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Eiskalte Verfuehrung

Eiskalte Verfuehrung

Titel: Eiskalte Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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ihre Tasche auf die unterste Stufe. Sie machte einen Abstecher in die Abstellkammer, griff sich ihre Schneestiefel und stellte sie neben Mantel und Tasche.
    Wer weiß, wann ich in der Lage bin, noch einmal wiederzukommen, ging es Lolly durch den Kopf, als sie über die Treppen in den ersten Stock hinaufging. War etwas im Kühlschrank, das sie lieber herausnehmen sollte? Nein, eigentlich nicht. Sie hatte zum Frühstück Müsliriegel gegessen und sich nicht einmal die Mühe gemacht, Milch für ihre Cornflakes zu besorgen, und abends hatte sie entweder Brote mit Erdnussbutter oder mit Marmelade verzehrt oder sich aus der Stadt ein Sandwich mitgenommen. Sie wusste, wie man das Wasserventil abstellte und das Gas am Heißwassergerät; außerdem musste sie die Tür absperren. Mehr konnte sie nicht tun, um das Haus auf das bevorstehende Unwetter vorzubereiten.
    Lolly war halb oben, als sie das Rumpeln eines Fahrzeugs von der Einfahrt her hörte. Sie hielt inne und machte kehrt. Wie sie die Leute aus der Gegend kannte, wäre es kein Wunder, wenn jemand, der von dem Unwetter gehört hätte, zu dem Schluss gekommen war, dass sie ohne Fernsehen und Telefon allein hier oben sein musste und nun gekommen war, um sie abzuholen. In dieser Gemeinde hatten sich die Nachbarn schon immer umeinander gekümmert, und das fehlte ihr – manchmal zumindest. Sie war froh über die Gesellschaft, gleichzeitig aber auch besorgt über die Verzögerung.
    Lolly hielt die Daumen, dass sie problemlos in die Stadt hinunterkam, und öffnete die Eingangstür. Sie rechnete damit, ein bekanntes Gesicht zu sehen, einen alten Freund ihrer Eltern oder ihren nächsten Nachbarn, und so ließ sie ein herzliches Lächeln sehen, das im selben Augenblick gefror. Das ruppige Paar, das da die Stufen hinaufkam, hatte sie noch nie gesehen – oder doch? Die Frau kam ihr irgendwie bekannt vor. Plötzlich fiel Lolly ein, dass sie in dem Gemischtwarenladen hinter ihr gestanden hatte. Sie hatte wahrgenommen, wie dünn sie war. Ihre strähnigen Haare steckten jetzt zum Teil unter einer Strickmütze, und sie versank in einem dicken Mantel.
    Unzählige Gedanken schossen Lolly durch den Kopf. Ob die zwei sich verirrt hatten? Suchten sie nach einem Unterschlupf? Vielleicht kannten sie sich in dieser Gegend ja nicht aus und wussten deshalb nicht, dass niemand hier oben auf dem Berg festsitzen wollte, wenn es mit dem Eisregen so schlimm käme, wie vorhergesagt.
    »Ich bin gerade dabei zu gehen …«, setzte Lolly an.
    Der Mann zog eine Pistole aus der Tasche seines Parkas. Der Schock war für Lolly wie ein Schlag ins Gesicht; sie stierte die Waffe an und begriff kaum, was sie sah, dann holte sie rasch Luft und wich instinktiv einen Schritt zurück. Der Mann und die Frau machten beide einen Satz in ihre Richtung und stießen sie so derb wieder ins Haus hinein, dass sie gegen den Treppenpfosten prallte, stolperte, und nur deshalb nicht stürzte, weil sie sich verzweifelt am Geländer festhielt. Der Mann zog die Tür hinter ihnen ins Schloss.
    Seine Begleiterin schaute sich um, ihr Blick wanderte durch das Wohnzimmer links, über die Treppe vor ihr, das Esszimmer auf der rechten Seite. Beim Lächeln ließ sie ihre verfärbten, ruinierten Zähne sehen. »Siehst du, Baby, ich hab dir doch gesagt, dass sie alleine ist.«
    Lolly klammerte sich an das Geländer, erstarrt unter diesem plötzlichen Hieb des Terrors. Ihr Gehirn war nicht in der Lage, auch nur einen einzigen zusammenhängenden Gedanken zu fassen – es schien nicht mehr zu funktionieren. Sie bemühte sich zu verstehen, was passiert war, und dann, als ob jemand einen Schalter umgelegt hätte, begriff sie jäh. Ein häuslicher Überfall – hier in Wilson Creek! Es war derart absurd, dass so etwas an diesem Ort passieren konnte, dass reine Empörung ihre Panik beiseiteschob und sie sich plötzlich wieder bewegen konnte, ja, sich schon bewegte, bevor es ihr überhaupt klar war. Sie rannte – rannte um ihr Leben.
    Der Mann brüllte: »Du Miststück! Verdammte Scheiße!«, als Lolly durch das Esszimmer hetzte, dem Tisch auswich und einen der schweren Stühle packte, um ihn ihm in den Weg zu werfen, und weiter in die Küche stolperte. Sie hörte hinter sich dumpfe Schritte, schaute sich jedoch nicht um, vertat nicht einmal den Bruchteil einer Sekunde, sondern rannte um ihr Leben. Wenn sie es bis nach draußen schaffte …
    Lolly griff nach dem Türknauf – und eine Hand packte ihr Haar. Der Schmerz schoss durch ihren Kopf, als

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