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Eiskalte Versuche

Eiskalte Versuche

Titel: Eiskalte Versuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: McCall Dinah
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Hausschuhe glitten leise über das glänzende Parkett im Korridor. Sekunden später war sie am Treppenaufgang und bog in die Hotelhalle ein. Sie hielt kurz am Empfangstresen inne und prüfte, ob die Alarmanlage eingeschaltet war. Befriedigt, dass in dem Hotel, das auch ihr Zuhause war, alles seine Ordnung hatte, ging sie weiter zur Küche. Sie hatte die Mitte der Halle erreicht, als sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. In einer Ecke erkannte sie den Umriss eines menschlichen Körpers, und der Mensch war ein Mann. Ihr Herz setzte einen Schlag aus.
    „Hallo … wer ist da?“ rief sie.
    Isabella hörte, wie der Atem des Unbekannten stockte. Als er sprach, hatte seine Stimme einen heiseren Klang, der sie erschauern ließ.
    Jack war noch immer auf der Suche nach einem Automaten mit etwas Essbarem. Er hörte, wie eine Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Instinktiv wich er zurück in den dunklen Schatten an der Wand und wartete ab, wer sich näherte. Im nächsten Moment erlebte er die Begegnung mit einer Erscheinung. Seiner Wahrnehmung misstrauend, blinzelte er und rieb sich die Augen. Das Bild verschwand nicht, sondern blieb klar und deutlich vor ihm stehen. Zum ersten Mal in seinem Leben begriff er, was es bedeutete, sich vor Angst nicht von der Stelle rühren zu können.
    Es war die Frau auf dem Bild. Sie trat hinter dem Treppenaufgang hervor, ging in die Hotelhalle und blieb am Empfangstresen stehen, als bemerkte sie einen Feind, den er nicht sehen konnte. Ihre Züge zeigten Erschöpfung. Obwohl er wusste, dass es unmöglich war, hörte er sie seufzen. Natürlich war das Unsinn. Ein Wesen, das nicht von dieser Welt war, atmete nicht.
    Wie war der Name der Frau? Ja, er erinnerte sich. Isabella. Die Hotelangestellte hatte von ihr als Isabella gesprochen.
    Sie war auffallend schön, doch was ihn bis ins Mark erschütterte, war der Ausdruck von tiefem Schmerz in ihrem Gesicht. Welche Tragödie musste sie durchlitten haben, dass sich die Spuren noch im Tod abzeichneten? Die Erscheinung schritt durch die Halle, blieb plötzlich stehen und blickte in den Schatten, wo er stand. Jetzt rief sie ihn an. Er hörte ihre Stimme, und ein tödlicher Schreck durchfuhr ihn. Überirdische Wesen redeten nicht mit Menschen, soweit er gelesen hatte. Nach kurzem Zögern näherte er sich ihr, den Blick immer auf das Gesicht gerichtet. Als er auf zwei Meter herangekommen war, blieb er stehen.
    „Isabella?“
    Der Mann sprach so leise, dass er fast flüsterte; doch Isabella war, als hätte er den Namen in ihr Ohr gebrüllt. Sie hatte jeden Tag mit Fremden zu tun, aber diesen Unbekannten hatte sie noch nie gesehen. Woher wusste er, wie sie hieß?
    „Sie kennen mich?“ fragte sie.
    Jack holte tief Luft und griff nach ihrer Hand.
    Sie zuckte bei seiner Berührung zusammen.
    Jack erschrak nicht weniger, als er ihre Haut spürte.
    „Sie sind ja aus Fleisch und Blut!“
    Sie runzelte die Stirn. „Sir … sind Sie betrunken?“
    Er fuhr sich mit zitternden Fingern durch das Haar.
    „Nein, aber langsam ist mir nach Alkohol“, murmelte er.
    „Sind Sie Gast im Haus?“
    Er nickte. „Ich bin heute Nachmittag angekommen.“
    „Aha“, sagte sie. „Das muss gewesen sein, als wir alle bei der Beerdigung waren.“ Sie zog ihren Morgenmantel fest um sich zusammen und knüpfte den Gürtel enger. „Ich bin Isabella Abbott. Haben Sie eine Beschwerde wegen Ihres Zimmers? Brauchen Sie etwas?“
    Jack starrte sie noch immer an. Er wusste jetzt, dass seine erste Wahrnehmung von ihr nur ein nächtlicher Wahn gewesen war. Trotzdem konnte er nicht anders. Er drehte den Kopf und sah hinter sich, zu dem Porträt am Treppenaufgang.
    Plötzlich verstand Isabella.
    Sie verbarg ein Lächeln. „Haben Sie geglaubt, ich sei ein Geist?“
    Er wandte den Blick zu ihr zurück und zuckte mit den Achseln. Er mochte nicht zugeben, wohin seine Gedanken ihn geführt hatten. FBI-Agenten glaubten nicht an Übersinnliches. Sie hielten sich an Tatsachen.
    „Eigentlich bin ich nach unten gekommen, weil ich einen Automaten mit etwas Essbarem suche. Wie es scheint, habe ich das Dinner verschlafen. Auch die Küche hat schon geschlossen.“
    Als sie lächelte, spürte Jack ein Kribbeln im Bauch. Es hatte nichts mit seinem leeren Magen zu tun, da war er ziemlich sicher.
    „Ich war unterwegs in die Küche, um mir heiße Milch zu machen. Ich mag Milch nicht besonders gern, aber sie hilft beim Einschlafen. Wenn Sie mit Resten zufrieden sind, kann ich Ihnen ein

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