Eiskalte Versuche
etwas mitzuteilen, und wir hören nicht hin. Bei zwanzig Versuchen waren wir einmal erfolgreich. Das ist kein gutes Ergebnis.“
„Aber Samuel hat behauptet, er hätte das Verfahren verbessert. Erinnerst du dich?“
Thomas schlug sich mit der Hand auf das Knie. „Wie oft muss ich es sagen? Samuel ist nicht hier. Wisst ihr genug über seine Methoden, um sie zu wiederholen?“
David nickte. „Ja … und wir haben bereits eine geeignete weibliche Person gefunden. Es ist die Frau, von der John gerade sprach.“
Jasper und Thomas machten ein verblüfftes Gesicht. „Aber wie …“
„Es war Schicksal“, sagte David. „Fragt John und Rufus.“
Die beiden Männer blickten sich an, dann sahen sie in die Gruppe.
„Es stimmt“, bestätigte John. „Wir haben gerade mit dieser Frau gesprochen. Heute Nachmittag um drei hat sie einen Termin bei David. Wenn sie körperlich in der Lage ist, ein Kind auszutragen, bin ich dafür, dass wir das Projekt durchführen.“
Auch Rufus gab mit einem Nicken seine Zustimmung und beugte sich vor.
„Sie hat Gott ihr Kind versprochen“, sagte er mit gesenkter Stimme.
Jasper runzelte die Stirn. „Was hat sie?“
„Sie sagt, sie hat zu Gott gebetet, er möge ihr ein Kind schenken. Als Gegenleistung will sie es zu seinem Diener erziehen … es soll sein Werk weiterführen, wie die Jünger, die Jesus folgten.“
„Ist sie verrückt?“ fragte Thomas.
David lächelte. „Nein. Nur entschlossen.“
Die Männer saßen da. Sie verdauten die Nachricht und erwogen die letzten Bedenken. Rufus erhob sich schließlich. Auf die Holzkiste am Boden starrend, dachte er an den Inhalt und daran, was sie erfahren hatten. Endlich wandte er sich an die anderen.
„Es wird Zeit, dass wir uns an die Arbeit machen, wenn wir Erfolg haben wollen. John, du fasst das eine Ende der Kiste, und Jasper, du nimmst das andere. Und seid vorsichtig. Wir haben nur wenig Material zur Verfügung.“
David verschloss die Tür zu seiner Zimmerflucht von innen, legte zusätzlich die Sicherheitskette ein und schob den Riegel vor. Dann packte er einen Stapel mit Labormänteln auf den Unterarm und ging ins Schlafzimmer. Seine Kollegen folgten ihm. David öffnete die Tür zu dem begehbaren Kleiderschrank, schob einen großen Pulloverstapel beiseite und drückte auf das Regalbrett. Sofort löste sich eine breite Holzplatte aus der Rückwand und glitt in eine Maueraussparung.
„Nach euch“, sagte David ruhig.
Einer nach dem anderen traten die Männer durch die Öffnung. David ging als Letzter und drückte einen Knopf. Die Rückwand schloss sich wieder, während der hinter dem Schrank verborgene Aufzug, in dem sie standen, beinahe geräuschlos zu sinken begann. Wenige Augenblicke später hielt er an. Die fünf Männer stiegen aus und gingen in einen Tunnel, auf die Elektrowagen zu, die in einer Reihe hintereinander an der Wand standen.
Wortlos stiegen sie ein, sich zu zweit ein Fahrzeug teilend. Nur David nahm allein im ersten Wagen Platz. Er drehte den Schlüssel um, und der Wagen rollte tiefer in den Tunnel hinein. Eingelassene Lampen in der Decke säumten den durch viele Fahrten vertrauten Weg. Die anderen Männer fuhren hinterher, in Schweigen versunken. Ihre Gedanken waren bei der Aufgabe, die vor ihnen lag.
Die Fahrt endete einen knappen Kilometer hinter dem Aufzug, tief im Bauch des White Mountain. Die fünf Männer stiegen aus und gingen weiter bis vor eine schwere Stahltür. Die Tür war fensterlos und glatt, ohne Knauf oder Klinke zum Öffnen. An der Wand daneben befand sich ein kleiner schwarzer Kasten mit einem Tastenfeld. David tippte den Zugangscode ein. Sofort sprang die Tür nach innen auf. Gleichzeitig schaltete sich die Beleuchtung ein. Aus den zahllosen Leuchtstoffröhren an der Decke flutete Licht in den Raum.
Die Männer blieben für einen Moment stehen. Ihr Blick ging zu den unterschiedlichen Laborbereichen, die sie vor langer Zeit eingerichtet hatten. Sie betrachteten die ultramoderne Ausrüstung auf den glänzenden Edelstahltischen.
David bewegte sich als Erster. Er legte einen Schalter um. Bildschirme und Displays flackerten auf. Dann reichte er jedem seiner Kollegen einen Labormantel.
„Ihr wisst, was zu tun ist“, sagte er. „Ich komme später wieder, nach meinem Treffen mit Maria Silvia.“
„Was ist, wenn sie …“
„Für Zweifel und Bedenken ist es jetzt zu spät“, sagte David. „Fangt einfach an. Meine innere Stimme sagt, wir haben nicht mehr viel Zeit zur
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