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Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Titel: Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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viele Piercings. So viele habe ich noch nie auf einmal gesehen. Kurze Haare.«
    »Und die dritte?«
    Gry wippte mit den Stiefelspitzen auf und ab. Plötzlich verzog sich ihr Gesicht zu einem albernen Grinsen.
    »Die hatte voll die Vokuhila-Frisur. Du weißt schon, mit so Stufen hinten. Das sah aus wie ein Unfall, aber sie fand das total cool. Und sie war groß.«
    »Meinst du dick?«
    »Nein, einfach nur echt groß.«
    »Warum habt ihr die hier geduldet? Durften die hier auch anschaffen gehen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Die waren nicht anschaffen. Die hatten genug Geld. Die hingen hier nur so ab.«
    »Hingen ab?«
    »Es sah aus, als warteten die auf etwas. Die waren echt cool drauf. Die tauchten auch nur ab und zu mal auf.«
    Sie nahm einen tiefen Zug und stieß den Rauch aus.
    »Ich hab keinen Plan, was die sonst so gemacht haben, aber wir waren ein paarmal mit denen trinken und haben auch ein paar Lines gezogen.«
    »Koks?«
    Sie grinste ihn an und zog ihn zu sich.
    »Aber verrate es keinem, okay?«
    »Und was ist mit Männern? Hast du die mal mit irgendjemandem zusammen gesehen?«
    »Männer? Die sind doch immer überall«, entgegnete sie gleichgültig.
    »Kannst du sie beschreiben?«
    Keine Antwort.
    »Und was ist aus den Mädchen geworden?«
    Sie drückte die Zigarette in einer kleinen Schale auf dem Nachttisch aus und begann, sich an seinen Beinen zu reiben. Zuerst wollte er sie wegstoßen, aber sein Körper gehorchte ihm nicht.
    »Eines Tages waren sie einfach verschwunden. So was passiert einfach«, sagte sie und griff ihm in den Schritt.
    Ihr Mund war leicht geöffnet, er stieß sie aufs Bett und schob seine Hand unter ihren kurzen Rock. Sie war feucht. Auf einmal schossen ihm Bilder durch den Kopf: Anna Baggers strenger Gesichtsausdruck, Kirs ansteckendes Lachen, ihre Zahnlücke und die roten Haare. Es gelang ihm, diese Bilder wegzuschieben und sich selbst zu vergessen. Aber danach kamen sie zurück. Warum musste er sich die ganze Zeit etwas beweisen? Warum war ihm diese bedeutungslose Begegnung so wichtig? Dieser mehr oder weniger gesichtslose Fick.
    Er duschte und zog sich an. In ihm war zu viel zerstört worden, vielleicht war es das. Sein Leben fühlte sich so ausweglos an.
    Er gab ihr das Geld. Sie blickte ihm mit glanzlosen Augen ins Gesicht.
    »Kannst du mir unten noch ne Cola bestellen?«
    Sie hatte den Fernseher angestellt und es sich auf dem Bett bequem gemacht. An der Rezeption bestellte er eine Cola für sie. Erst als er durch die Kälte zum Auto ging, schlug ihn die Erkenntnis wie ein Blitz: Vielleicht musste man genauso drauf sein, wie er es war, um einen Mord zu begehen. Gleichgültig.
    Dieser Gedanke trieb ihn noch um, als er fünfzehn Stunden später im Wartezimmer des Krankenhauses saß. Das Scannen war wie immer schmerzfrei gewesen, das Schlimmste war das Warten danach.
    Wie immer in diesen Momenten begann er Bilanz zu ziehen. Wann war er das letzte Mal glücklich gewesen? Die Antwort war auf keinen Fall die Hochzeit mit Helle, das konnte er mit Gewissheit sagen. Diese Ehe war von Tag eins ein einziger, riesengroßer Irrtum gewesen und sie würde ihm da wahrscheinlich recht geben. Er hatte ein großes Bedürfnis nach Fürsorge gehabt und sie das Bedürfnis, jemandem Fürsorge zu geben. Nicht um Verliebtheit oder gar Liebe war es gegangen, sondern um die Befriedigung zweier egoistischer Bedürfnisse. Helle hatte als Arzthelferin bei seinem Arzt gearbeitet. Sie war jung und hübsch gewesen und hatte ihm als Erste die rettende Hand gereicht, als er vor zwei Jahren die niederschmetternde Diagnose bekommen hatte. Sie hatte ihm nach der Operation beigestanden. Danach hatte es nur den einen Weg gegeben: in die gegenseitige Abhängigkeit.
    Als er nach Grenå versetzt wurde, hatten sie sich geeinigt,dass sie in Kopenhagen bleiben und ihren heiß geliebten Job behalten sollte. Unausgesprochen war klar, dass sich ihre Wege von da an trennen würden. Die Fürsorge und das Verständnis waren aufgebraucht. Die Krankheit hatte alles verschlungen.
    Vor Helle hatte er Anna als Freundin gehabt. Er griff nach einer Modezeitschrift. Eines der Mädchen in Badeanzügen erinnerte ihn an Anna, die Eiseskälte und brodelnde Leidenschaft verkörpern konnte. War er in der Zeit mit ihr glücklich gewesen? In den heimlichen Stunden, in denen ihr Mann beschäftigt war?
    Ohne es zu wissen, hatten sich schon damals Symptome seiner Krankheit gezeigt. Die Lust auf Sex war verschwunden und vor allem auch die

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