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Eiskalte Versuche

Eiskalte Versuche

Titel: Eiskalte Versuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: McCall Dinah
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sie.
    „Ich hoffe“, sagte sie ruhig, trat aus dem Fahrstuhl und verharrte kurz, um ihm noch einmal zu danken.
    „Keine Ursache“, erwiderte er und verfluchte sich stumm für seine Ungeschicklichkeit. „Ach … Isabella!“
    Sie blieb stehen. „Ja?“
    „Ich habe vor, heute die weitere Umgebung zu erkunden. Können Sie mir eine Empfehlung geben, welche Sehenswürdigkeiten ich nicht auslassen darf?“
    Die nagende Empfindung in ihrem Innern, dass etwas nicht stimmte, wurde schwächer. Ein Schriftsteller musste neugierig sein. Das gehörte zu seinem Beruf. Bevor sie ihm antworten konnte, stellte er noch eine Frage. Ihr Herz setzte einen Schlag aus.
    „Wie wäre es, wenn Sie mitkommen?“ fragte er. „Wir könnten ein Picknick einpacken, durch die Gegend fahren, und Sie zeigen mir alles, was sehenswert ist.“
    Sie wollte ablehnen, dann fiel ihr ein, wie zärtlich er sie gestern Abend gehalten hatte und wie es gewesen war, seinen Mund auf ihren Lippen zu spüren, als sie ihn küsste.
    „Ich werde mein bestes Benehmen an den Tag legen“, versprach er.
    Sie dachte darüber nach, wie sie ihm absagen konnte. Gleichzeitig fragte sie sich, was geschehen würde, wenn er sein bestes Benehmen einmal vergaß. Als er Bobby Joe Cage niederwarf, hatte sie für einen kurzen Moment etwas von der Leidenschaft gesehen, zu der er fähig war; und eben wieder, als er sich zwischen sie und Lawton Cage gestellt hatte. Gutes Benehmen war für Isabella ein Leben lang wichtig gewesen; jetzt merkte sie, dass ihre Wertvorstellungen sich veränderten. Vielleicht wäre dieser Wandel in jedem Fall eingetreten, doch seit dem Tod ihres Vaters nahm sie bewusster wahr, was in ihr vorging. Sie wollte lieben – und geliebt werden. Wie sollte das geschehen, wenn sie kein Risiko einging?
    „Gleich?“ fragte sie.
    „Ja.“
    „Ich muss mich zuerst umziehen.“
    „Dann warte ich.“
    „Und ich muss in der Küche Bescheid sagen, dass sie Sandwiches machen.“
    „Das kann ich erledigen.“
    Isabellas Augen verengten sich. Ihr Ausdruck wurde nachdenklich. „Kriegen Sie immer, was Sie wollen?“
    Jack klemmte sich seinen Umschlag unter den Arm und schob die Hände in die Taschen.
    „Sie kommen also mit?“
    Sie zögerte. Dann nickte sie.
    Er lächelte und sah sie lange an. Es war ein tiefer Blick. Isabella durchrieselte ein Schauer. Sie spürte das Kribbeln bis in die Zehenspitzen und wusste im selben Augenblick, dass dieser Mann in ihrem Leben eine Rolle spielen könnte – eine überaus wichtige Rolle.
    Bisher war sie ein einziges Mal verliebt gewesen oder hatte es zumindest geglaubt. Damals war sie ungefähr zwanzig gewesen. Nach vier Monaten schliefen sie und ihr Freund miteinander; eine Woche später ließ der Junge sie fallen. Das war ihre erste und einzige romantische Erfahrung geblieben. Damals hatte sie sich für die unpassende Leidenschaft geschämt und so lange in panischer Angst gelebt, bis ihre Periode endlich einsetzte. Sie hatte geschworen, sich nie wieder auf eine Beziehung einzulassen, es sei denn, dass mehr daraus werden konnte.
    Nun war Jack Dolan in ihr Leben getreten.
    Sie war keine zwanzig mehr, aber die Risiken blieben die gleichen.
    „Warten Sie in der Hotelhalle auf mich. Ich brauche nicht lange.“
    „Ich werde da sein.“
    Isabella erschauerte. Die ruhige Gewissheit in seiner Stimme wirkte erregend. Beim Weggehen stellte sie sich die Frage, ob sie es, bis sie ihn gleich wieder sah, wohl schaffte, die Gewissheit zu verdrängen, dass sie eines Tages nackt in seinen Armen liegen würde.

9. KAPITEL
    S ie waren fast zwei Stunden gefahren, und Isabella wurde lockerer. Jack hatte höfliches Interesse an den landschaftlichen Besonderheiten gezeigt und sie mit Scherzen zu unterhalten versucht. Langsam wich die Spannung zwischen ihnen, und es gelang ihr beinahe, sich einzureden, dass sie sich die erotische Anziehung nur eingebildet hatte.
    Beinahe.
    Aber nicht ganz.
    Jack stand an der Steilkante und blickte in das enge Cañontal tief unter ihm. Das üppig wachsende hohe Gras färbte sich schon braun; ein Zeichen, dass die herbstlichen Nachtfröste eingesetzt hatten. Die Ponderosakiefern, unter denen sie parkten, reckten sich hoch und gerade in den Himmel, als wollten sie dem ständig wehenden Wind hier oben trotzen. Auf der anderen Seite des Cañons türmten sich steile Berge, deren Gipfel schon eine weiße Haube trugen. In einigen Hochtälern hatten sich Schneewehen gesammelt. Fichten, Tannen und Kiefern sprenkelten die

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