Eiskalte Versuche
geschickt. Das Dumme ist … dort wurde der Tote schon als Frank Walton aus Braden in Montana identifiziert. Er besaß eine Kreditkartennummer auf diesen Namen und wohnte ordnungsgemäß angemeldet in einem Hotel.“
Jack nahm Boxershorts und ein Sweatshirt aus der Kommode und eine frische Jeans aus dem Schrank. Dann klemmte er sich den Hörer von einem unter das andere Ohr.
„Aber“, fuhr der FBI-Direktor fort, „dann hat einer meiner Mitarbeiter die Daten des Kartenbesitzers genauer überprüft, und was glauben Sie, was er gefunden hat?“
Jack sank auf die Bettkante.
„Was?“
„Die Sozialversicherungsnummer, die der Tote benutzte, gehörte einem Frank Walton. Aber dieser Frank Walton ist 1955 im Alter von vierundzwanzig Jahren gestorben.“
„Wir haben also einen toten Russen, der, als er noch lebte, vorgab, ein toter Amerikaner zu sein. Kommt das hin?“
Dem FBI-Direktor schien der Sinn für Komik abhanden gekommen zu sein.
„So ist es, Jack. Ich will wissen, was zum Teufel hier vorgeht. Der Mann, der sich Frank Walton nannte, hat viele Jahre in Abbott House gelebt. Ich will Sie in diesem Hotel haben. Finden Sie unbedingt heraus, was der Mann dort gemacht hat. Wallers Hintergrund lässt vermuten, dass sein Verschwinden mehr war als ein einfacher Seitenwechsel. Allerdings werden Sie nicht als FBI-Agent nach Abbott House kommen. Sie sind dort auf Urlaub, sozusagen.“
„Ja, Sir.“
„Halten Sie mich über Ihre Erkenntnisse auf dem Laufenden.“
„Ja, Sir.“
„Oh … noch was, Jack.“
„Sir?“
„Schicken Sie mir eine Postkarte.“
Jack grinste.
Auf der anderen Seite wurde aufgelegt.
3. KAPITEL
E s war zwei Uhr fünfzehn nachmittags, als Jack seinen Mietwagen auf den Parkplatz von Abbott House lenkte. Er stellte den Wagen ab, stieg aus und streckte sich. Ein schmerzhaftes Stechen im Brustkorb erinnerte ihn an die noch nicht verheilten Rippenbrüche, aber die frische, vom Regen feuchte Luft fühlte sich gut auf seinem Gesicht an. Er nahm seine Tasche aus dem Kofferraum und machte sich auf den Weg zum Hotel. Das Haus wirkte verlassen. Doch als er die Halle betrat, sah er eine zierliche Frau mittleren Alters hinter dem Empfangstresen stehen. Sie hob den Kopf und lächelte.
„Willkommen in Abbott House.“
Jack nickte, stellte die Tasche ab und zog seine Brieftasche heraus.
„Ich hätte gern ein Zimmer.“
„Für zwei Personen?“ fragte die Frau und blickte an ihm vorbei zur Tür.
„Nein, nur für mich“, antwortete er und fragte sich, warum die Angestellte so überrascht wirkte.
„Ja, Sir. Und wie lange werden Sie bleiben?“
„Eine Woche, vielleicht länger. Ich habe einige Recherchen in der Gegend zu machen.“
„Recherchen?“ fragte die Frau.
„Für ein Buch.“
„Ooohh, ein Schriftsteller, wie interessant“, sagte sie. „Die meisten unserer Gäste sind wegen der Klinik hier, müssen Sie wissen.“
„Um was für eine Einrichtung handelt es sich, wenn ich fragen darf?“
„Die White Mountain Fertility Clinic. Dort hat man sich auf die Behandlung weiblicher Unfruchtbarkeit spezialisiert.“
„Ich verstehe.“ Jack wies zum Parkplatz. „Sieht aus, als wäre heute nicht viel los. Als ich hier einbog, dachte ich schon, das Hotel wäre geschlossen.“
Die Gesichtszüge der Empfangsdame sanken ein. „Oh … das ist, weil alle bei dem Begräbnis sind. Eine schrecklich traurige Geschichte.“
Sein Interesse erwachte. „Jemand von hier, nehme ich an.“
Sie blinzelte die Tränen weg. „Ja, einer der Hotelbewohner. Franklin Walton. Er hat viele Jahre in diesem Haus gelebt, und sein Tod kam völlig unerwartet.“ Sie beugte sich über den Tresen nach vorn und senkte die Stimme: „Er wurde ermordet.“ Dann fügte sie hinzu: „Natürlich nicht hier. Braden ist eine ruhige Kleinstadt. Solche fürchterlichen Dinge geschehen Gott sei Dank immer woanders. Trotzdem ist es eine Tragödie. Vor ein paar Tagen starb Dr. Abbott, und jetzt haben wir den zweiten Todesfall in Abbott House. Isabella ist ganz aufgewühlt, wie wir alle.“
Franklin Walton war Jack ein Begriff. Schließlich war er der Grund für seine Reise nach Montana. Aber er wusste nichts von einer Isabella. Auch der Name Abbott sagte ihm nichts, außer dass das Hotel so hieß.
„Dr. Abbott? Gehörte ihm das Hotel?“
Die Empfangsdame nickte. „Ja. Und er hat zusammen mit Dr. Schultz und Dr. Arnold die White Mountain Fertility Clinic gegründet. Die meisten Leute, die sich dort behandeln lassen,
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