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Eiskalte Versuche

Eiskalte Versuche

Titel: Eiskalte Versuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: McCall Dinah
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tiefer liegenden Hänge; weiter oben gab es als einzige Abwechslung im grauen Gestein zerklüftete Felsnasen, auf denen Adler ihre Horste bauten.
    Die großartige Weite dieser Bergwelt überwältigte Jack, der in den feuchtwarmen Niederungen Louisianas aufgewachsen war. Hier fühlte er sich, als stände er auf dem Dach der Welt. Er drehte sich dem Wind entgegen, tat einen tiefen Atemzug und genoss es zu spüren, wie die prickelnd frische Luft ihn belebte.
    Neben ihm stand Isabella und sagte nichts. Sie kämpfte mit ihren eigenen Empfindungen. Zu Beginn ihres Ausflugs war sie angespannt gewesen, doch je länger die Fahrt dauerte, desto leichter war ihr zu Mute. Jack spürte, dass die Landschaft auch sie zur Ruhe kommen ließ.
    „Alles in Ordnung?“ fragte er.
    Sie nickte.
    „Sind Sie froh, mitgefahren zu sein?“
    Sie wandte ihm das Gesicht zu, doch er konnte den Ausdruck darin nicht deuten.
    „Ja, ich bin froh.“
    „Wie hoch sind wir, was schätzen Sie?“ fragte er.
    Sie ließ den Blick zu den Gipfeln jenseits des Cañons schweifen.
    „Ich weiß nicht. Zweitausend, vielleicht auch zweitausendfünfhundert Meter. Warum fragen Sie?“
    „Meine Ohren klingen.“
    Sie verzog den Mund zu einem spitzbübischen Grinsen. „Ich kann nichts hören.“
    Überrascht, dass sie ihn neckte, zupfte er an einer ihrer langen Haarsträhnen und lächelte.
    „Das ist nicht witzig, Tinkerbell.“
    „Was haben Sie zu mir gesagt?“
    Nun grinste er. „Wie? Wollen Sie behaupten, Sie hätten keinen Spitznamen?“
    „Nein, habe ich nicht.“
    „In der Schule gab es keinen kleinen Frechdachs, der Issy oder Bella zu Ihnen gesagt hätte?“
    „Nein, nie.“
    Er schüttelte den Kopf. „Ich glaube, Ihr Leben war sehr behütet.“
    Isabella wandte sich jäh ab, ging zum Wagen und öffnete den Kofferraum. Sie begann, die mitgebrachten Picknicksachen herauszuholen. Jack begriff beinahe sofort, dass er etwas Falsches gesagt hatte. Er kam hinterher und strich ihr sanft mit der Hand über den Rücken.
    „Isabella … es tut mir Leid. Das war dumm von mir … so etwas hätte ich nicht sagen sollen.“
    Sie straffte sich, drehte sich zu ihm um und sah ihn an. In ihren Augen schimmerten Tränen.
    „Sie müssen sich nicht entschuldigen“, entgegnete sie. „Es ist nur alles so neu für mich. Mein Leben war tatsächlich behütet, aber bis vor wenigen Wochen wusste ich das nicht einmal.“ Sie versuchte, durch den Tränenschleier zu lächeln. „Übrigens, ich habe die Geschichte von Peter Pan und Tinkerbell immer geliebt. Sie war ein Mädchen … äh, eine Fee … die wusste, was sie wollte. Kein schlechtes Vorbild, finde ich.“
    „Isabella …“
    „Ja?“
    „Ich möchte Sie unbedingt küssen.“
    Oh Gott. So schnell schon.
    Sie sah auf seinen Mund und stellte sich vor, wie es sein würde, ihn auf ihren Lippen zu spüren. Jack kam näher, und Isabella verspannte sich. Sie dachte krampfhaft darüber nach, was sie sagen sollte. Nein? Bitte, ja? Im nächsten Moment umschlossen seine Hände ihre Wangen. Jack zeichnete mit dem Daumen ihre Unterlippe nach. Sie senkte die zitternden Lider und nahm seinen Atem auf ihrem Gesicht wahr. Dann spürte sie ihn. Seine Lippen berührten ihren Mund, zuerst zärtlich und forschend, dann immer drängender.
    Wie eine Schockwelle durchbrach das, was sie empfand, ihre Reserviertheit. Sie hatte das Gefühl zu vergehen, und ein sehnsuchtsvolles Verlangen, das sie nie gekannt hatte, breitete sich in ihr aus. Bevor sie gezwungen war, eine neue Entscheidung zu treffen, ließ er von ihr ab und schloss sie in die Arme.
    „Ganz ruhig“, sagte er leise. „Man nennt das ‚jemanden an sich drücken‘.“
    Den Kopf an seine Brust gelehnt, verbarg sie ein Lächeln.
    „Ich würde es als einen Annäherungsversuch bezeichnen.“
    Er schob ihr die Finger ins Haar, küsste sie auf den Scheitel; dann ließ er sie widerwillig los.
    „Ja, ich fürchte, so kann man es auch sehen. Und, was haben wir zu essen dabei?“
    Isabella zog eine Braue hoch und lächelte. „Typisch Mann.“
    Die Spannung zwischen ihnen verschwand vollständig. Isabella lächelte noch immer, als sie eine alte Decke aus dem Kofferraum holte und sie unter dem schützenden Dach der Kiefern ausbreitete. Jack folgte mit dem Picknickkorb. Bald hockten sie, in eine angeregte Unterhaltung vertieft, nebeneinander im Schneidersitz auf der Decke und packten das Essen aus, das die Köchin für sie vorbereitet hatte.
    „Es gibt Sandwiches mit Bacon und Tomate,

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