Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)
hat sie später versenkt.«
Sie spürte, wie der Eifer in ihr entfacht war, sie sprach schneller als sonst.
»Aber für das Fesseln und Mit-Gewichten-Beschweren blieb ihm keine Zeit. Deshalb ist sie auch nicht mehr hier im Hafenbecken, die Strömung hat sie davongetrieben.«
Seine Augen waren schmale Schlitze, er lehnte sich gegen ihre Schulter. Ihr Herz klopfte wie wild und das ärgerte sie wahnsinnig. Total idiotisch!
»Meine Worte, du bist eine ganz Gescheite, Kir.«
Seine Lippen kitzelten an ihrem Ohr. Als er sich wieder aufrichtete, sprach sein Blick Bände. Worte, die sie gerne gehört hätte. Aber dann war vor der Kneipe plötzlich ein Streit zu hören. Ein Mädchen in Minirock und ein älterer Mann schrien sich an. Es war nicht schwer zu erraten, um was es bei dieser Auseinandersetzung ging.
Mark Bille ließ sein Bier stehen und ging wortlos raus. Kir beobachtete ihn dabei, wie er die hitzigen Gemüter des Kunden und der Prostituierten beruhigte, die ihr Geld nicht bekommen oder sich über etwas anderes geärgert hatte. Sie zündete sich eine Zigarette an und wedelte wütend damit herum und zeichnete Rauchmuster in die kalte Luft, während der Kunde in seinen Wagen stieg und davonfuhr. Mark Bille unterhielt sich noch eine Weile mit ihr, ihre Atemwolken vermischten sich und stiegen auf und verschwanden im Licht des Neonschildes vom Bull’s Eye. Dann lächelte der Polizist das Mädchen an, griff ihren Ellenbogen und ging mit ihr schräg über den Platz ins gegenüberliegende Hotel. Kir war sich unsicher, was sie da gerade beobachtet hatte, und ging lange davon aus, dass er wieder zurückkommen würde. Eine Viertelstunde stand sie am Fenster und wartete, dann eine weitere Viertelstunde. Aber er kam nicht.
K APITEL 37
Als Peter beladen mit Einkaufstüten nach Feierabend nach Hause kam, saß Felix auf dem Boden und wühlte in Pappkartons herum. Ihre Wangen glühten und in ihren Augen war ein Glanz, den er bisher noch nie gesehen hatte. Fast manisch hob sie Gegenstände aus den Kisten und warf sie wieder hinein.
»Nichts! Absolut nichts!«
Sie griff nach einem Becher, der neben ihr auf dem Boden stand. Er vermutete, dass es Tee war. Sie war eine besessene Teetrinkerin und gehörte dadurch zu einem Menschenschlag, der ihm ein Rätsel war.
Sie trug eine Jeans und ein dunkelblaues T-Shirt, darunter einen BH, auch ein neuer Anblick. Ihre Kleidung war zu groß, die Hose hielt ein Gürtel fest, aber ihre Stimme war voller Energie.
»Hast du gerade etwas vor?«, fragte sie.
»Nee, ich dachte, wir kochen was.«
»Würdest du mit mir nach Århus fahren?«
»Jetzt?«
»Ja, jetzt! Ich muss herausfinden, was wirklich geschehen ist. Warum Erik und Maria sterben mussten.«
Sie war aufgestanden und kam näher. Er konnte ihren unbändigen Willen und ihre Entschlossenheit förmlich riechen.
Sie zerrte an seinem Pullover.
»Jetzt bin ich dazu bereit.«
Er kannte dieses Gefühl. Es war der Punkt, an dem man die Wahrheit wissen musste, auch wenn sie grausam und schmerzvoll war.
»Okay.«
Er stellte die Einkaufstüten auf den Küchentisch.
»Nachdem wir was gekocht haben und du mindestens die Hälfte gegessen hast.«
Sie waren in eine Gegend der Stadt gefahren, die er nur flüchtig kannte. Niemand aus seinem Bekanntenkreis hatte jemals in Skåde gewohnt, und je tiefer sie in das System der Villengegend aus steilen und verschnörkelten Straßen vorstießen, desto besser verstand er auch warum: in diesen Häusern, von denen einige gotischen Schlössern mit Türmchen und Erkern glichen, wohnten nicht jene Leute, mit denen er seine Zeit verbrachte. Seine Freunde wohnten in heruntergekommenen Wohnungen in der Innenstadt, in sozialen Wohnungsbauten oder sie kauften sich für wenig Geld ein altes Haus auf Djursland und renovierten es selbst.
Es war gegen 21 Uhr, als sie vor einem Haus anhielten, das sich am Ende einer Sackgasse hinter einer mannshohen Hecke versteckte. Die Straßenlaternen beleuchteten die geräumten Wege, der Schnee glitzerte auf den weißen Haufen. Schnee lag auch schwer auf den hohen Tannen, die das dreistöckige Haus umsäumte. Gedämpfte Laute drangen wie Hintergrundmusik an ihr Ohr, als sie ausstiegen. Wahrscheinlich befand sich in unmittelbarer Nähe ein Berg, wo die Kinder der Gegend Schlitten fuhren. Im Garten der Nachbarn stand ein Schneemann, weiter entfernt bellte ein Hund, eine Frauenstimme rief einen Namen in die Dunkelheit.
Felix musste einen Augenblick in ihrer Tasche nach dem
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