Eiskalte Hand
Stadt.“, stellte sich der Generalmajor vor. Pflichtbewusst – so, wie es das quandalische Protokoll verlangte – verneigten sich Huan und Ranja tief vor ihrem Gegenüber. Der nahm diese Geste mit einem wohlwollenden Lächeln zur Kenntnis. „Nun, ihr beiden ließet ausrichten, dass ihr bedeutende Nachrichten für uns hättet.“ Damit spielte der Statthalter den Ball den beiden Neuankömmlingen zu. „Dann berichtet!“
Huan übernahm überwiegend das Reden, nur an einigen Stellen ergänzt von Ranja. Schließlich war er der ranghöhere Soldat und auch mehr geübt in solchen Berichten. Ranja hatte nichts dagegen. Im Gegenteil, nach seinen unrühmlichen Erfahrungen hielt er sich lieber zurück, bevor er wieder etwas Unpassendes sagte. Der Leutnant bemühte sich, bei seinen Ausführungen vorsichtig zu sein, keine Wertung abzugeben, die seine Vorgesetzten in einem schlechten Licht dastehen lassen könnte – auch wenn ihm da so manches auf der Zunge lag. Bei alledem blieben der Statthalter und seine Offiziere ausgesprochen gelassen. Es wirkte fast, als würde sie die Bedrohung durch die Grünhäute kaum interessieren. Artig stellten sie Rückfragen zu Details, um sich ein umfassendes Bild zu verschaffen. Doch alles in einem nüchternen, leicht gelangweilten Ton. Huan merkte, wie er allmählich wütend wurde. Aber im Gegensatz zum Beschwörer wusste er, wie er seine Emotionen unterdrückte.
Nach dem Bericht schwieg der Statthalter für eine Weile. „Ich danke euch für das, was ihr auf euch genommen habt, um uns Bericht zu erstatten.“ Er nippte an dem Kelch, der die ganze Zeit über neben ihm auf dem Tisch gestanden hatte. Ranja spürte, wie trocken sich seine eigene Kehle anfühlte. „Wir werden darüber beraten, was jetzt zu tun ist. Ihr habt eure Schuldigkeit getan und sollt nun erst einmal ausruhen.“ Bei diesen Worten klatschte er in die Hände. Zwei Diener traten durch eine seitliche Tür in den Raum. „Bringt unsere Gäste in das vorbereitete Quartier und sorgt dafür, dass sie essen und trinken und sich ausruhen können!“, befahl er den Dienern. Damit beendete er das Gespräch. Huan und Ranja verneigten sich erneut und folgten den beiden Bediensteten. Zufrieden waren sie mit der Situation nicht. Etwas mehr Anteilnahme, etwas mehr Engagement – das hätten sie erwartet. War dem Kerl denn nicht klar, was hier möglicherweise drohte? ‚Verdammte Arroganz!‘, dachte Huan.
Die Diener führten die beiden durch weitere Gänge. Dieser Palast wand sich wie ein Irrgarten. Schließlich erreichten sie ein freundlich eingerichtetes Zimmer. In einer Ecke standen zwei Betten, im Zentrum befand sich ein Tisch, der bereits mit allerlei Leckereien gedeckt worden war. Es roch köstlich und das Wasser lief ihnen im Munde zusammen. Einer der Diener bedeutete ihnen mit der Hand Platz zu nehmen. Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. Hungrig setzten sie sich an den Tisch und machten sich über die Köstlichkeiten her. Wie lange hatten sie schon nichts Ordentliches mehr gegessen?
Währenddessen fiel die Tür leise ins Schloss.
Kapitel 21
Etwas nervös stand Mia vor dem Tor des Klosters. Die eiserne Pforte stellte den Kopf eines Drachens dar – so, wie bei jedem Kloster des Bantru Vaksha. Bantru Vaksha war kein Gott. Das verstanden die Menschen aus anderen Teilen Mondorias oft nicht so richtig. Bei ihnen hieß Religion, eine Gottheit – oder auch mehrere – zu verehren. Aber das traf hier nicht zu. Vielmehr handelte es sich bei Bantru Vaksha um eine Lebenseinstellung, einen Pfad, den die Anhänger dieser Glaubensrichtung konsequent verfolgten. Von vielen wurde er auch der „Pfad des Drachens“ genannt, weil viele martialische Elemente darin enthalten waren. Doch letztlich ging es um viel mehr. Wer sich auf den Pfad einließ, der entsagte aller weltlichen Bindung und begab sich auf die Suche nach dem Göttlichen Ich, das in jedem Menschen schlummerte. Durch Entbehrung und zahllose Übungen – körperliche wie geistige – kam man diesem Ziel allmählich näher. Nur die größten Meister erreichten es annähernd und wurden dadurch selbst zu Göttern. Doch längst nicht allen gelang es, auf dem Pfad voranzukommen. Die meisten derer, die ins Kloster gingen, scheiterten innerhalb des ersten Jahres. Auch im zweiten Jahr mussten noch viele die Gemeinschaft verlassen. Erst danach wurde es besser. Der Pfad des Drachens war auch ein Pfad des Kämpfers. Die Ausbildung in der Kunst des Zweikampfs
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