen.«
Sie
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