Eiskalte Berührung - Cole, K: Eiskalte Berührung
das sich Elancourt nennt.«
»Das kenne ich.« Elancourt war nicht weit von Val Hall entfernt und war Danii immer ziemlich unheimlich vorgekommen. In diesem verfallenen Gruselhaus konnte doch niemand wohnen. »Wieso habt ihr ihn dorthin gebracht?«
»Das hat Nïx Nikolai geraten.«
Was hat sie bloß jetzt schon wieder vor?
»Wir drei haben jede Menge Arbeit, wenn wir es Conrad einigermaßen gemütlich machen wollen.«
Noch mehr Zeit fort von Zuhause. Fort von mir.
»Aber es liegt recht versteckt«, fuhr er fort. Dies war von großer Bedeutung angesichts dessen, was sie vorhatten. Eine der wichtigsten Regeln des Deviantenordens bestand darin, dass gefallene Vampire getötet werden mussten. Ohne jede Gnade. Einem von ihnen Schutz zu gewähren, würde als Hochverrat gelten, und darauf stand der Tod.
»Und was habt ihr jetzt vor?«, fragte sie.
»Wir werden ihn hierbehalten und versuchen, ihn mithilfe eines Trankes der Hexen zu rehabilitieren. Im Grunde genommen müssen wir alles tun, was in unserer Kraft steht, um ihm zu helfen. Wenn wir ihn davon abhalten können zu töten, könnte es sogar funktionieren.«
Man ging davon aus, dass es für einen gefallenen Vampir kein Zurück gab. Eine Entziehungskur war nicht möglich.
»Was, wenn er nicht gerettet werden kann?«, fragte sie ruhig. Sie wünschte, sie könnte ihm das unvermeidliche Scheitern ersparen.
»Möglicherweise haben wir noch andere Optionen«, sagte Murdoch geheimnisvoll.
Das erinnerte Danii an Nïx’ Worte. »Wie zum Beispiel Thranes Schlüssel zu benutzen? Warum hast du mir nicht erzählt, dass Sebastian ihn hat?«
»Ich nehme an, Nïx hat sich endlich bei dir gemeldet.« Er seufzte. »Danii, es war nicht mein Geheimnis. Und ich musste Sebastians Geheimnis ebenso wahren wie deines.«
»Werdet ihr den Schlüssel einsetzen?«
»Das werden wir, zur rechten Zeit«, sagte er. »Aber er würde unsere ganze Familie zurückholen. Wenn wir Conrad mit den anderen zusammen aus der Vergangenheit zurückholen, würde sein gegenwärtiges Ich vernichtet werden. Wir würden dreihundert Jahre seines Lebens auslöschen. Wir haben vor, ihn zumindest so weit hinzukriegen, dass er die Entscheidung selbst treffen kann. Diesmal werden wir sie ihm nicht abnehmen. Nicht wie beim letzten Mal.«
»Verstehe«, murmelte sie, enttäuscht, dass er ihr so etwas Bedeutendes nicht anvertraut hatte, obwohl sie wusste, dass Murdoch Sebastian ja schlecht darum bitten konnte, Danii einweihen zu dürfen, da Sebastian schließlich gar nichts von ihrer Existenz wusste.
»Hör mal«, fuhr er in unkonzentriertem Tonfall fort. »Wenn wir mit Conrad fertig sind, sollten du und ich Riora einen Besuch abstatten. Vielleicht können wir sie dazu überreden, uns zu helfen. Schließlich befinden wir uns in einer unmöglichen Situation, oder?«
Er merkt noch nicht mal, wie weh er mir damit tut.
Und er wusste nicht, dass Riora die gedankenlose Göttin war, die Danii die Bowlingschuhe geschenkt hatte …
32
»Geh jetzt!«, brüllte Conrad, der sich so sehr gegen seine Fesseln wehrte, dass die Handschellen tief in seine Handgelenke einschnitten.
Murdoch war von dieser plötzlichen Veränderung im Verhalten seines Bruders überrascht nach zwei Wochen allmählicher – manch einer würde sagen schleppender – Besserung. Er zögerte und überlegte, ob er erneut versuchen sollte, zu ihm durchzudringen, oder ob er ihn lieber allein ließ.
Als das Blut schon an Conrads Händen hinunterlief, stand Murdoch auf. »In Übersee braut sich etwas zusammen«, sagte er schließlich. »Keiner von uns wird vor morgen spätabends zurückkommen können.« Kristoff hatte sie gewarnt, dass möglicherweise ein Angriff der Horde auf Mount Oblak kurz bevorstand. »Möchtest du etwas trinken, bevor ich gehe?«
»Geh mir aus den Augen!«
»Conrad, so beruhige dich doch«, sagte Murdoch ohne erkennbaren Erfolg.
Verdammter Mist, dabei hatte er geglaubt, sie hätten gute Fortschritte bei ihm erzielt. Sie hatten ihn dazu gebracht, aus einer Tasse zu trinken, ohne dass er ihnen das Blut ins Gesicht spuckte, und er hatte sogar geduscht. In letzter Zeit hatte er immer wieder längere klare Phasen gehabt, während derer er sich mit den Brüdern unterhalten hatte.
Aber Conrad litt immer noch unter Halluzinationen. Er sah Szenen aus all den Erinnerungen, die er in sich aufgenommen hatte, und seit Neuestem sprach er von einer unsichtbaren Geisterfrau, die zusammen mit ihm auf Elancourt hauste, wie er glaubte.
Und dann
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