Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)
Beamten seinen Kollegen etwas zurief, den Motor aufheulen.
Er konnte die Worte nicht verstehen, aber ihm war klar, dass die Beamten das Geschrei, den Spott und die Schmähungen langsam satthatten. Vielleicht waren sie schon so provoziert worden, dass es kein Zurück mehr gab. Bald würden sie ihren Glauben an den Dialog verlieren und zur Handlung schreiten. Es war nur noch eine Frage der Zeit.
Er hörte den Hubschrauber, bevor er ihn sah.
Das pulsierende Dröhnen näherte sich, ein weißer Scheinwerferkegel huschte über die Erde und die johlenden Menschenmassen. Ein Beamter, der weder Helm noch Mütze trug, stieg aus dem schwarzen Einsatzwagen und trat auf einen Hundeführer zu. Er beugte sich vor, hielt eine Hand an den Mund und sprach dem Kollegen direkt ins Ohr. Dieser nickte, drehte sich um, rief den anderen etwas zu. Die Polizisten nahmen wie ein römisches Heer mit erhobenen Schilden Aufstellung.
Das Johlen der Menschenmenge wurde lauter.
Ein Stein prallte gegen einen der Schilde, dann noch einer, und bald war der Himmel voller Steine und Flaschen. Eine Mülltonne flog durch die Luft und traf zwei Beamte, die die Bedrohung nicht bemerkt hatten. Sie stürzten, waren aber rasch und sehr wütend wieder auf den Füßen.
Er hatte den Eindruck, das Gejohle steigere sich, als sich die Polizisten in Bewegung setzten. Trotz der eisigen Kälte wurde ihm warm im Gesicht, während sich sein Puls vor Aufregung beschleunigte. Einen Augenblick lang vergaß er die Schmerzen.
Ein kleiner heller Fleck bewegte sich durch die Dunkelheit und zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Er erkannte, was es war, kurz bevor die brennende, mit Benzin gefüllte Flasche auf der Erde auftraf. Nur wenige Meter vor den Polizisten züngelten die Flammen. Ein Raunen ging durch die Menge, die nun gegen das mehrere hundert Meter lange Absperrgitter zurückgedrängt wurde. Plötzlich wirkte es, als würden die Polizisten von einer gemeinsamen Wut gepackt. Das brennende Benzin und die fliegende Mülltonne waren wie das Signal zum Angriff gewesen. Mit lauten Schreien rannten sie in die Menschenmenge. Die Schlagstöcke wurden mit routinierten Bewegungen ausgefahren, voller Wut erhoben und wahllos auf Arme, Beine und Köpfe losgelassen.
Die Hunde wurden von den Leinen gelassen.
Sie stürzten sich auf jene, die sich am weitesten vorgewagt hatten. Ein Mädchen mit einem schwarzen Palästinensertuch schrie verängstigt, als ein Hund sie zu Boden riss. Sie hatte seine Schnauze nur wenige Zentimeter vor ihrem Gesicht. Das Gebell steckte die anderen Hunde an. Das weiße Licht des Helikopters tanzte über den Kampfplatz. Von seinem Aussichtspunkt am Wegrand sah er, wie die Leute fielen. Einer nach dem anderen. Der kalte, festgetretene Schnee füllte sich mit Liegenden. Ein junger Mann in grüner Militärkleidung, das Gesicht von einer schwarzen Kapuze verborgen, versuchte aufzustehen. Ein Polizist, der breitbeinig über ihm stand, schlug ihm brutal die Faust ins Gesicht. Obwohl er so weit entfernt war, konnte er die leuchtenden Augen der Polizisten sehen, die ihre Schilde beiseitegeworfen hatten und sich mit den Fäusten durch das Gewirr junger Menschen vorarbeiteten.
Der Hubschrauber legte sich auf die Seite und entfernte sich rasch. Weiße Schneewolken wirbelten auf.
Plötzlich wurde es still.
Er musste an ein Schlachtfeld denken, das er im Kino gesehen hatte. Die plötzliche Stille, die entsteht, wenn alle auf einmal einsehen, dass die Schlacht entweder gewonnen oder verloren ist. Der Augenblick, in dem das Geschrei von Stille und Klagen abgelöst wird.
Als die Polizisten damit begannen, die jungen Demonstranten an der schmutzgelben, fliesenverkleideten Wand vor dem U-Bahnhof aufzustellen, und die gemieteten Busse zum Abtransport heranrollten, hatte er bereits das Interesse verloren. Methodisch wurden Leibesvisitationen vorgenommen, die Demonstranten wurden fotografiert, mussten sich ausweisen und wurden dann in die Busse verladen. Der Kampfwille war gebrochen. Einige wurden in Krankenwagen abtransportiert, während sich die Polizisten hinter einer Reihe von Einsatzfahrzeugen ausruhten. Er hörte Gelächter aus der Ferne. Die Polizisten versuchten, ihre Angst hinter sich zu lassen, während der Adrenalinspiegel langsam auf ein normales Niveau sank und sie mit Wasserflaschen ihren Durst löschten. Nach einer halben Stunde waren keine Demonstranten mehr auf dem Platz. Die Zahl der Polizisten blieb jedoch unverändert. Die Hunde standen abwartend
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