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Eiskalte Versuche

Eiskalte Versuche

Titel: Eiskalte Versuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: McCall Dinah
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Frank begraben worden. Einen anderen Teil hatte sie auf dem Fußboden des Friseursalons gelassen. Jetzt musste sie entdecken, was von ihr übrig geblieben war. Noch einen Blick in den Rückspiegel werfend, gab sie Gas und ließ eine Staubwolke hinter sich.
    Ungefähr vier Kilometer vom Hotel entfernt sah sie einen Mann am Straßenrand, der ihr entgegenkam.
    John Running Horse. Du liebe Güte, was trieb er hier draußen, mitten in der Einöde? Sie bremste ab und hielt neben ihm an.
    „John … ich bin es, Isabella. Soll ich Sie in die Stadt zurückfahren?“
    John schüttelte den Kopf, langsam, wie in Zeitlupe. Er spähte sie durch den Vorhang seiner Haare an, die ihm ins Gesicht gefallen waren.
    „Kann nicht mitfahren. Bin unterwegs nach Memphis. Muss meine Momma finden.“
    „Die Fahrt würde nicht lange dauern“, sagte Isabella.
    „Kann nicht mitfahren“, wiederholte er. „Haben Sie eine Gitarre?“
    „Nein, John. Leider nicht.“
    „Ich kann singen“, beteuerte er. „Hätte ich eine Gitarre, könnte ich singen. Meine Momma hört mich gern singen.“
    „Ja, dann“, sagte Isabella. „Auf Wiedersehen. Machen Sie’s gut.“
    Sie beschleunigte langsam, um keinen Staub aufzuwirbeln, bis sie weit genug von John entfernt war. Vor der nächsten Kurve warf sie einen Blick in den Rückspiegel. John war nur ein kleiner Punkt in der Landschaft, aber sie konnte sehen, dass er beständig weiterging.
    Ihr Herz tat weh bei dem Gedanken, dass dieser Mann, obwohl er groß und kräftig war, den Verstand eines Kindes hatte – und den schien er jetzt auch verloren zu haben.

11. KAPITEL
    I sabella bog auf den Parkplatz von Abbott House ein und fuhr hinter das Hotel, wo sie den Wagen in der frei stehenden Garage abstellte. Beim Aussteigen nahm sie ihre Handtasche und hängte sie sich mit dem Tragegurt um den Hals, damit sie die Hände für die Einkaufstüten frei behielt. Sie hatte die Wagentür geschlossen und drehte sich um, als plötzlich Victor Ross im Garagentor stand.
    „Victor! Haben Sie mich erschreckt“, sagte Isabella.
    „Tut mir Leid. Kann ich Ihnen helfen, die Tüten ins Haus zu tragen, Miss Abbott?“
    Isabella lächelte. „Ja, das wäre eine große Hilfe. Vielen Dank.“
    Sie reichte ihm die schwerere der beiden Tüten. Dann machten sie sich zusammen zum Lieferanteneingang auf den Weg.
    „Nun, wie ist es, Victor? Haben Sie sich überlegt, ob Sie bleiben wollen?“
    „Ich denke noch darüber nach. Das Angebot ist wirklich großzügig.“
    Wieder lächelte Isabella. „Sie leisten gute Arbeit.“
    Er nickte. „Vielen Dank.“
    Sie betraten den Hotelbereich über die Küche und gingen durch die Halle weiter. Am Empfang blieben sie stehen.
    „Wo soll ich das abstellen?“ fragte Victor.
    „Macht es Ihnen etwas aus, die Tüte noch etwas länger zu tragen? Meine Wohnung befindet sich im Erdgeschoss, gleich hinter dem Treppenhaus.“
    „Ich würde mich geehrt fühlen.“
    Isabella lachte, und sie gingen weiter. „Ich fürchte, eine Tüte mit Toilettenartikeln zu tragen bringt nicht viel Ehre ein, aber ich weiß Ihre Hilfe zu schätzen.“
    Beinahe hätte er gelächelt. Sie hatte den Eindruck, ein Lächeln war keine Selbstverständlichkeit für ihn.
    „Da sind wir.“ Sie holte ihr Schlüsselbund heraus und suchte den passenden Schlüssel. Das Schlüsselbund fiel herunter.
    „Erlauben Sie.“ Victor trat vor und hielt den Ring mit den Schlüsseln in der Hand, bevor Isabella begriff, was geschah.
    Zu ihrer Überraschung fand er sofort den richtigen Schlüssel. Er schob ihn ins Schloss und drehte um. Der Schließmechanismus klickte, und die Tür schwang nach innen auf.
    Victor zog den Schlüssel ab und machte Isabella Platz.
    „Nach Ihnen, Miss.“
    Verblüfft über seine guten Manieren, betrat sie die Wohnung und vergaß, den Schlüsselring zurückzufordern. Auf dem Weg in die kleine Küche bemerkte sie, dass er ihr nicht gefolgt war. Sie wandte sich um. Er stand noch immer an der Tür, die Einkaufstüte in der Hand.
    „Stellen Sie sie auf den Stuhl dort drüben“, sagte sie. „Und nochmals vielen Dank für Ihre Hilfe.“
    „Gern geschehen, Miss Abbott“, sagte er und wollte gehen.
    „Warten Sie!“ rief Isabella.
    Victor blieb stehen und verfluchte sein Pech. Er hatte nicht die Zeit gehabt, den Wohnungsschlüssel vom Ring zu schieben.
    „Da Sie gerade hier sind“, sagte Isabella, „kann ich Ihnen gleich den Lohn auszahlen, wenn es Ihnen recht ist. Ich nehme an, Sie haben kein Konto bei einer

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