Eiskalte Hand
sehr darauf, persönliche Dinge auszulassen. Auch über ihre Motive und ihren Beruf sprach sie nicht. Nach dem Bericht herrschte eine Weile Schweigen. Schließlich war es Sotama, der die Stille aufhob. „Das klingt bedenklich. Mit solchen Bedrohungen ist nicht zu spaßen. Ich werde mich mit dem Klosterrat besprechen. Es ist auf jeden Fall gut, dass du mich informiert hast.“ Er nickte ihr zu. Dann fuhr er fort: „Ob allerdings der Statthalter geeignet ist, etwas Sinnvolles zu unternehmen – da bin ich mir nicht so sicher“ Bedenklich wiegte er seinen Kopf. „Ist es denn nicht seine Aufgabe, die Stadt, die Bevölkerung und das Reich zu schützen?“ Sotama schaute sie an, wie ein Vater sein kleines Kind anschaut, das die Dinge der Großen noch nicht so recht versteht. „Weißt du, manche Posten bekommt man, weil man aus dem richtigen Geschlecht stammt und nicht weil man die nötigen Fähigkeiten dafür hat.“ Mia verstand. Hoffentlich konnten Huan und Ranja ihm die Dringlichkeit der Lage deutlich machen. Nicht auszudenken, wenn Mirana den Grünhäuten in die Hände fallen sollte. Das würde das ganze Reich aus dem Gleichgewicht bringen.
In der nächsten Stunde unterhielten die beiden sich über Mias Vergangenheit im Kloster. Sotama war neugierig und zeigte dies auch ganz offen. Es war nichts Ungewöhnliches, dass Männer und Frauen das Kloster als Erwachsene wieder verließen und in anderen Bereichen tätig waren. Gerade diese Leute sorgten für gute Verbindungen und Kontakte des Ordens. Mia wählte ihre Worte sorgfältig, obwohl ihr klar war, dass Sotama wusste, dass sie nicht alles erzählte. Schließlich bot er ihr ein Zimmer im Gästehaus an, das sie dankbar annahm. Sotama läutete eine kleine Glocke. Kurz darauf erschien ein dicker Mönch mit einem fröhlichen Gesicht. Etwas ungelenk verbeugte er sich vor den beiden. „Takko wird dich in dein Zimmer führen. Wenn du noch etwas brauchst, wende dich vertrauensvoll an ihn.“, stellte Sotama den dicken Mönch vor. Mia nickte.
Das Zimmer war einfach eingerichtet, genauso wie sie es aus ihrer Zeit im Kloster kannte. Erst jetzt merkte sie, wie ihr Magen knurrte und bat Takko um ein wenig Obst. „Sehr gerne.“, sagte dieser und verschwand. Unterdessen lies Mia den Blick durch den Raum wandern. Am Bett blieb er haften. Sie freute sich darauf, endlich wieder einmal nicht auf dem harten Boden schlafen zu müssen. Kurz darauf kehrte der Mönch zurück und hielt eine Schale mit frischem Obst in den Händen. Mit seinem ansteckenden Lächeln schaute er Mia an und stellte die Schale auf dem Tisch ab. Die junge Frau wollte sich gerade bei ihm bedanken, da nahm sie aus den Augenwinkeln etwas wahr. Kaum mehr als ein Schemen. Ihr war, als wäre da hinter dem Mönch etwas in das Zimmer hereingehuscht. Augenblicklich spannten sich ihre Muskeln an. Mit geübtem Blick durchforsteten ihre Augen den Raum. Takko stand etwas irritiert am Tisch. „Was…“, hob er an. Da sprang etwas Dunkles aus dem Schatten einer Ecke direkt auf Mia zu. Der Angreifer traf sie mit der Faust direkt an der Brust. Ein harter, wuchtiger Schlag. Mia wurde regelrecht durch den Raum katapultiert. Krachend schlug sie im Schrank ein, der über ihr zusammenbrach. Trümmerteile fielen auf sie herab. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihre Brust. ‚Verdammt.‘
Der vermummte Angreifer zückte ein langes, schmales Messer und schickte sich an, auf Mia loszustürmen, um ihr den Rest zu geben. Mühlselig versuchte die junge Frau auf die Beine zu kommen. Aber es ging so unendlich langsam voran. Die Schmerzen, die Trümmer vom Schrank, die sie beiseite räumen musste. Sie würde nie rechtzeitig eine Verteidigungshaltung einnehmen können. Mit einem gewissen Erschrecken realisierte sie, dass der dicke Mönch mitten im Weg zwischen dem Attentäter und ihr stand. Für den Angreifer wäre er kein großes Hindernis. Der Unbekannte wusste offenbar genau, was er tat. Und er tat es präzise. Im gleichen Moment setzte der schwarz Gekleidete zum Angriff an. Mit ausgestrecktem Messer sprang er direkt auf Takko zu. Die Klinge zielte auf seine Kehle. Es war unglaublich, aber der Mönch grinste immer noch.
„Stirb, Dummkopf.“, rief der Attentäter, drehte sich in der Luft ein wenig zur Seite, so dass er ungebremst an seinem Gegenüber vorbeifliegen und ihm sozusagen auf dem Weg das Lebenslicht ausblasen würde. Sein eigentliches Ziel ließ er dabei nicht aus den Augen. Die Frau zu töten, war eine
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