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Eiskalte Hand

Eiskalte Hand

Titel: Eiskalte Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Muther
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ab. Ihr Grundriss hatte nicht klar gezeigt, hinter welcher davon das Schlafzimmer des Statthalters liegen mochte. Also musste sie es selbst herausfinden. Vorsichtig durchquerte sie den Raum und erreichte wenig später die erste Tür. Sie lauschte daran. Nichts. Mit leichter Hand drückte sie die Klinke herunter, öffnete die Tür einen Spalt und spähte hindurch. Ein Arbeitszimmer. Papiere stapelten sich auf dem großen Schreibtisch. Hohe Regale standen an den Wänden, mit Büchern, Akten und anderen Schriftstücken gefüllt. Mia nickte. ‚Gut zu wissen.‘ Dann wandte sie sich der nächsten Tür zu.
     
    Bei der dritten Tür hatte sie schließlich Erfolg. Ein ebenfalls sehr großes und überdekoriertes Schlafzimmer verbarg sich dahinter. Im Zentrum stand ein mächtiges Doppelbett mit aufwändig verzierten Kopf- und Fußteilen. Eine ganze Teppichsammlung war im Raum verteilt. Einige Öllampen tauchten den Raum in ein schummriges Licht. Neben dem Statthalter Jom Kil lag eine junge Frau. ‚Sein Betthäschen‘, schoss es Mia durch den Kopf. Nach Ehefrau sah die zumindest nicht aus. Aber so waren sie halt die Männer: Immer nur das eine im Kopf. Lautlos schlich Mia um das Bett herum – was ihr angesichts der vielen Teppiche nicht wirklich schwer fiel. Selbst ein vollständig gerüsteter Kampfzwerg hätte hier kaum Geräusche verursacht. Sekunden später stand sie neben der Frau. Lange blonde Haare waren auf dem dunklen Seidenkissen fächerartig ausgebreitet und umrahmten das ebenmäßige Gesicht. Ihre Schminke erschien ein wenig verwischt. Wohl die Folge der Aktionen, die zuvor in dem Bett stattgefunden hatten. Die Bettdecke rutschte ein Stück weit nach unten und gab den Blick auf die weiche, zarte Haut und eine perfekt geformte Brust frei. Eine Tätowierung in Form einer Schlange zog sich vom Hals über Schulter und Brust nach unten. ‚Wo sie wohl hinführt?‘. Die Frau schlief ganz entspannt. ‚Wie ein Engel.‘ Aus ihrer Tasche fischte Mia jetzt das Fläschchen, aus dem schon die Wachen getrunken hatten. Mit Zeigefinger und Daumen der linken Hand hielt sie der Frau sanft die Nase zu. Impulsartig öffnete diese ihren Mund, um Luft zu bekommen. Schnell ließ sie ein wenig von der Flüssigkeit in ihren Mund laufen. Dann nahm sie die Hand von ihrer Nase. Die Blondine schluckte brav alles herunter und hustete oder würgte nicht einmal dabei. ‚Braves Mädchen. Scheinst ja Übung darin zu haben.‘ Mia grinste. ‘Und jetzt schlaf!‘
     
    Als nächstes kam nun der Statthalter selbst an die Reihe. Lässig setzte sie sich auf die Bettkante direkt neben den schlafenden Adeligen. Aus dem Gürtel zog sie einen schmalen, aber gleichwohl spitzen und scharfen Dolch und richtete ihn auf die Kehle des Statthalters. Dann rüttelte sie ihn mit der anderen Hand unsanft an der Schulter. Verdutzt öffnete der seine Augen und schaute der ganz in schwarz gekleideten Frau direkt ins Gesicht. Er erschrak. Leichte Panik blitzte in seinen Augen auf. Seine Blicke schweiften durch den Raum, blieben kurz an der Frau neben sich hängen – offenbar in der irrigen Hoffnung, dass sie aufwachen und Hilfe holen könnte. Aber sie schlief tief und fest. Für einen kurzen Moment erwog er, sich der fremden Frau gewaltsam zu widersetzen. Doch die Dolchspitze, die da so dicht über seiner Kehle schwebte, und der kühle Blick der Frau, hielten ihn davon ab. Außerdem war er selbst kein allzu erfahrener Kämpfer. Ihn interessierten mehr die schönen Künste und andere Genüsse des Lebens. Die Prügeleien überließ er gerne seinen Soldaten. ‚Wo waren diese Hundesöhne überhaupt? Und wie kam die Frau hier her?‘ Jom Kil spürte, wie sich zunehmend Schweiß auf seiner Stirn sammelte. Er hatte Angst. Richtige Angst. Starr lag er in seinem Bett und schaute Mia erwartungsvoll an. Sie grinste; nicht freundlich, sondern auf eine heimtückische und makabre Art und Weise.
     
    Endlich brach sie das Schweigen: „Ich statte euch diesen Besuch ab, weil ich ein paar Fragen habe. Und ihr werdet sie mir beantworten.“ Mias Worte ließen keine Widerrede zu. Langsam nickte Jom Kil, während er sich das Hirn zermarterte, wie er wohl aus dieser Lage herauskommen könnte. „Warum hast du meine Freunde einsperren lassen?“ Der Statthalter musste kurz überlegen, von wem die Frau da überhaupt sprach. Dann dämmerte es ihm allmählich. Sie sprach von dem Soldaten und dem Beschwörer, die irgendjemand aus ihrem Gefängnis befreit hatte. Und irgendjemand – das war

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