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Eiskalte Verfuehrung

Eiskalte Verfuehrung

Titel: Eiskalte Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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müssen.
    Gabriel folgte ihr, und als sie auf halbem Weg ins Wohnzimmer über ihre Decke stolperte, war er da, um sie aufzufangen. Nach allem, was passiert war, schien das Stolpern über das lose Ende einer Decke eigentlich kein traumatisches Erlebnis zu sein, doch es stiegen ihr die Tränen in die Augen. Gabriel sah sie und nahm Lolly in die Arme. Sie ließ es ohne ein Wort des Protests zu, ohne zu sagen, dass sie sehr gut allein auf sich aufpassen könne. Dazu fühlte sie sich in diesem Moment wahrhaftig nicht in der Lage. Er flüsterte beruhigende Worte. Sie achtete nicht darauf, was genau er sagte, sondern spürte nur seine Absicht, den Trost bis auf den Grund ihrer Seele.
    Das Wohnzimmer war wie eine andere Welt: warm, vom Kaminfeuer erhellt, friedlich. Was vom Unwetter noch übrig war, tobte jenseits des Fensters, jenseits der massiven Mauern, doch zum ersten Mal an diesem Abend war der Eissturm von ihnen losgelöst und unwichtig. Sie waren am Leben. Sie hatten eine Gefahr überstanden, die schlimmer war als das Unwetter.
    Gabriel brachte Lolly zum Sofa und setzte sich neben sie, drückte sie sanft an sich. Lolly wollte aufhören zu zittern, brachte es aber nicht fertig. Es war nicht die Kälte, die sie erbeben ließ, diesmal nicht.
    »Ich glaube, ich beauftrage jemanden, herzukommen und die restlichen Sachen zusammenzupacken«, sagte sie, den Blick ins Feuer gerichtet.
    »Vermutlich keine schlechte Idee.«
    »Wenn ich glauben würde, dass wir es heute Nacht noch sicher bis in die Stadt schaffen, dann wäre ich innerhalb von fünf Minuten durch die Tür. Ich kann nach allem, was passiert ist, nicht mehr zurückkommen. Ich möchte dieses Haus nie mehr wiedersehen.«
    »Wie schade.« Seine Stimme war ein raues Flüstern, als würde er laut denken.
    Lolly hob den Kopf und schaute ihn an. »Wie bitte?« Bestimmt hatte sie sich verhört. »Im Ernst?« Wie konnte er meinen, dass sie dieses Haus je wieder als ihr Heim betrachten könnte? Weshalb sollte jemand mit einem Funken Verstand nach einer solchen Nacht je wieder hierher zurückkehren wollen?
    »Wilson Creek ist ohne ein Mitglied der Familie Helton nicht, was es mal war – selbst wenn es nur zeitweise ist.«
    »Wilson Creek wird’s überleben«, widersprach sie ihm.
    Gabriel seufzte. »Wohl schon, aber wie soll ich dich, wenn ich hier zu Besuch bin, denn einladen, wenn du in Portland lebst und nicht hier?«
    Sie wusste nicht, was sie mehr schockierte: Dass er sie einladen wollte oder dass er über ihre derzeitigen Lebensumstände Bescheid wusste. »Woher weißt du denn, dass ich in Portland lebe?«
    Er zuckte mit beiden Schultern. »Hat wohl jemand erwähnt. Mom vermutlich. Und da fällt mir ein: Du bist herzlich eingeladen, bei uns zu Hause zu wohnen, bis die Straßen wieder passierbar sind.«
    »Das ist sehr nett«, sagte sie, denn es bestand kein Zweifel, dass die Einladung Valerie McQueens Idee gewesen war.
    Sie drehte sich in Richtung Kaminfeuer und stellte fest, dass Gabriels Gesicht irgendwie verstört wirkte; dann fiel ihr Blick auf die Drogen und Spritzen, die auf dem Tisch lagen. Sie sprang von der Couch auf, um alles ins Feuer zu werfen, doch Gabriel hielt ihre Hand fest, noch bevor sie etwas anfassen konnte.
    »Beweismittel«, sagte er einfach. »Lass alles genau so, wie es jetzt ist.«
    Sie drehte sich zu ihm um, auf irrationale Weise verärgert. »Ich soll diesen Mist die ganze Nacht auf dem Tisch meiner Mutter liegen lassen?«
    »Ja.«
    »Das ist ja lächerlich. Das ist … ein Skandal! Wenn Niki in der Küche gestorben wäre, hättest du sie die ganze Nacht dort gelassen?«
    »Ja. Ich bin Polizist, mein Schatz – beim Militär, aber dennoch Polizist. Am Tatort wird nichts verändert, solange die Ermittlungen nicht beendet sind.«
    Es tat ihr gut, neben ihrer Angst noch ein anderes Gefühl zu empfinden, deshalb ließ sie ihrem Ärger vollen Lauf. »Dann sind Niki und Darwin also tot, haben aber trotzdem noch das Sagen.«
    Gabriel schniefte entnervt. »Nein, ich habe hier das Sagen, und mein Dad zieht mir das Fell ab und dir auch, wenn ich an den Beweismitteln herumfummle.«
    »Dann muss ich also die ganze Nacht hier sitzen mit diesem Zeug da im Blickfeld.« Sie deutete auf den Tisch und dankte heimlich ihrem Schutzengel, dass Niki den Anstand gehabt hatte, draußen zu sterben. Wenn die Leiche in der Küche läge, unter ihrem Dach, dann würde sie noch in dieser Nacht den Berg hinuntersteigen, Eis hin oder her.
    Gabriel stand auf. Sie rechnete

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