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Eiskalte Versuche

Eiskalte Versuche

Titel: Eiskalte Versuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: McCall Dinah
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Sandwiches mit Käse oder mit gekochtem Schinken.“
    „Wie viele Brote haben wir?“ fragte Jack.
    Isabella sah hoch, um zu prüfen, ob er Spaß machte. Sein Gesicht war ernst. Sie lächelte.
    „Reichlich.“
    „Dann will ich von jeder Sorte eines“, antwortete er und hielt ihr seinen Pappteller hin.
    Sie stapelte die Sandwiches darauf, fügte sauer eingelegtes Gemüse hinzu und eine große Portion Kartoffelsalat.
    „Na, wie ist das?“ fragte sie.
    „Könnte ein, zwei Stunden vorhalten.“
    Ihre Augen wurden groß. „Meinst du das ernst?“
    „Nein.“
    Er aß die erste Gabel voll Kartoffelsalat und hörte ihr helles Lachen. Es ging ihm unter die Haut wie alles an ihr. Diesen Augenblick voller Fröhlichkeit würde er nie vergessen. Das wusste er.
    Sie redeten über alles, angefangen bei unvergesslichen Weihnachtsfesten bis zu Schülerstreichen. Irgendwann zwischen dem letzten Sandwichbissen und dem ersten Keks wusste Isabella, dass sich zwischen ihnen etwas entwickelte. Nach dem Kuss hatte er sie nicht mehr berührt, aber sie bemerkte das Verlangen in seinen Augen und spürte, dass er ihr Gesicht betrachtete, wenn er sich unbeobachtet glaubte. Sie fühlte sich schuldig, so glücklich zu sein, wo doch ihr Vater und Onkel Frank gerade erst begraben waren. Aber sie war nicht erzogen, die Märtyrerin zu spielen. Die sieben Männer, mit ihrer logischen und präzisen Art zu denken, hatten jeder Neigung zu weiblicher Koketterie, falls sie vorhanden gewesen war, erfolgreich entgegengewirkt. Isabella verabscheute Versteckspiele mit Gefühlen. Sie war geradeheraus, vor allem, wenn es um sie selbst ging. Jetzt war sie dabei, sich in Jack Dolan zu verlieben. Schlicht und einfach.
    „Noch einen Keks?“ fragte sie, während sie die Picknickreste zusammenpackte.
    „Kein Platz mehr“, sagte er und rieb sich den Bauch.
    „Diese Antwort hätte ich nicht von dir erwartet.“
    Jack grinste und warf mit einer zerknüllten Serviette nach ihr. Dann streckte er sich auf der Decke aus.
    „Wenn du Hilfe brauchst, musst du Bescheid sagen.“ Er gähnte, faltete die Hände hinter dem Kopf und schloss die Augen.
    Isabella schnaubte leise. „Dazu müsstest du erst einmal wach sein und aufstehen.“
    Er rollte zur Seite, ohne ein Auge aufzumachen.
    „Du bist eine gute Hausfrau, Tinkerbell. Verdirb nicht den Spaß, indem du es darauf anlegst, mir ein schlechtes Gewissen zu machen. Das haben schon andere Leute versucht, ohne Erfolg.“
    In sich hineinlächelnd, warf Isabella die letzten Picknick-Utensilien in den Korb und stellte ihn in den Kofferraum zurück. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Es war zwei Uhr nachmittags. Genug Zeit, um vor Einbruch der Dunkelheit wieder im Tal zu sein. Sie wandte den Kopf und sah hinter sich. Jack lag verdächtig still.
    „Jack?“
    Er antwortete nicht.
    Sie schloss die Kofferraumklappe und ging wieder zu der Stelle, wo die Decke lag. Jack war tief eingeschlafen. Sie blieb einen Augenblick stehen und betrachtete sein Gesicht mit der kräftigen Kinnpartie, den Körper in seiner ganzen Länge. Er war ein hoch gewachsener Mann. Und fast noch ein Fremder. Sie kannte ihn erst seit einer Woche. Das Wenige, das sie über ihn wusste, hatte er ihr selbst erzählt. Alles davon konnte Lüge sein. Der gesunde Menschenverstand sagte ihr, dass sie bei diesem Mann langsam und vorsichtig sein sollte, aber ihr Herz verlangte etwas anderes. In den letzten Wochen war ihr bewusst geworden, wie kurz ein Menschenleben war und wie plötzlich es zu Ende sein konnte. Sie war jetzt fast dreißig und hatte nie erfahren, was es hieß, wirklich zu lieben. Wenn Jack Dolan lange genug in ihrer Nähe blieb, würde sich das vielleicht ändern.
    Sie zögerte nur kurz. Dann kniete sie auf der Decke nieder. Was war schon dabei? Sie hatten während ihrer Mahlzeit nebeneinander gesessen. Jetzt fehlten die Picknick-Sachen, sonst war alles gleich geblieben. Das reichliche Essen und die Bergluft machten auch sie schläfrig. Sie würde sich für ein paar Minuten hinlegen und die Augen schließen. Dann würde sie Jack wecken und mit ihm die Heimfahrt antreten.
    Sie streckte sich auf der Decke aus und drehte sich auf die Seite, mit dem Rücken zu Jack. Hoch über ihr schrie hell ein Adler, der auf Beute aus war, und sie hörte den Wind in den Kronen der Kiefern. Sie atmete tief ein, dann schloss sie die Augen.
    Jack erwachte jäh. Eine Reihe verwirrender Fragen gingen ihm durch den Kopf, auf die er angestrengt eine Antwort suchte.

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