Eiskalte Hand
Herausforderung. Zweifelsohne. Aber er hatte schon ganz andere Aufgaben bewältigt. Und noch lag sie am Boden. Er musste also nur schnell genug sein. Siegessicher spannte er den rechten Arm mit dem Messer an. Ein kurzer Schnitt, und…
‚Das gibt’s nicht!‘ Der dicke Mönch, den Mia eben schon als Leiche vor sich gesehen hatte, machte völlig unerwartet eine blitzschnelle Bewegung. Nur ein kleines Stück huschte er zur Seite. Aber das reichte schon. Das Messer des Angreifers stieß ins Leere. Knapp am Hals des Mönchs vorbei. Zugleich ließ Takko seinen massigen Arm niedersausen und traf den Attentäter mit der Handkante auf dem Schultergelenk. Es knackte laut. Die Waffe flog ihm aus der Hand, der Arm hing nunmehr schlaff herab. Bruchteile von Sekunden später prallte der schwarz Gekleidete gegen den korpulenten Mönch. „Der stand da doch gerade noch nicht.“, murmelte er und fiel zu Boden. Hart schlug er auf.
Mia hatte sich inzwischen berappelt. Sie stand wieder aufrecht und fischte einen Wurfstern und einen Dolch aus ihrem Gürtel. Falls sie eingreifen musste. Takko packte mit seinen kräftigen Händen den gescheiterten Attentäter, hob ihn hoch, schüttelte ihn kurz und schleuderte ihn dann quer durch den Raum. Ungebremst krachte er an die gegenüberliegende Wand, so dass der Raum leicht erzitterte. In einem Tempo, das man dem massigen Mönch niemals zugetraut hätte, setzte er dem Angreifer nach und packte ihn erneut. Von Gegenwehr keine Spur mehr. Der Attentäter röchelte nur vor sich hin und kämpfte gegen die Schmerzen an, die ihm seine vermutlich gebrochene Schulter bescherten.
Lässig schlenderte Mia auf die andere Seite des Raums und baute sich vor dem Attentäter auf. „Wer hat dich geschickt?“, fragte sie unvermittelt. Keine Antwort. „Du willst es also auf die harte Tour.“, stellte sie eiskalt fest und streckte den Arm in Richtung seiner Schulter aus. „Tu das nicht, Schwester.“, unterbrach Takko ihre Bewegung, „Wir müssen ihm nicht wehtun, um zu erfahren, was er uns zu sagen hat. Überlasst das am besten mir.“ Mia war irritiert. Die Stimme des Mönchs hatte etwas Beruhigendes in sich, strahlte eine große Friedfertigkeit aus. Langsam ließ sie den Arm sinken und nickte. „Bitte sehr, er gehört dir!“
Kapitel 22
Seine Schritte klackten monoton auf dem Steinfußboden. Zum gefühlt einhunderttausendsten Mal legte Ranja jetzt die Strecke zwischen Bett und Tisch zurück. „Jetzt setz dich endlich hin! Das nervt.“, schnauzte Huan ihn an. Der Beschwörer blieb stehen und schaute den Soldaten wütend an. Auch ihn nervte die Situation über die Maßen. Schließlich hatten die beiden sich völlig übertölpeln und wie die Schafe zur Schlachtbank führen lassen. Nichts ahnend in die Zelle. Aber wer konnte auch schon ahnen, dass sie hier einfach festgesetzt werden sollten. Es dauerte schon eine Weile, bis sie realisierten, dass sie sich nicht in einem Gästezimmer befanden, sondern in einer Gefängniszelle. Es gab eine stabile Tür und winzig kleine, vergitterte Fenster. Da war kein Ausbruch möglich. Es nützte ihnen auch gar nichts, dass sie ihre Waffen und ihre sonstige Ausrüstung dabei hatten. Sie saßen hier drin fest. Und raus kamen sie nicht. Basta. Zuerst hatten sie versucht, die Tür und die Fenster aufzubrechen. Später hatte Ranja sich darum bemüht, seine Kräfte zu wecken und den Stein zu formen. Alles ohne Erfolg. Auch Wächter hatten sie bislang nicht zu Gesicht bekommen. In dem Raum gab es ausreichend Nahrung und Wasser. Da würde es dauern, bis jemand für Nachschub sorgen musste. Wenn denn überhaupt jemand kam…
Das schlimmste aber war die Tatsache, dass sie nicht die geringste Ahnung hatten, warum sie hier eigentlich festsaßen. Was hatten sie denn angestellt? Sie gehörten doch zu den Guten. Ranja spürte Verzweiflung in sich. Irgendwie musste er sich Luft machen. Seinen Frust herausschreien, etwas zertrümmern. Aber sein Verstand sagte ihm auch, dass das alles keinen Sinn machte. Und so stand er mit geballten Fäusten da und schnaubte wie ein wilder Stier. „Mia hat uns ja gewarnt.“, sagte Huan leise. „Ja, toll!“, platzte es aus dem Beschwörer heraus, „Und was hat es uns genützt? Wenn sie etwas wusste, hätte sie es uns sagen müssen – und uns nicht einfach ins offene Messer laufen lassen sollen.“ Er stampfte mit dem Fuß auf den Boden. „Weiber!“ Huan fühlte sich belustigt. So sehr ihm die Situation nervte, der
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