Eiskalte Berührung - Cole, K: Eiskalte Berührung
ihr euch berühren könntet?«
»Nein, das glaube ich nicht. Diese Situation muss für ihn quälend sein.« Weil sie es für mich nämlich ist.
»Ich habe gerade an Mariketa die Langersehnte gedacht«, sagte Nïx. »Sie scheint endlich ihre Kräfte zu entwickeln. Nur noch fünfzig Jahre und sie kann dir vielleicht helfen.«
»Wirklich?« Mariketa war angeblich die mächtigste Hexe, die dem Haus der Hexen je geboren worden war. »Darauf warte ich, seit sie ein Mädchen ist!«
Niemand auf der ganzen Welt hatte gewusst, wie lange sie würden warten müssen, bis Mariketa endlich zu ihrer vollen Stärke finden würde, ob ein Jahr oder Jahrtausende – alles wäre möglich gewesen.
»Mariketa nimmt Anzahlungen an. Auf ein Treuhandkonto, versteht sich. Du könntest dich auf ihrer Warteliste eintragen lassen.«
Das könnte Danii, und bis die Zeit gekommen war, könnte vielleicht eine weniger mächtige Hexe Murdoch und sie in Schlaf versetzen, sodass sie wie Odin und Freya die schlechten Zeiten verschlafen könnten. Wenn Danii und Murdoch dann wieder erwachten, könnten sie endlich zusammen sein.
Aber sie wagte es beinahe nicht, Murdoch von dieser Idee zu erzählen. Fünfzig Jahre würden sich in seinen Ohren immer noch wie eine Ewigkeit anhören. Außerdem war das Ganze viel zu ungewiss.
»Ich nehme nicht an, dass du irgendeine Möglichkeit weißt, wie man diese fünfzigjährige Wartezeit etwas verkürzen könnte?« Danii wusste von anderen Wettkämpfen für Unsterbliche mit unglaublichen Preisen, so wie sie auch jene kostspieligen Mythenweltbazare kannte, auf denen alle möglichen Zaubermittelchen feilgeboten wurden. Beides vor allem in der Zeit der Akzession.
Könnte es mittlerweile irgendwo dort draußen einen Zauber geben, der es Murdoch und ihr erlauben würde, einander zu berühren? Ohne eine vernichtende – und möglicherweise schuppige – Strafe nach sich zu ziehen?
»Um dir das beantworten zu können, muss ich in die Zukunft sehen. Ich melde mich dann wieder bei dir«, sagte Nïx. »Aber jetzt lass uns lieber noch ein bisschen tratschen.«
Eine halbe Stunde lang brachte Nïx sie auf den neuesten Stand über die Geschehnisse in der Mythenwelt, wie zum Beispiel die Heirat von Emma und Lachlain MacRieve, ihrem Beschützerwerwolf. »Ich hab’s dir doch gleich gesagt, dass wir einmal einen Werwolf zum Schwager bekommen werden«, zwitscherte Nïx.
Und sie berichtete, wie Kaderin ihre Schwestern, die nur das Mittelalter kannten, an diese Zeit gewöhnte: »Für Neulinge können Videospiele überaus erhellend sein.«
»Was ist mit Regin?«, fragte Danii. »Es würde mich wundern, wenn sie mal nicht bis zum Hals in Schwierigkeiten steckt.« Regin die Ränkevolle war der Witzbold des Kovens, hoffnungslos unreif und stolz darauf. Ihre »Superhelden-Identität« nannte sie Fellatrix, sie neigte zu Kicheranfällen und sagte Dinge wie: »Im Song ›Come on Eileen‹ gibt es kein Komma nach on … «
»Sie steht kurz vor der Kernschmelze, seit ihre beste Freundin Lucia sich ohne sie verdünnisiert hat.«
Überraschenderweise waren die freche Regin und die vernünftige Lucia die Jägerin unzertrennliche Freundinnen. Lucia, deren Vergangenheit in geheimnisvolles Dunkel gehüllt war, war eine Bogenschützin und dazu verflucht, unbeschreibliche Schmerzen zu fühlen, wenn sie ihr Ziel verfehlte. Zumindest war das einer ihrer Flüche. »Warum sollte Lucia so was machen?«
»Sie ist einfach verschwunden, unmittelbar gefolgt von ihrem eigenen Lykae-Verehrer.«
Während Nïx und sie so plauderten, versuchte Danii, ihr von ihren Schnitzexzessen und jenen altertümlichen Symbolen zu erzählen, aber die Wahrsagerin äußerte sich nicht weiter dazu.
»Deine Wege sind nicht wie unsere irdischen Wege«, war alles, was sie dazu sagte.
»Oh!«, rief Nïx plötzlich aus. »Ich hätte fast vergessen dir zu sagen, dass ich ein Geschenk für dich habe.«
»Wann krieg ich es denn?« Danii liebte Geschenke, wie alle Walküren. »Woher weißt du, wohin du es schicken musst?«
»Als ob ich nicht genau wüsste, wo du bist! So, jetzt muss ich Schluss machen. Um fünf Uhr gibt es unten ein allgemeines Chaos und Durcheinander, und um acht läuft Survivor .«
»Richtest du den anderen bitte Grüße von mir aus und sagst ihnen, sie sollen die Kleider, die ich zurückgelassen habe, nicht klauen?«
»Die zweite dieser Bitten ist inzwischen irrelevant. Es kam zu einer kleinen Massenschlägerei.«
»Nïx!«
»Noch eine Sache: Erinnerst du
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