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Eiskalte Hand

Eiskalte Hand

Titel: Eiskalte Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Muther
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ließ ihn innehalten. Ein leichtes Kratzen drang an seine Ohren. Konzentriert versuchte er es zu orten. Da war es wieder. Offenbar kam es von unterhalb der Zinnen. Neugierig beugte er sich über die Brüstung und spähte hinab. Mikan glaubte seinen Augen nicht zu trauen. An der steilen Mauer hing eine ganz in schwarz gekleidete und vermummte Gestalt und schaute ihn mit kalten Augen an. ‚Was zum…?‘ Für einen kurzen Moment erstarrte der Soldat. Noch im gleichen Moment registrierte er, wie die vermummte Gestalt ihren Arm nach oben schnellen ließ. Ein dünnes Seil flog auf ihn zu, und die Schlinge an seinem Ende legte sich zielgenau um seinen Hals. Ein Ruck. Die Kehle zugeschnürt. Er wollte schreien und konnte es nicht. Mit weit aufgerissenen Augen schaute er die schwarze Gestalt an. Angst. Panik. Und zugleich Verstehen. ‚Was bin ich doch für ein Idiot!‘ Er wankte. Im nächsten Moment verloren seine Füße den Kontakt zum Boden des Wehrganges. Der Sturz. Ein letzter heftiger Ruck bremste seinen Fall. Ein leises Knacken. Aus.
     
    Noch während der Soldat in die Tiefe stürzte, schwang Mia sich über die Brüstung auf den Wehrgang. ‚Das wäre geschafft.‘ Schnell schaute sie sich in alle Richtungen um. Keine Reaktion. Offenbar hatte niemand von den anderen Wachen registriert, dass da jetzt einer weniger patrouillierte. Vermutlich interessierte es auch keinen. In gebückter Haltung huschte die junge Frau über den Wehrgang, bis sie eine metallbeschlagene Tür erreichte. Wie erwartet, war sie nicht verschlossen. Schnell schlüpfte sie hindurch und zog die Tür hinter sich wieder ins Schloss. Eine Treppe führte direkt vor ihr nach unten. Mia blieb einen Moment stehen und rief sich den Grundriss des Palastes vor Augen. Es war kein großer Aufwand gewesen, ihn zu organisieren. Dank ihres hervorragenden Gedächtnisses brauchte sie ihn auch nur kurz anzuschauen. Und schon befand er sich in ihrem Kopf. Bildhaftes Gedächtnis nannten schlaue Leute so etwas. Eine Gabe, die ihr schon des Öfteren geholfen hatte. Unten würde sie nach rechts gehen müssen. Und dann verschiedene Flure entlang bis hin zu ihrem Ziel.
     
    Ohne das geringste Geräusch zu verursachen, stieg sie die Treppe herunter. Die Gänge waren nur spärlich beleuchtet. Ein paar Fackeln an den Wänden, mehr nicht. In leicht gebückter Haltung lief sie zügig und zielstrebig voran. Zwischendurch hielt sie immer wieder kurz an, um zu lauschen. Doch bislang gab es nichts zu hören. Jetzt allerdings meinte sie Schritte zu hören, die sich ihrem Standort näherten. Ein kurzer Schritt zur Seite und Mia verschwand im Schatten. Hier würde sie niemand entdecken. Kurz darauf lief eine einzelne Palastwache müden Schrittes an ihr vorbei. Die perfekte Gelegenheit. Wie ein leiser Windhauch schlich sie sich hinter den Soldaten und schlug ihm mit der Faust kräftig in den Nacken – genau dort, wo die Schulter ansetzt. Schon oft hatte sie auf diese Weise Gegner außer Gefecht gesetzt. Und auch diesmal sank ihr Opfer zu Boden, ohne einen Laut von sich zu geben. Schnell schleifte sie ihn in den Schatten, zog ihm seine Uniform aus und fesselte und knebelte ihn sporadisch. Seine Uniform streifte sie sich selbst über. Sie passte ihr zwar schlecht, aber im Halbdunkel fiel das nicht auf. Eben noch die Hellebarde auf die Schulter gelegt und weiter ging’s.
     
    Bald erreichte Mia den Teil des Gebäudes, der dem Statthalter als Wohnung diente. Aus den Gängen wurden Flure, die mit kostbaren Leuchtern ausgestattet waren. Gemälde, Wandteppiche und kleine Möbel mit erlesenen Kunstwerken zeigten deutlich, dass hier jemand von Format residierte. Oder jemand, der meinte, Format zu besitzen. Immer wieder gingen Türen von den Fluren ab, hinter denen sich verschiedene Zimmer befanden. Gerne hätte Mia mal hier und da reingeschaut. Sie hatte aber keine Zeit dafür. Ohne Zwischenfälle erreichte sie ihr Ziel. Hinter der nächsten Ecke lag der Flur, der zu den Privatgemächern des Statthalters führte. Dort würden mit Sicherheit Wachen warten. Sie musste also auf der Hut sein. Kurz überprüfte sie ihre Ausrüstung. Dann klappte sie das Visier am Helm herunter und bog um die Ecke. Vor der prächtigen Tür standen zwei Bänke, auf denen drei Wachen saßen. Offenkundig langweilten sie sich. Mia beschleunigte ihre Schritte und begann, wild mit den Armen zu gestikulieren. „Wir haben ein Problem.“, rief sie schon aus einiger Entfernung, wobei sie mit einer möglichst tiefen

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