Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eiskalte Versuche

Eiskalte Versuche

Titel: Eiskalte Versuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: McCall Dinah
Vom Netzwerk:
Verfügung, in mehr als nur einer Hinsicht.“
    Er verließ das Großraumlabor, während die anderen sich über einen der Arbeitstische beugten und zusahen, wie Rufus zwei Skelettteile aus der Holzkiste hob. David schloss die Tür hinter sich und fuhr mit einem der Elektrowagen zurück zum Hotel. Er wollte zu der Verabredung mit Maria nicht zu spät kommen.
    Es war nachmittags um achtzehn Minuten nach drei, als Jack auf eine kleine Hochfläche an der Steilseite des White Mountain traf. Er war seit fünf Stunden unterwegs. Noch immer hatte er keine Spuren gefunden, die darauf hingewiesen hätten, dass der Mann, nach dem er suchte, sich hier oben versteckte. Außerdem machte ihm die große Höhe zu schaffen. Sein Herz hämmerte, und immer wieder wurde ihm schwindlig, sodass die Landschaft vor seinen Augen verschwamm. Der Wille zum Durchhalten war da, aber er musste einsehen, dass er weiter hinauf nicht gelangen würde. Er schalt sich, keine Sauerstoffflasche mitgenommen zu haben. Die Arme aus den Trageriemen seines Rucksacks ziehend, hockte er sich auf einen Felsvorsprung und ließ den Kopf zwischen die Knie sinken.
    Langsam beruhigte sich sein Herzschlag wieder, und die Schlieren vor seinen Augen verschwanden. Während er dasaß, hörte er hoch am Himmel einen schrillen Schrei. Er hob den Blick und sah einen Adler seine Kreise ziehen. Der Vogel nutzte die Luftströmung aus und schraubte sich, mit seinen gewaltigen Schwingen gleichmäßig schlagend, immer höher hinauf.
    „Ich bin also nicht der einzige Jäger“, sagte Jack zu sich selbst, nahm seinen Rucksack auf die Knie und zog eine Wasserflasche heraus.
    Er trank lange und reichlich. Dann stellte er die Flasche neben sich ab, steckte ein paar Nüsse in den Mund und begann zu kauen. Langsam normalisierte sich sein Stoffwechsel wieder. Zufrieden, den Abstieg antreten zu können, packte er seine Sachen zusammen und schulterte den Rucksack. Er wollte den Weg einschlagen, über den er gekommen war, und blieb stehen. Jetzt war er bis hierher hinaufgestiegen, ohne die geringste Spur zu finden. Einfach umzukehren und zu wissen, dass er nichts mehr finden würde, war eine Zeitverschwendung, die er sich nicht leisten könnte. Er entfaltete die Wanderkarte, die Isabella ihm gegeben hatte, und suchte seinen ungefähren Standort. Wenn er fünfhundert Meter weiter nach Osten ging, kreuzte er den anderen Weg, von dem sie gesprochen hatte. Sollten sie in der Zentrale falsch liegen mit ihrer Vermutung, dass der Mörder sich in den Wäldern des White Mountain versteckt haben könnte, hatte er zumindest alles getan und auf dem Weg nach unten noch mehr Gelände erkundet.
    Jack überprüfte die Richtung mit seinem Kompass und ging los. Innerhalb von dreißig Minuten hatte er den anderen gekennzeichneten Weg gefunden und marschierte talwärts. Er erwartete, kurz vor Einbruch der Dunkelheit wieder am Hotel zu sein.
    Ungefähr eine Stunde später hatte er wieder Durst und machte Halt. Während er trank, fiel ihm auf, dass er von seinem Standpunkt aus das Hoteldach erkennen konnte. Neugierig zog er sein Fernglas heraus, stellte die Schärfe ein und suchte die nähere Umgebung des Hauses ab. Nach wenigen Minuten sah er, wie eine Gestalt aus dem Schuppen trat. Das musste Victor Ross sein, der Gärtner. Stirnrunzelnd verfolgte er den Weg des Mannes, bis er durch eine Hintertür ins Hotel verschwand. Jack steckte das Fernglas wieder ein und setzte seine Wanderung fort.
    Später dachte er, wäre sein Schnürsenkel nicht offen gewesen, hätte er nie das längliche Metallstück entdeckt, das zwischen heruntergefallenen Blättern am Boden glänzte. Er schob Erde und Laub beiseite und sah ein kleines Taschenmesser, das Ähnlichkeit mit dem Schweizer Armeemesser hatte. Es besaß viele kleine Schneiden für unterschiedlichste Zwecke; ein Instrument diente als kombinierter Dosenöffner und Korkenzieher. Erst als Jack die Schneiden wieder zusammenschob, entdeckte er das seltsame Zeichen am Griff. Er hielt das Messer schräg, um die Gravur besser erkennen zu können. Sekunden später riss er den Kopf hoch und blickte um sich. Nichts war zu sehen oder zu hören, das darauf hindeutete, er könnte beobachtet werden – was keine Beruhigung für ihn war. Das Messer, das er gefunden hatte, war nichts Besonderes, wohl aber die Herkunft. Es stammte aus sowjetischer Fabrikation. Die Wahrscheinlichkeit, dass es nicht dem Mann gehörte, nach dem er suchte, war verschwindend gering. Jack Dolan ging gern auf

Weitere Kostenlose Bücher