Eiskalte Versuche
zerkratzen wir noch die Möbel.“
„Du hast Recht“, sagte Isabella. „Warten Sie, Jack. Ich helfe Ihnen.“
Sie legte den Umschlag, den Jack ihr gegeben hatte, auf den Tisch, und zu zweit senkten sie die Kiste zu Boden, ließen los und hoben wie auf ein Zeichen die Köpfe. Ihre Nasen waren auf gleicher Höhe und stießen fast zusammen.
Jack spürte ein Ziehen in den Lenden. Noch zwei Zentimeter näher, und er würde Isabella küssen.
Sie sah ihr Bild in Jack Dolans Augen. Für einen Moment war ihr zu Mute, als hätte er ihre Seele geraubt.
„Nun denn“, sagte David. „Ich frage mich, wohin Rufus um diese Zeit verschwunden ist.“
Die Frage brach die Verzauberung zwischen Jack und Isabella. Jäh erhoben sie sich. Wieder war Jack von den Gefühlen überwältigt, die ihn in der Nähe dieser Frau befielen. Isabella kämpfte mit ihrer eigenen Verwirrung. Sie wusste nicht, ob das, was sie empfand, nur Dankbarkeit war, weil er sie gerettet hatte, oder ob mehr dahinter steckte.
Bevor Jack etwas einfiel, das er hätte sagen können, kam Rufus Toombs herein, ein joviales Lächeln auf den Lippen.
„Habe ich eine Party in meinem Zimmer verpasst?“
Isabella lachte und fragte sich anschließend, ob ihr Lachen in den Ohren der anderen den gleichen falschen Klang hatte wie für sie selbst.
„Beinahe“, sagte sie. „Du hast eine Sonderzustellung erhalten, Onkel Rufus. Ich habe Jack gebeten, das Paket für mich hoch zu tragen.“
Rufus sah an Jack, Isabella und David vorbei auf die längliche Holzkiste am Boden.
Jack meinte zu erkennen, wie ein merkwürdiger Ausdruck über sein Gesicht huschte. Dann klatschte der alte Mann in die Hände, als hätte man ihm ein Geschenk gemacht.
„Wunderbar! Ganz wunderbar! Sicher ist das der Fund, den ein Kollege mir schicken wollte.“
„Was für ein Fund, Onkel Rufus?“
„Aber Isabella, wie um alles in der Welt kannst du eine solche Frage stellen? Du kennst mich doch. Es werden wieder bedeutende Artefakte alter Kulturen sein.“ Rufus berührte mit der Hand ihren Rücken und drängte sie sanft zur Tür. Dabei schmunzelte er.
Jack hatte keine Wahl. Er griff nach dem Umschlag mit den Fotos, den Isabella auf dem Tisch abgelegt hatte, und folgte ihr. Dann standen sie draußen auf dem Korridor. Die beiden alten Männer waren im Zimmer geblieben.
Isabella hob eine Braue und lächelte schief. „Täusche ich mich, oder sind wir gerade vor die Tür gesetzt worden?“
Er teilte diese Einschätzung, war aber weniger humorvoll, was den vermuteten Grund für die Abfuhr betraf.
„Passiert so etwas häufiger?“ fragte er, als sie zum Aufzug gingen.
„Was meinen Sie mit ‚so etwas‘?“
„Nun … Pakete mit irgendwelchen Altertümern.“
„Als ich klein war, kamen oft Sendungen für ihn. Aber wenn ich jetzt darüber nachdenke, ist seit einer Ewigkeit kein solches Paket mehr gekommen. Natürlich, Onkel Rufus ist älter geworden. Da ist es ganz normal, dass er bei seiner Arbeit kürzer tritt.“
„Was genau macht er damit … mit dem Inhalt, meine ich?“
Isabella betrat vor ihm den Lift und warf ihm über die Schulter einen beinahe vorwurfsvollen Blick zu. Jack fürchtete schon, er hätte zu viel gefragt. Dann schien sie sich zu besinnen und mögliche Bedenken beiseite zu schieben.
„Im Keller haben die Onkel ein Labor, oder einen Arbeitsraum, wie man das nennen mag. Onkel Frank hat dort seine botanischen Funde skizziert, katalogisiert und aufbewahrt. Onkel Rufus ist Spezialist für Ägyptologie. Er erhielt viele Fundstücke, die andere Forscher nicht zuordnen konnten. Oder er wurde um Bestätigung gebeten, wenn sich Kollegen bei ihren Vermutungen nicht sicher waren. Onkel John arbeitete früher als Geologe. Sie haben sich zwar längst zur Ruhe gesetzt, aber er benutzt seine Scheuertrommel noch, um Steine zu polieren, die er gefunden hat.“
„Interessant“, sagte er. „Und die anderen?“
„Ihre Fruchtbarkeitsforschungen haben sie im Labor meines Vaters in der Klinik durchgeführt. Der Raum hier im Haus ist nur für die Tüfteleien der anderen gedacht. Die richtige Arbeit haben sie früher fast immer vor Ort erledigt.“
Der Aufzug hielt an. Die Tür ging auf. Jack wartete, um Isabella den Vortritt zu lassen. Als sie keine Anstalten machte auszusteigen, sah er sie an. Sie blieb bewegungslos stehen und betrachtete sein Gesicht. Verdammt, er hatte zu viele Fragen gestellt.
„Ist alles in Ordnung?“
Sie starrte ihn weiter an. Nach einem Augenblick nickte
Weitere Kostenlose Bücher